Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Führungsduo für den Übergang
Susanne Benary und Erhard Demmer bereiten den Generationswechsel in der Grünen-Ratsfraktion vor.
NEUSS Aus dem Häuflein der Grünen, die Erhard Demmer 1982 im „Groschen“an der Zollstraße zu finden hoffte, ist ein veritabler Stadtverband geworden. 140 Mitglieder gehören ihm an, alleine zwölf traten der Partei in diesem
Jahr bei. „Wir werden zahlenmäßig größer und qualitativ stärker“, sagt Erhard Demmer. Und Susanne Benary ergänzt auch mit Blick auf die Bundestagsund Landtagswahlkämpfe in diesem beziehungsweise nächstem Jahr: „Wir sind jetzt mehr und können mehr – auch vor Ort präsent sein.“
Benary und Demmer führen den Stadtverband seit ein paar Tagen gleichberechtigt und gemeinschaftlich. Die Stadtverordnete Benary steht seit 14 Jahren an der Spitze und stellt klar: Die nächsten beiden Jahre im Amt sind auch ihre letzten. Der langjährige Kreistags-Fraktionsvorsitzende Demmer wiederum ist neu im Vorsitz und folgt auf Uwe Welsink. Mit 38 Parteijahren vergleicht er sich ein wenig mit Franz Beckenbauer: Nicht mehr der Schnellste auf dem Platz, aber routiniert genug um zu wissen, wo man stehen „und in welches Duell man gehen muss“. Gemeinsam haben sie sich vorgenommen: „Wissen weitergeben, aber nicht beharrlich verteidigen.“Das klingt nach Übergang und Abschied.
In der Tat läuft das Programm „Generationswechsel“. Mit der Kommunalwahl 2025 wird ein personeller Umbruch in der Ratsfraktion einhergehen. Eingeleitet wird der aber über die Partei. Wer neu oder jung oder beides ist, soll sich einbringen und ausprobieren dürfen. Gelegenheit dazu sollen neu belebte Veranstaltungsformate wie „Grüne im Dialog“oder „Grün trifft“bieten, aber auch Arbeitskreise und nicht zuletzt die Fraktion, die Interessierte als sachkundige Bürger einbinden kann. „Wir wollen die freie Diskussion ermöglichen und lassen Raum für alle“, sagt Benary.
Als eine reine Klimaschutzpartei sehen Benary und Demmer die Grünen auch vor Ort nicht mehr, eine Volkspartei im klassischen Sinn aber
Susanne Benary Grünen-Sprecherin soll sie nicht werden. „Der Niedergang von CDU und vor allem der SPD sind uns Warnung genug“, sagt Demmer.
Zur „Partei neuen Typs“, so Demmer, gehört für ihn, „dass sie in die soziale Frage hineinstößt“. Die Grünen seien „keine catch-it-allPartei“und nicht darauf aus, möglichst jeden zu erreichen, sagt Demmer, sondern besetze neben ökologischen und sozialen Themen, die er gleichberechtigt nebeneinander sieht, auch andere Felder. Nicht zuletzt der Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier zwinge zur Auseinandersetzung mit wirtschaftspolitischen Fragestellungen. Und dicht dran am grünen Markenkern sieht er auch das Thema Mobilität – im kleinen wie im großen Rahmen. Eines seiner großen Schwerpunktthemen: eine Eisenbahnverbindung vom Rheinland zu den großen Überseehäfen Belgiens und der Niederlande.
Für die anstehenden Aufgaben hat die Partei ihre Hausaufgaben gemacht. Mit Anne Florack ist eine neue Geschäftsführerin an Bord, zudem wurde viel investiert, um, so Benary, „fit in social media zu werden“. Denn da wird in den kommenden Wahlkämpfen ein Schwerpunkt liegen müssen. „Wir werden die Stadt nicht zuplakatieren“, sagt Demmer, „wir wollen stärker in die Diskussion einsteigen.“Das wird in Video-Veranstaltungen mit Prominenz auch aus der Bundespartei ebenso geschehen wie im Haustürwahlkampf. Dabei soll an den Themen auch stärker als bisher aufgezeigt werden, wie die politischen Ebenen von der Kommune bis zum Bund ineinander greifen, ergänzt Benary.
Mit Petra Schenk aus dem Stadtverband Neuss ist schon die Grünen-Politikerin benannt, die ihre Partei als Direktkandidatin im Bundestagswahlkampf anführt. Für die Landtagswahl steht diese Entscheidung noch aus, zeichnet sich aber schon ab. Eine Frau wird es werden, deren Name der Parteivorstand am Dienstag erfahren soll. Die Zeit drängt auch, denn schon im Juni werden die ersten Voten für die Grünen-Reserveliste abgegeben.
„Wir sind mehr und können mehr – auch vor Ort präsent sein“
„Der Niedergang von CDU und SPD ist uns Warnung genug“
Erhard Demmer Grünen-Sprecher