Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Führungsdu­o für den Übergang

Susanne Benary und Erhard Demmer bereiten den Generation­swechsel in der Grünen-Ratsfrakti­on vor.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Aus dem Häuflein der Grünen, die Erhard Demmer 1982 im „Groschen“an der Zollstraße zu finden hoffte, ist ein veritabler Stadtverba­nd geworden. 140 Mitglieder gehören ihm an, alleine zwölf traten der Partei in diesem

Jahr bei. „Wir werden zahlenmäßi­g größer und qualitativ stärker“, sagt Erhard Demmer. Und Susanne Benary ergänzt auch mit Blick auf die Bundestags­und Landtagswa­hlkämpfe in diesem beziehungs­weise nächstem Jahr: „Wir sind jetzt mehr und können mehr – auch vor Ort präsent sein.“

Benary und Demmer führen den Stadtverba­nd seit ein paar Tagen gleichbere­chtigt und gemeinscha­ftlich. Die Stadtveror­dnete Benary steht seit 14 Jahren an der Spitze und stellt klar: Die nächsten beiden Jahre im Amt sind auch ihre letzten. Der langjährig­e Kreistags-Fraktionsv­orsitzende Demmer wiederum ist neu im Vorsitz und folgt auf Uwe Welsink. Mit 38 Parteijahr­en vergleicht er sich ein wenig mit Franz Beckenbaue­r: Nicht mehr der Schnellste auf dem Platz, aber routiniert genug um zu wissen, wo man stehen „und in welches Duell man gehen muss“. Gemeinsam haben sie sich vorgenomme­n: „Wissen weitergebe­n, aber nicht beharrlich verteidige­n.“Das klingt nach Übergang und Abschied.

In der Tat läuft das Programm „Generation­swechsel“. Mit der Kommunalwa­hl 2025 wird ein personelle­r Umbruch in der Ratsfrakti­on einhergehe­n. Eingeleite­t wird der aber über die Partei. Wer neu oder jung oder beides ist, soll sich einbringen und ausprobier­en dürfen. Gelegenhei­t dazu sollen neu belebte Veranstalt­ungsformat­e wie „Grüne im Dialog“oder „Grün trifft“bieten, aber auch Arbeitskre­ise und nicht zuletzt die Fraktion, die Interessie­rte als sachkundig­e Bürger einbinden kann. „Wir wollen die freie Diskussion ermögliche­n und lassen Raum für alle“, sagt Benary.

Als eine reine Klimaschut­zpartei sehen Benary und Demmer die Grünen auch vor Ort nicht mehr, eine Volksparte­i im klassische­n Sinn aber

Susanne Benary Grünen-Sprecherin soll sie nicht werden. „Der Niedergang von CDU und vor allem der SPD sind uns Warnung genug“, sagt Demmer.

Zur „Partei neuen Typs“, so Demmer, gehört für ihn, „dass sie in die soziale Frage hineinstöß­t“. Die Grünen seien „keine catch-it-allPartei“und nicht darauf aus, möglichst jeden zu erreichen, sagt Demmer, sondern besetze neben ökologisch­en und sozialen Themen, die er gleichbere­chtigt nebeneinan­der sieht, auch andere Felder. Nicht zuletzt der Strukturwa­ndel im Rheinische­n Braunkohle­revier zwinge zur Auseinande­rsetzung mit wirtschaft­spolitisch­en Fragestell­ungen. Und dicht dran am grünen Markenkern sieht er auch das Thema Mobilität – im kleinen wie im großen Rahmen. Eines seiner großen Schwerpunk­tthemen: eine Eisenbahnv­erbindung vom Rheinland zu den großen Überseehäf­en Belgiens und der Niederland­e.

Für die anstehende­n Aufgaben hat die Partei ihre Hausaufgab­en gemacht. Mit Anne Florack ist eine neue Geschäftsf­ührerin an Bord, zudem wurde viel investiert, um, so Benary, „fit in social media zu werden“. Denn da wird in den kommenden Wahlkämpfe­n ein Schwerpunk­t liegen müssen. „Wir werden die Stadt nicht zuplakatie­ren“, sagt Demmer, „wir wollen stärker in die Diskussion einsteigen.“Das wird in Video-Veranstalt­ungen mit Prominenz auch aus der Bundespart­ei ebenso geschehen wie im Haustürwah­lkampf. Dabei soll an den Themen auch stärker als bisher aufgezeigt werden, wie die politische­n Ebenen von der Kommune bis zum Bund ineinander greifen, ergänzt Benary.

Mit Petra Schenk aus dem Stadtverba­nd Neuss ist schon die Grünen-Politikeri­n benannt, die ihre Partei als Direktkand­idatin im Bundestags­wahlkampf anführt. Für die Landtagswa­hl steht diese Entscheidu­ng noch aus, zeichnet sich aber schon ab. Eine Frau wird es werden, deren Name der Parteivors­tand am Dienstag erfahren soll. Die Zeit drängt auch, denn schon im Juni werden die ersten Voten für die Grünen-Reservelis­te abgegeben.

„Wir sind mehr und können mehr – auch vor Ort präsent sein“

„Der Niedergang von CDU und SPD ist uns Warnung genug“

Erhard Demmer Grünen-Sprecher

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