Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rock-Fans wollen „Zurück auf die Wiese“
Das Metal-Camp „Langwacken“fällt auch 2021 aus. Mit Merchandise-Produkten wird die Erinnerung an die „Legende“wach gehalten.
LANGWADEN Ein Rock-Festival ohne Live-Bands. Geht das? Jep, das funktioniert, wie das Beispiel „Langwacken“zeigt. Das Camp vereinigt bereits seit Jahren viele Freunde der musikalisch etwas härteren Gangart Metal; die Fans kommen aus ganz Deutschland angereist, um in der Nähe des Klosters die Boxen aufzudrehen und ein paar Tage gemeinsam abzuhängen. Im vorigen Jahr musste das Treffen wegen Corona abgesagt werden, und auch die am Donnerstag anstehende neueste Auflage haben die Organisatoren längst gecancelt. Um nicht in Vergessenheit zu geraten, halten Jan Wosnitza (42) und Thomas Dielmann (35) mit vielen selbst entworfenen Merchandise-Produkten die Erinnerung an die „Legende Langwacken“wach.
Jan Wosnitza Organisator
Der Name des Festivals vereinigt zwei Dörfer, die knapp 500 Kilometer auseinander liegen: Die Klosterwiese in Langwaden als Treffpunkt und Wacken in Schleswig-Holstein, dem Ort eines der größten Metal-Festivals der Welt. Die Idee, mal ein Treffen unter Fans zu veranstalten, ganz abseits von Live-Bühnen, entstand schon 2003. „Damals gab es die Sozialen Medien noch nicht, wir haben uns in Foren ausgetauscht – und da ist irgendwann mal der Wunsch aufgetaucht, sich außerhalb von RockEvents zu treffen“, erinnert sich Jan Wosnitza. „Mal ganz in Ruhe ein Bier trinken, die Lieblingsmusik hören und ordentlich was auf den Grill werfen – das kommt am Rande der Festivals eigentlich immer zu kurz.“
„Langwacken“ist mittlerweile zu einem festen Begriff geworden. Aus ganz Deutschland reisen die Fans ins Klosterdorf, um dort drei Tage lang ihre Zelte aufzuschlagen. „München, Frankfurt, Darmstadt, Berlin und das Ruhrgebiet sind vertreten, ebenso das benachbarte Ausland“, zählt Mediengestalter Wosnitza auf. Gemeinsam mit dem Reisekoch Thomas Dielmann – Erfinder einer längst TV-bekannten
Kotelett-Torte – sorgt er für die Organisation des All-Inclusive-Camps.
Rund 200 Fans kommen einmal im Jahr am Vatertag zusammen, um drei Tage auf der Wiese hinter dem Langwadener Kirmesplatz zum Campen, zum Feiern, zum Abrocken. „Wir könnten weitaus mehr Karten verkaufen“, sagt Jan Wosnitza. „Doch das wollen wir nicht, sonst könnte die doch recht familiäre Atmosphäre des Treffens leiden, der Spaß wäre nicht mehr derselbe.“Die Tickets für das 2020er Treffen waren bereits ein Jahr zuvor restlos ausverkauft – sie liegen jetzt auf Halde und bleiben auch 2022 gültig.
„Da wir seit 2019 keine Einnahmen hatten, versuchen wir mit allen Mitteln, das nächste Treffen finanziell hinzubekommen“, sagt Jan Wosnitza. Die beiden Organisatoren haben daher einen Online-Shop mit Merchandise-Artikeln eröffnet, in dem es nicht nur das obligatorische T-Shirt gibt, ohne dass kein richtiger Fan ein Festival verlässt. „Wir sind sehr breit aufgestellt“, meint der 42-Jährige, der auch dem Vorstand des Bürgerschützenvereins Grevenbroich angehört.
Eine Trucker-Kappe im „Langwacken“-Stil gehört ebenso zu den „Must have“-Artikeln wie ein Bierbecher und eine Unterhose. Fürs Homeoffice bieten die Organisatoren zudem ein Multifunktions-Werkzeug an: einen Briefbeschwerer aus Edelstahl, der sich praktischerweise auch als Öffner für Bierflaschen eignet. Abgerundet wird der Shop von einem Kaffeebecher im Design des Kino-Klassikers „Zurück in die Zukunft“.
„Zurück auf die Wiese“ist auf dem stabilen Pott zu lesen – „und das ist auch unser aktuelles Motto“, sagt Jan Wosnitza. „Auf jeden Fall wollen wir unsere Treffen wieder veranstalten, sobald es möglich ist.“Die Merchandise-Artikel würden auch dabei helfen, die Erinnerung an die vergangenen Camps wach zu halten. Und an das Schwein am Spieß, das traditionell am letzten Tag den Fans kredenzt wird. Der dazu erforderliche Grill, wurde übrigens auch bereits mehrfach beim Grevenbroicher Schützenbiwak eingesetzt.
Künftig werden die Treffen übrigens nicht mehr um den Feiertag „Christi Himmelfahrt“veranstaltet. Thomas Dielmann hat nämlich eine Hütte des Alpenvereins im Kleinwalsertal (Österreich) übernommen und wird sie künftig saisonal bewirtschaften – auch am Vatertag, dem „Langwacken“-Tag. „Wir suchen gerade nach einem geeigneten Termin“, sagt Jan Wosnitza. Ein ganz bestimmtes Wochenende komme aber nicht an Frage, nämlich das rund um den ersten September. Denn dann wird Kirmes in Grevenbroich gefeiert.
„Wir könnten weitaus mehr Tickets verkaufen, doch dann würde die Atmosphäre leiden“