Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wo Bäume und Sträucher gebaut werden
Das Jüchener Unternehmen Bella Planta ist Spezialist für Kunstbäume und Kunstpflanzen, oft mit Echtholz-Stämmen. Das Ergebnis ist täuschend echt. Lufthansa, BMW und Telekom gehören zu den Kunden, sogar bis Dubai wird geliefert.
JÜCHEN Vier Meter hoch ist die Birke – doch noch fehlt etwas. Von der Leiter aus setzt Adrian Ljubas einen Ast in den Stamm ein: Beim Unternehmen Bella Planta an der Neusser Straße wachsen Bäume nicht – sie werden gebaut. Der Spezialist für Kunstpflanzen beliefert von Jüchen aus Firmen und Privatkunden in ganz Deutschland und vielen anderen Ländern.
Angefangen hat alles mit „echten“Pflanzen. „1973 hat mein Mann ein Blumengeschäft gegründet, doch in den 90er Jahren ist er auf Kunstpflanzen umgestiegen“, erzählt Ulla Neuenhaus. Petar Budic und die 52-Jährige sind Geschäftsführer des heute Bella Planta heißenden Unternehmens, ihr Mann ist im Ruhestand.
Im rund 500 Quadratmeter großen Ausstellungsraum greift man fast unwillkürlich nach den Blättern des großen Ficus oder des Olivenbaums, die Blätter müssen doch echt sein. Nein, sind sie nicht, ebenso wenig wie die blaue Hortensie im Blumenregal. „Kunden haben uns schon erzählt, dass in ihrem Urlaub Nachbarn die Kunst-Bäume gegossen haben, oder dass Vögel darin nisteten“, berichtet Ulla Neuenhaus, die Jüchenerin ist gelernte Floristin.
„Jede von uns gefertigte Pflanze ist ein Unikat“, betont sie. Das Rohmaterial, Blätter und Zweige stamme aus China, in der Jüchener Manufaktur für Kunstpflanzen entsteht dann die individuell gestaltete Pflanze. Oft ist ein Teil von ihr „echt“. „Eine Spezialität von uns sind Bäume auf Naturholz-Stämmen“, erzählt Neuenhaus beim Rundgang. Auch die langen Bambusstäbe, die an einer Wand auf Verarbeitung warten, sind natur. „Wir hatten auch Kunden, deren Olivenbaum abgestorben ist, und die bei uns einen Baum mit dem alten Stamm bestellt haben“, erzählt sie. „Echte Stämme verwenden wir aber nur im Innenbereich, draußen könnten sie verfaulen, erklärt Petar Budic. Zum Fertigungsprozess: Äste werden laut
Budic in ein gefrästes Loch im Naturstamm eingeschraubt, die Stelle werde dann mit mit einer Masse kaschiert. Zweige würden am Ast verklebt. Für Messen und die Grün-Ausstattung von Firmenräumen
liefert das Unternehmen mit neun Beschäftigten. Rund die Hälfte der Aufträge stammt aber von Privatkunden. „Unsere Kunstpflanzen sind eine Lösung beispielsweise dort, wo es für natürliche Pflanzen zu dunkel ist, oder wo eine ausreichende Bewässerung nicht möglich ist“, schildert Budic. Und natürlich bestellen auch Kunden, denen die Zeit zur Grünpflege fehlt, etwa weil sie viel unterwegs sind. „Wir wollen Natur nicht verdrängen, verstehen unsere Erzeugnisse als Ergänzung“, betont der 38-Jahre alte Wirtschaftsinformatiker aus Neuss. In seinem heimischen Garten sei alles natur, nur vor dem Haus stünden zwei künstliche Buchs-Kugeln. Bestellungen kommen aus der Region ebenso wie aus der Schweiz, aus Spanien oder Dubai. Die Grün-Erzeugnisse von Bella Planta wurden nach 3M ebenso wie ins Arbeitsamt in Grevenbroich geliefert. Den mit acht Meter bislang höchsten Baum, eine Camelie, erhielt die Telekom. Und für den Film „Monuments Men“(erschienen 2014) mit George Clooney habe das Unternehmen, wie Ulla Neuenhaus erzählt, Blätter als Rohmaterial geliefert, da die Bäume zur Zeit der Dreharbeiten keine Blätter trugen.
Während der Corona-Pandemie, in der viele ungewohnt oft zu Hause sind stellt die Jüchenerin fest, „dass Hecken aus Kunstpflanzen als Sichtschutz zunehmend gefragt sind“. Viele wollten es zu Hause schöner haben und sich zugleich vor Blicken von Nachbarn schützen.
Laut Neuenhaus gibt es auch Materialen, die „kälte- und extrem UV-Licht-resistent“seien. Und wie sieht es angesichts des verwendeten Kunststoffs mit dem Umweltschutz aus? „Das verwendete Material ist hochwertig, die Pflanzen müssen nicht alle zwei Jahre neu gekauft werden, sondern sie halten zehn bis 15 Jahre“, sagt Budic.