Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Überholverbot soll Radler schützen
Die östliche Bahnstraße ist ein Nadelöhr, Rad- und Autofahrer müssen sich die nur fünf Meter breite Fahrbahn teilen. Die Grünen schlagen nun ein Überholverbot für Autos vor, um gefährliche Situationen für Radfahrer zu vermeiden.
GREVENBROICH Auch fast drei Jahre nach dem Umbau gibt es immer noch Verkehrsprobleme auf der östlichen Bahnstraße mit ihrer nur fünf Meter breiten Fahrbahn. Im Gegensatz zur mittleren Bahnstraße gibt es keinen Radweg. Die Grünen-Fraktion beantragt nun für den Bauausschuss, ein Überholverbot von einspurigen Fahrzeugen für mehrspurige Fahrzeuge einzurichten. Das heißt: Autos sollen dort künftig hinter den Radlern bleiben.
Möglich machen soll dies ein Verkehrsschild, das auf den Straßen bislang Seltenheitswert hat. Das Zeichen „Verbot des Überholens von einspurigen Fahrzeugen für mehrspurige Kraftfahrzeuge und Krafträder mit Beiwagen“wurde erst mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung 2020 eingeführt. „Bei Überholvorgängen werden auf der Bahnstraße Radfahrer immer wieder an den Straßenrand gedrängt und gefährdet Wir wollen mit dem Überholverbot deutlich machen, dass Auto- und Radfahrer dort gleichberechtigt sind“, sagt Grünen-Fraktionschef Peter Gehrmann.
Seit 2018 führt der – im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts
(ISEK) umgebaute – Straßenabschnitt zu Debatten. Direkt nach dem Umbau hatte es Kritik wegen der schmalen Fahrbahn gehagelt, nicht nur von Autofahrern. Radfahrer schilderten, dass sich Autos an ihnen vorbei drängeln würden. Anlieger berichten, dass Radfahrer auf den Bürgersteig ausweichen und ihrerseits Fußgänger gefährden.
„Bei uns brettern oft Radfahrer auf dem Gehweg vorbei, es hat schon Fast-Kollisionen mit Kunden gegeben“, sagt Karola Krüppel vom
Blumengeschäft. „Ich vermute, dass sie sich auf der Fahrbahn nicht sicher fühlen.“Ihre Nachbarin Marianne Schoop ist vor der Haustür fast auf dem Bürgersteig von einem Radfahrer angefahren worden. „Ich habe mich schleunigst auf die Stufen am Haus zurückgezogen“, schildert die 68-Jährige und erklärt: „Ich vermeide selbst, mit dem Fahrrad auf der Straße bei uns zu fahren – ich schiebe es lieber.“
Nach den Protesten hatte der Stadtrat zunächst beschlossen, den Abschnitt zwischen Graf-Kesselund Montzstraße um einen halben auf 5,50 Meter zu erweitern. Doch auf Initiative der Koalition von SPD, Grünen und Mein Grevenbroich kippte der Rat Anfang 2021 diesen Beschluss, es bleibt bei fünf Metern. Anlieger wollten keinen erneuten Umbau der Straße, hieß es aus Reihen der Koalition. „Wir sind nicht gefragt worden“, betont dagegen Karola Krüppel.
Zur Lösung der Probleme schlagen die Grünen statt der Verbreiterung das Überholverbot vor. „Es gibt immer wieder Autofahrer, die meinen, sich dort an einem Radfahrer vorbei quetschen zu müssen. Wir möchten, dass der Radler selbstbewusst den Verkehrsraum in Anspruch nehmen kann“, erklärt Grünen-Ratsherr Dirk Schimanski. „Ein Überholen bringt Autofahrern zudem keinen Vorteil, da auf diesem Teilstück eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h besteht“, ergänzt Peter Gehrmann. Zusätzlich zu den neuen Schildern sollen Piktogramme auf die Fahrbahn aufgebracht werden.
„Ich bin skeptisch, aber man sollte ein solches Überholverbot mal ausprobieren“, sagt Marianne Schoop. Karola Krüppel befürchtet, „dass sich viele Autofahrer nicht ans Überholverbot halten werden. Und wer soll das kontrollieren?“, das Ordnungsamt habe etwa mit Corona schon viel zu tun.