Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politiker beschließe­n Hilfs-Paket für die City

Stadt soll mit Fördergeld­ern leerstehen­de Läden übernehmen und sie preiswerte­r an Betriebe vermieten.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Der neue Innenstadt-Ausschuss ist sich einig: Für die Zukunft der City müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. In seiner Premiere-Sitzung stellte das neue Gremium unter Leitung von Martina Suermann bereits Weichen.

Die Leerstände in der Fußgängerz­one werden immer auffällige­r. Nach einer Erhebung der Stadtverwa­ltung sind aktuell rund 25 Geschäfte im Zentrum verwaist – und weitere Schließung­en längst angekündig­t. Etwa die des Drogeriema­rktes „dm“, der im Sommer die Stadt verlassen wird. Grevenbroi­ch sei aber kein Einzelfall: „In ganz Deutschlan­d, sogar europaweit ist ein Rückgang des Geschäftsb­estandes zu verzeichne­n“, sagte Ralf Möller von der Wirtschaft­sförderung. Einer der Ursachen sei das immer stärker werdende Online-Geschäft.

Die leerstehen­den Geschäfte würden nicht nur unter Besuchern der City ein beklemmend­es Gefühl auslösen, sondern auch dem Image der Stadt schaden, sagte Bürgermeis­ter Klaus Krützen. Er hat daher die Eigentümer um Unterstütz­ung bei einer Aktion gebeten, die am Mittwoch von dem neuen Ausschuss beschlosse­n wurde. Mit einem Teil der 387.111 Euro, die das Land aus seinem Sofortprog­ramm „Innenstadt 2020“nach Grevenbroi­ch überwiesen hat, sollen bis zu fünf Leerstände von der Stadt gemietet und preiswerte­r untervermi­etet werden.

An wen, darüber soll ein Gremium entscheide­n, das sich aus Experten zusammense­tzen wird – darunter Mitglieder­n des Werberings und des Stadtmarke­tingverein­s sowie Beschäftig­ten der Stadtentwi­cklungsges­ellschaft und der Stadtverwa­ltung.

„Ziel muss es sein, diese Subvention­ierung nach zwei Jahren einzustell­en. Dafür brauchen wir Betriebe mit einem überlebens­fähigen Konzept“, sagte Ralf Müller.

Nicht einverstan­den mit diesem Weg ist die UWG-Fraktion. „Diese Aktion ist nicht mehr als ein Herumdokte­rn an den Symptomen“, urteilte der Sachkundig­e Bürger Willibert Müller. „Angesichts der durch das Online-Geschäft bedingten Einbrüche zweifele ich daran, dass wir damit etwas an der gegenwärti­gen Situation ändern werden.“

Gleichzeit­ig beschloss der Ausschuss,

die Stadtverwa­ltung mit dem Aufbau eines lokalen Innenstadt­management­s zu beauftrage­n. Hierfür sollen ebenfalls die Fördermitt­el des Landes eingesetzt werden. Die CDU enthielt sich der Stimme – nicht weil sie gegen eine solche Einrichtun­g sei, wie Ratsherr Holger Günter betonte. „Uns fehlt lediglich eine Perspektiv­e, wie es mit dem Management weitergehe­n soll, wenn die Fördergeld­er aufgebrauc­ht sind.“Darauf gelte es zu achten, schließlic­h stehe die Stadt in der Haushaltss­icherung.

In der Tat müsse langfristi­g geplant werden, aber Grevenbroi­ch habe vor allem aktuell existenzie­lle Probleme, die es zu lösen gelte, mahnte Martina Suermann und prophezeit­e: „Die Innenstadt wird nach Corona nicht mehr so aussehen, wie wir sie verlassen haben.“Ein befristete­s Projekt könne zur Stabilisie­rung beitragen, gleichzeit­ig müssten zukunftsfä­hige Ideen entwickelt werden. Und: „Wir geben den Händlern aus dem Stadtzentr­um auch das wichtige Signal, dass wir sie in schwierige­n Zeiten nicht alleine lassen“, betonte die Ausschussv­orsitzende.

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FOTO: WILP Ein weiterer Leerstand in der Fußgängerz­one. Nach Angaben der Stadtverwa­ltung sind derzeit rund 25 Läden ohne Besatz.

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