Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schon wieder Mieterwut in Erfttal

Defekter Aufzug, Einbrüche in Kellerräum­e, Schimmel in Wohnungen: Bewohner an der Euskirchen­er Straße schlagen Alarm und erheben schwere Vorwürfe gegen den Vermieter. Auch die Politik ist nun gefragt.

- VON SIMON JANSSEN

ERFTTAL Es ist die pure Verzweiflu­ng, die vielen Mietern an der Euskirchen­er Straße in Erfttal anzumerken ist. Mit einem Hilferuf wandten sie sich jetzt an unsere Redaktion – und der bettet sich ein in eine Gesamtprob­lematik, die auch die Politik seit Längerem beschäftig­t. Die Mängellist­e, die die Anwohner im Laufe der vergangene­n Monate angelegt haben, ist lang. Egal ob Schimmel an Wänden, Keller-Einbrüche, wilde Müllkippen oder Falschpark­er, die regelmäßig Zufahrten blockieren (vor allem für Feuerwehr-Autos und Rettungswa­gen). Ein großes Ärgernis ist zudem der seit rund einem Monat defekte Aufzug im Haus – der trifft einen Anwohner besonders hart. „Es ist eine Katastroph­e“, fasst der 73-Jährige zusammen, der seinen Namen nicht nennen möchte. Der Senior ist körperlich schwer beeinträch­tigt, hat einen Schwerbehi­ndertenaus­weis zu 100 Prozent. Der Erfttaler muss allerdings regelmäßig Termine wahrnehmen, die wichtig für seine Gesundheit sind. „Zweimal täglich muss ich zur Therapie, insgesamt muss ich somit 480 Treppenstu­fen gehen“, sagt der Mann, der im siebten Stock wohnt.

Das Problem trifft aber auch jüngere Mieter wie Martin Sali (22), der Schlagzeug­er ist und sein Equipment nun durch das Treppenhau­s schleppen muss. „Wir haben zigmal versucht, den Vermieter angerufen, nichts hat sich getan“, sagt er. Doch auch als der Aufzug funktionie­rte, habe es immer wieder Probleme gegeben. Gleich mehrfach seien Menschen in dem Lift stecken geblieben. „Es dauerte rund zweieinhal­b Stunden, bis mein Mann und ich befreit wurden“, sagt eine weitere Bewohnerin. Auch Martin Sali musste einen Nachbarn bereits retten und alarmierte die Feuerwehr, nachdem er Hilferufe hörte. Die Anwohner

G E R M Ü R

fordern nicht nur eine eine schnelle Behebung der Schäden – hinzukommt, dass die Eingangstü­r zum Haus defekt ist, sodass zu jeder Tages- und Nachtzeit freier Zugang herrscht –, sondern auch eine adäquate Kommunikat­ion seitens des Vermieters. „Wir wissen gar nicht, an wen wir uns wenden sollen“, sagt ein Mieter aus dem sechsten Stock.

Vermieter des Objektes ist das

Unternehme­n LEG Immobilien mit Sitz in Düsseldorf. Das kündigt auf Nachfrage unserer Redaktion an, dass der Aufzug voraussich­tlich am 1. Juni wieder in Betrieb genommen wird. Man warte aktuell noch auf Ersatzteil­e. In Bezug auf die immer wieder auftretend­en Schimmel-Probleme habe es Arbeiten in einigen Wohnungen gegeben, die bereits abgeschlos­sen worden seien.

„Aktuell laufen noch einige Trocknungs­arbeiten und es wurden Bodenbelag­sund Fliesenarb­eiten terminiert“, heißt es in einer Stellungna­hme. Den pauschalen Vorwurf der schlechten Erreichbar­keit, um Beschwerde­n zu melden, könne man „in der Form nicht nachvollzi­ehen“, heißt es. Man halte die betroffene­n Mieter vor Ort „transparen­t über Treppenhau­saushänge

auf dem aktuellen Stand“.

Aussagen, über die der CDUStadtve­rordnete Heinz Sahnen nur den Kopf schütteln kann. Seit Jahren erreichen ihn Beschwerde­n aus den Wohnblocks der LEG an der Euskirchen­er Straße 40 bis 76. Auch im Objekt mit der Hausnummer 66 sei gerade erst, nach einem vierwöchig­en Stillstand, der Aufzug wieder repariert worden. „Von Mietern gemeldete Mängel werden nicht bearbeitet und insgesamt wird das Fehlen einer Anlaufstel­le beklagt“, so Sahnen, der auch die Mitglieder des Sozialauss­chusses am Dienstagab­end über die Problemati­k unterricht­ete. Dass ältere Menschen und auch Familien mit Kleinkinde­rn ihre Wohnung über Wochen hinweg nicht verlassen können, sei eine „menschenun­würdige Freiheitsb­eraubung“. Weil einzelne Mieter kein Gehör fänden und auch Beschwerde­n der Gemeinwese­narbeit und der örtlichen Politik keine wirksame Verbesseru­ng erreichten, seien die entspreche­nden Stellen der Stadt und des Kreises gefordert. Für Unmut (auch bei der Verwaltung) hatte die LEG zuletzt zudem gesorgt, weil sie einer Einladung zum Bezirksaus­schuss Anfang März nicht nachkam, um dort zu den Schimmel-Problemen in ihren Objekten Stellung zu nehmen. „Eine Unverschäm­theit“, wie Paul Petersen, Leiter des Bürgerhaus­es Erfttal, damals festhielt.

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FOTOS: JASI Vor allem für körperlich eingeschrä­nkte Mieter ist der seit einem Monat defekte Aufzug ein großes Problem. Zuvor sollen Bewohner mehrfach steckengeb­lieben sein.
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Manche Kellerräum­e sind vermüllt und zugestellt, unter anderem mit Kartons und Autoreifen.
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Das betroffene Objekt liegt an der Euskirchen­er Straße 68. Doch auch in anderen LEG-Gebäuden gibt es Mängel.

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