Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sparkassen-Chef Schmuck verlängert
Silvester läuft sein Vertrag aus, am 3. Januar wird er 65 Jahre alt. Doch Michael Schmuck geht noch nicht in Pension. Der Sparkassen-Chef begleitet noch bis zum Sommer 2023 die Kollegen der nächsten Vorstandsgeneration.
RHEIN-KREIS Auf der Chefetage der Sparkasse Neuss rückt der Generationswechsel näher. Mit Carsten Proebster (50), seit 2018 Vorstand, und Markus Longerich (41), der zu Jahresbeginn zum stellvertretenden Vorstandsmitglied aufstieg, gehören bereits zwei Vertreter der nächsten Generation dem Führungsgremium an. Derweil läuft der aktuelle Fünf-Jahresvertrag von Volker Gärtner (61) Ende des Jahres aus, der anschließend in den Ruhestand wechselt. Auch der Vertrag von Michael Schmuck (64) endet Silvester, doch der Vorstandsvorsitzende wird in die Verlängerung gehen. Er soll die beiden nachrückenden Kollegen bei der Übernahme der Führungsaufgaben für eineinhalb Jahre, also bis Sommer 2023, noch „begleiten“.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke bestätigte als Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates auf Anfrage unserer Redaktion die vorbereiteten Personalien, die zum Teil noch von der Zweckverbandsversammlung auf deren Sitzung Mitte Juni genehmigt werden müssen. Er begrüße die nun gefundene Lösung, die mit Michael Schmuck den erfahrenen Sparkassen-Chef noch für eine gute Weile auf der Kommandobrücke sehen werde: „Seine Kompetenz tut der Sparkasse gut.“
Was Petrauschke nicht sagt: Der Verwaltungsrat und mit ihm dessen Vorsitzender gewinnen so Zeit, einen neuen Vorstandsvorsitzenden auszuwählen. Petrauschke räumt ein, dass mit Proebster und Longerich zwei potenzielle Schmuck-Nachfolger in einem „Schaulaufen“gesehen werden könnten. „Aber wer sagt denn, dass wir schon alle Kandidaten kennen?“fragt Petrauschke und gibt selbst eine Antwort: „Gut möglich, dass der neue Sparkassen-Chef auch von außen kommt.“Er sei jedenfalls sicher, dass „wir einen geeigneten Vorstandsvorsitzenden finden werden“.
Auch Michael Schmuck ist sich sicher, dass seine beiden jungen Vorstandskollegen „keine Konkurrenten sein werden“, dafür „identifizieren
sie sich viel zu sehr mit unserer Sparkasse“. Wie immer in vergleichbaren Situationen bei der Sparkasse, so werde auch dieses Mal wieder ein „Teamentwicklungsprozess“aufgesetzt. Am Ende, so Schmuck, werde der Vorstand einen Personalvorschlag für die neue Führungsmannschaft machen. Die Entscheidung liege aber letztlich beim Verwaltungsrat.
Mit Carsten Proebster und Marcus Longerich seien, so Schmuck, „Wunschkandidaten“in den Vorstand berufen worden. Beide arbeiten seit rund 20 Jahren für die Sparkasse Neuss und hätten in dieser langen Phase dargelegt, dass sie als Spitzenmanager qualifiziert seien. Sparkassen-Chef Schmuck wirbt dafür, dass auch nach seinem Ausscheiden ein dreiköpfiger Vorstand die Sparkasse Neuss leiten wird. Dabei verweist er auf die Größe des Finanzhauses, dass mit einer Bilanzsumme von 7,3 Milliarden Euro weiterhin zu „den zehn Prozent der größten deutschen Sparkassen zählt“. Außerdem stehe die Finanzwelt
vor großen Umbrüchen und Herausforderungen, die zu meistern seien. Schließlich erinnert Schmuck an „die große Nähe zur Gesellschaft“, die auch viel Zeit für repräsentative Aufgaben erfordere.
Eine Aufgabe, der sich in den vergangenen Jahren vor allem Volker Gärtner stellte. Die jetzt gefundene Lösung bezeichnet Gärtner als „völlig in Ordnung“und er gehe Eigentümer: Stadt Neuss 50 Prozent, Rhein-Kreis 34,53 %, Stadt Kaarst 9,74 % und die Stadt Korschenbroich 5,73 %. Bilanzsumme 7,3 Milliarden Euro Kunden-Einlagen 6,1 Milliarden Kunden-Kredite 5,8 Milliarden Stiftungen 7 mit einem Gesamtstiftungskapital von 30 Millionen Mitarbeiter 1000
Vorstand Michael Schmuck (Vorsitzender), Volker Gärtner, Carsten Proebster und Marcus Longerich (stellvertretendes Mitglied). mit der Überzeugung in den Ruhestand, „dass es mir gut tut, etwas mehr Zeit für mich zu haben“. Der Volljurist kam bereits 1986 zur Sparkasse nach Neuss, bezeichnet die früheren Vorstandschefs Karl-Heinz Wollenhaupt und Heinz Welter als Persönlichkeiten, „die mich entwickelt haben“. Gärtner stuft sich aber als „jung genug“ein, um sich künftig als niedergelassener Rechtsanwalt
zu engagieren. Derzeit prüfe er ein Angebot aus dem Rhein-Kreis Neuss.
Negativzinsen und die Pandemie drücken die Ertragskraft der Kasse. „Bei diesen Rahmenbedingungen sind wir als Sparkasse solide durch das vergangene Jahr gekommen“, sagt Petrauschke. Dabei wurde die Belegschaft kleiner.
In den vergangenen fünf Jahren wurden 150 MAK (Mitarbeiterkapazitäten) abgebaut, ohne Kündigungen, nur durch Ausnutzen der Fluktuation. Aktuell arbeiten noch rund tausend Menschen für die Sparkasse Neuss, die ihre MAK-Zahl mit 850 angibt.
Zu den Herausforderungen zählt auch die Digitalisierung. Die meisten Kunden, so Schmuck, seien digital unterwegs. Gleichzeitig wolle die Sparkasse mit ihrem Filial- und Servicenetz in der Fläche bleiben. „Wir versuchen, diesen Spagat hinzukriegen“, sagt Schmuck, der noch zwei Jahre an Bord bleibt, um das Feld für und mit seinen Nachfolgern zu bestellen – Digitalisierung inklusive.