Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Überholver­bot soll Radler schützen

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Die östliche Bahnstraße ist ein Nadelöhr, Rad- und Autofahrer müssen sich die nur fünf Meter breite Fahrbahn teilen. Die Grünen schlagen nun ein Überholver­bot für Autos vor, um gefährlich­e Situatione­n für Radfahrer zu vermeiden.

GREVENBROI­CH Auch fast drei Jahre nach dem Umbau gibt es immer noch Verkehrspr­obleme auf der östlichen Bahnstraße mit ihrer nur fünf Meter breiten Fahrbahn. Im Gegensatz zur mittleren Bahnstraße gibt es keinen Radweg. Die Grünen-Fraktion beantragt nun für den Bauausschu­ss, ein Überholver­bot von einspurige­n Fahrzeugen für mehrspurig­e Fahrzeuge einzuricht­en. Das heißt: Autos sollen dort künftig hinter den Radlern bleiben.

Möglich machen soll dies ein Verkehrssc­hild, das auf den Straßen bislang Seltenheit­swert hat. Das Zeichen „Verbot des Überholens von einspurige­n Fahrzeugen für mehrspurig­e Kraftfahrz­euge und Krafträder mit Beiwagen“wurde erst mit der Novelle der Straßenver­kehrsordnu­ng 2020 eingeführt. „Bei Überholvor­gängen werden auf der Bahnstraße Radfahrer immer wieder an den Straßenran­d gedrängt und gefährdet Wir wollen mit dem Überholver­bot deutlich machen, dass Auto- und Radfahrer dort gleichbere­chtigt sind“, sagt Grünen-Fraktionsc­hef Peter Gehrmann.

Seit 2018 führt der – im Rahmen des Integriert­en Stadtentwi­cklungskon­zepts

(ISEK) umgebaute – Straßenabs­chnitt zu Debatten. Direkt nach dem Umbau hatte es Kritik wegen der schmalen Fahrbahn gehagelt, nicht nur von Autofahrer­n. Radfahrer schilderte­n, dass sich Autos an ihnen vorbei drängeln würden. Anlieger berichten, dass Radfahrer auf den Bürgerstei­g ausweichen und ihrerseits Fußgänger gefährden.

„Bei uns brettern oft Radfahrer auf dem Gehweg vorbei, es hat schon Fast-Kollisione­n mit Kunden gegeben“, sagt Karola Krüppel vom

Blumengesc­häft. „Ich vermute, dass sie sich auf der Fahrbahn nicht sicher fühlen.“Ihre Nachbarin Marianne Schoop ist vor der Haustür fast auf dem Bürgerstei­g von einem Radfahrer angefahren worden. „Ich habe mich schleunigs­t auf die Stufen am Haus zurückgezo­gen“, schildert die 68-Jährige und erklärt: „Ich vermeide selbst, mit dem Fahrrad auf der Straße bei uns zu fahren – ich schiebe es lieber.“

Nach den Protesten hatte der Stadtrat zunächst beschlosse­n, den Abschnitt zwischen Graf-Kesselund Montzstraß­e um einen halben auf 5,50 Meter zu erweitern. Doch auf Initiative der Koalition von SPD, Grünen und Mein Grevenbroi­ch kippte der Rat Anfang 2021 diesen Beschluss, es bleibt bei fünf Metern. Anlieger wollten keinen erneuten Umbau der Straße, hieß es aus Reihen der Koalition. „Wir sind nicht gefragt worden“, betont dagegen Karola Krüppel.

Zur Lösung der Probleme schlagen die Grünen statt der Verbreiter­ung das Überholver­bot vor. „Es gibt immer wieder Autofahrer, die meinen, sich dort an einem Radfahrer vorbei quetschen zu müssen. Wir möchten, dass der Radler selbstbewu­sst den Verkehrsra­um in Anspruch nehmen kann“, erklärt Grünen-Ratsherr Dirk Schimanski. „Ein Überholen bringt Autofahrer­n zudem keinen Vorteil, da auf diesem Teilstück eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 20 km/h besteht“, ergänzt Peter Gehrmann. Zusätzlich zu den neuen Schildern sollen Piktogramm­e auf die Fahrbahn aufgebrach­t werden.

„Ich bin skeptisch, aber man sollte ein solches Überholver­bot mal ausprobier­en“, sagt Marianne Schoop. Karola Krüppel befürchtet, „dass sich viele Autofahrer nicht ans Überholver­bot halten werden. Und wer soll das kontrollie­ren?“, das Ordnungsam­t habe etwa mit Corona schon viel zu tun.

 ?? FOTOS: KANDZORRA/ BAST ?? Radfahrer und Autofahrer müssen sich auf der Bahnstraße zwischen Fußgängerz­one und Montzstraß­e die Fahrbahn teilen, immer wieder kommt es zu gefährlich­en Situatione­n. Die Grünen fordern dort nun ein Überholver­bot für Autos, die künftig hinter Radlern bleiben sollen.
FOTOS: KANDZORRA/ BAST Radfahrer und Autofahrer müssen sich auf der Bahnstraße zwischen Fußgängerz­one und Montzstraß­e die Fahrbahn teilen, immer wieder kommt es zu gefährlich­en Situatione­n. Die Grünen fordern dort nun ein Überholver­bot für Autos, die künftig hinter Radlern bleiben sollen.
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