Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt soll sich am Flutgraben entwickeln
Spätestens bis zum Herbst will die Ratskooperation einen Verfahrensvorschlag für das Flutgraben-Viertel entwickeln. Wohnen, Bildung, Kultur und Erholung sollen dort unter einen Hut gebracht werden. Und was wird aus den Schützen?
GREVENBROICH Ein Projekt, das in den vergangenen Jahren bereits mehrfach auf der politischen Tagesordnung stand, will die Ratskooperation endlich voran bringen. SPD, Grüne und Mein Grevenbroich arbeiten in ihren Zoom-Konferenzen zurzeit an Ideen für eine Neugestaltung der Areale am Flutgraben. „Bis zur Sommerpause, spätestens im Herbst wollen wir einen Verfahrensvorschlag präsentieren“, sagt SPD-Fraktionschef Daniel Rinkert.
Es geht um die Grundschule an der Graf-Kessel-Straße, die Kita am Hartmannweg, den Kirmes- und den Schützenplatz sowie um das seit Jahren brach liegende ehemalige Bauhof-Gelände – alles in allem um eine Fläche von rund 15.000 Quadratmetern. „Diesen Teil der Innenstadt wollen wir in den kommenden Jahren komplett neu gestalten“, berichtet Rinkert. Wohnen, Bildung und Naherholung sollen dort unter einen Hut gebracht werden. Ebenfalls die Kultur, zu der die Ratskooperation ausdrücklich auch das Schützenwesen zählt.
Die drei Fraktionen haben bereits eine Grundidee entwickelt, mit der sie allerdings noch nicht an die Öffentlichkeit treten wollen – weil an etlichen Stellschrauben noch gedreht werden müsse. Wesentlicher Bestandteil ihrer Überlegungen ist der Neubau eines sogenannten „Bildungs-Campus“. Konkret: Die (zu klein gewordene) Grundschule und die (stark sanierungsbedürftige) Kindertagesstätte sollen in einem Neubau zusammengelegt werden, gemeinsam mit der Volkshochschule. Wo? Darauf hat sich die Ratskooperation noch nicht festgelegt. Wichtig sei: „In diesem Bereich gibt es Grundstücke in Hülle und Fülle – und alle befinden sich im Eigentum der Stadt, was enorm von Vorteil ist“, betont Peter Gehrmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen.
Auf diesen Flächen sollen auch neue und bezahlbare Wohnungen gebaut werden – keine Betonklötze, sondern mit nachhaltigen Materialien errichtet. Rundum soll möglichst viel Grün entstehen, „um die neuen Häuser attraktiv in die Landschaft einzugliedern“, wie Gehrmann meint. Bei dieser Gelegenheit soll auch der Erft-Flutgraben sichtund erlebbarer gemacht werden.
Was den Platz der Republik betrifft: „Er soll – genau wie die gegenüber liegende Schützenwiese – in die Neugestaltung mit einbezogen werden“, betont Daniel Rinkert. „Diese große Freifläche muss nicht als Parkplatz genutzt werden – einerseits, weil es im Stadtzentrum keine Parkprobleme gibt, andererseits, weil der Autoverkehr in Zukunft nicht mehr eine solch große Rolle spielen wird wie heute.“Alternativ gebe es aber auch noch andere Möglichkeiten für Parkplätze.
Und die Schützen? Die gesamte Planung für das Flutgraben-Areal hänge letztlich entscheidend von der Frage ab, welche Fläche den Freunden des Sommerbrauchtums zur Verfügung gestellt werden könne, gibt der SPD-Fraktionschef zu. „Wir wollen auf jeden Fall einen zentralen Kirmesplatz schaffen“, macht Rinkert deutlich. Mit in die Überlegungen einbezogen wird ein Vorschlag von Martina Suermann. Die Fraktionsvorsitzende von Mein Grevenbroich hatte bereits 2017 angeregt, auf dem alten Bauhof-Gelände einen bewirtschafteten Parkplatz anzulegen, auf dem die Schützen im Sommer feiern könnten. Die Buden-Gasse könne sich von dort aus bis hin zum Alten Schloss erstrecken. „Auch das ist eine sehr interessante Variante“, meint Rinkert.
Mit ihrem Verfahrensvorschlag will die Ratskooperation einen Impuls für die Neugestaltung dieses Teils der Innenstadt geben. „Das kann einen riesigen Entwicklungsschub für Grevenbroich geben“, ist sich der SPD-Fraktionschef sicher. Erste Ideen könnten eventuell im Rahmen eines Wettbewerbs für Architekten und Stadtplaner konkretisiert werden. Letztlich gelte es, eine breite Bürgerbeteiligung herbeizuführen. „Ein solches Projekt kann und soll auch nicht ,par ordre du mufti' umgesetzt werden“, betont Daniel Rinkert.
Wann es mit der Neugestaltung des Viertels losgehen soll, ist unklar. Einen Zeithorizont haben sich die drei Fraktionen nicht gesetzt. Viel Zeit dürfe für den ersten Schritt aber nicht vergehen, meint Peter Gehrmann. „Denn die Grundschule an der Graf-Kessel-Straße platzt aus allen Nähten – und die Kita am Hartmannweg ist baufällig. Da muss etwas unternommen werden.“