Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eltern-Brandbrief wegen Raumnot in OGS
Elternvertreter der Tannenbuschschule in Delhoven haben sich in einem verzweifelten Brief an Politik und Stadt gewandt. Für 25 Kinder gibt es im Sommer keinen Betreuungsplatz in der OGS. Die Eltern fordern eine Lösung.
DELHOVEN Mit einem „Brandbrief“haben sich Elternvertreter der Tannenbusch-Schule in Delhoven an Verwaltung und politische Fraktionen gewandt. Darin werden Ärger, Wut und Verzweiflung über die prekäre Betreuungssituation an der Grundschule deutlich. Die ist seit langem bekannt und spitzt sich jetzt zu, nachdem die Stadt in der vergangenen Woche erklärt hatte, dass man zu diesem Zeitpunkt nicht sagen könne, wann die dringend benötigten Raumcontainer kommen. Betroffen sind Familien von 25 Kindern, die ab August zur Tannenbuschschule kommen. Die Eltern erwarten nicht, sie „verlangen“eine Lösung von der Stadt. Die CDU nennt die Situation „grotesk“.
Seit Monaten verfolgen Eltern (nicht nur) der Tannenbuschschule die Diskussionen um zu wenig Räume für Schulklassen und für die OGS-Betreuung, um Erweiterungen und um Raumcontainer. Zu sichtbaren Ergebnissen hat das an vielen Stellen nicht geführt. „Das Thema der Raumnot drängt weiterhin“, schreiben drei Elternvertreterinnen in dem Brief. „Mit großer Bestürzung, Fassungslosigkeit und auch Wut erreichte uns letzte Woche die Information, dass die Möglichkeit von Raummodulen nicht mehr besteht.“
Die Stadt hatte einräumen müssen, dass es größte Probleme mit der Bestellung und der rechtzeitigen Lieferung von Raumcontainern zum Schuljahresbeginn gebe. Es gab nur wenige Bieter auf die Ausschreibung, die Kosten stiegen bis zu 70 Prozent und der eigentlich vorab besprochene Lieferzeitraum war plötzlich nicht mehr haltbar. Für die Tannenbuschschule sieht es besonders düster aus. Ein Hauptproblem sei, so erklärte die Stadt in der vergangenen Woche, der Mangel des Rohstoffs Holz. Die Politik hatte (erst) Anfang Februar per Dringlichkeitsentscheidung die Beauftragung von Containern für fünf Grundschulen und eine Kita in Holzbauweise beschlossen. Diese sollen erst mit erheblicher Verspätung Im Oktober/ November kommen oder gar nicht (wie im Fall Delhoven). Die Beschwerdeführerinnen sagen: „Die neuen Ausschreibungen sind erst jetzt erfolgt, so dass seitens der Stadt frühestens im März mit einer räumlichen Erweiterung zu rechnen ist“.
Jule Kessel, eine der Unterzeichnerin, schildert, wie verzweifelt die Lage in einigen Familien ist, weil dort nicht klar ist, ob ihr Kind ab Sommer einen Betreuungsplatz erhält. „Gerade in Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, ist die Verunsicherung riesig.“Es fehle an Planungssicherheit. Dabei sei die Problematik für den Standort Delhoven lange bekannt. Zudem sollten sie aus Nachhaltigkeitsgründen gekauft und nicht mehr gemietet werden. „Es gab schon im vergangenen Jahr einen Klassenraum zu wenig“, so Kessel. Dafür musste dann ein OGS-Raum herhalten. Aktuell falle die dramatische Situation nicht so sehr auf, weil es aufgrund der Corona-Pandemie nur eine Notbetreuung gebe.
Bereits Mitte vergangenen Jahres war die prekäre Raumsituation an der Delhovener Schule, aber auch in Nieveneim und Straberg, bekannt. Der Eigenbetrieb selbst sprach damals von einer verschärften Situation. Da wurde auch die Friedensschule in Nievenheim genannt, die in sechs verschiedenen Gebäuden untergebracht ist. Die Rede war schon damals von Erweiterungen und Raumcontainern. Die Tannenbusch-Eltern sagen, dass die Stadt die Möglichkeit habe, die Zahl der schulpflichtigen Kinder für die jeweiligen Stadtteile recht genau im Voraus zu ermitteln.
Die schulpolitische Sprecherin der CDU, Anissa Saysay, findet es „unmöglich, dass die Stadt den Eltern keine Betreuungsmöglichkeiten aufzeigen kann. Das bringt Familien in Existenzängste.“Sie verweist darauf, dass die CDU schon im vergangenen Jahr vorgeschlagen habe, in Gesprächen mit Schützen, Kirche und Organisationen alternative Lösungen zu finden. Saysay bringt auch Großraumzelte ins Gespräch. „Die Verwaltung macht es sich zu einfach.“