Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schon wieder Mieterwut in Erfttal
Defekter Aufzug, Einbrüche in Kellerräume, Schimmel in Wohnungen: Bewohner an der Euskirchener Straße schlagen Alarm und erheben schwere Vorwürfe gegen den Vermieter. Auch die Politik ist nun gefragt.
ERFTTAL Es ist die pure Verzweiflung, die vielen Mietern an der Euskirchener Straße in Erfttal anzumerken ist. Mit einem Hilferuf wandten sie sich jetzt an unsere Redaktion – und der bettet sich ein in eine Gesamtproblematik, die auch die Politik seit Längerem beschäftigt. Die Mängelliste, die die Anwohner im Laufe der vergangenen Monate angelegt haben, ist lang. Egal ob Schimmel an Wänden, Keller-Einbrüche, wilde Müllkippen oder Falschparker, die regelmäßig Zufahrten blockieren (vor allem für Feuerwehr-Autos und Rettungswagen). Ein großes Ärgernis ist zudem der seit rund einem Monat defekte Aufzug im Haus – der trifft einen Anwohner besonders hart. „Es ist eine Katastrophe“, fasst der 73-Jährige zusammen, der seinen Namen nicht nennen möchte. Der Senior ist körperlich schwer beeinträchtigt, hat einen Schwerbehindertenausweis zu 100 Prozent. Der Erfttaler muss allerdings regelmäßig Termine wahrnehmen, die wichtig für seine Gesundheit sind. „Zweimal täglich muss ich zur Therapie, insgesamt muss ich somit 480 Treppenstufen gehen“, sagt der Mann, der im siebten Stock wohnt.
Das Problem trifft aber auch jüngere Mieter wie Martin Sali (22), der Schlagzeuger ist und sein Equipment nun durch das Treppenhaus schleppen muss. „Wir haben zigmal versucht, den Vermieter angerufen, nichts hat sich getan“, sagt er. Doch auch als der Aufzug funktionierte, habe es immer wieder Probleme gegeben. Gleich mehrfach seien Menschen in dem Lift stecken geblieben. „Es dauerte rund zweieinhalb Stunden, bis mein Mann und ich befreit wurden“, sagt eine weitere Bewohnerin. Auch Martin Sali musste einen Nachbarn bereits retten und alarmierte die Feuerwehr, nachdem er Hilferufe hörte. Die Anwohner
G E R M Ü R
fordern nicht nur eine eine schnelle Behebung der Schäden – hinzukommt, dass die Eingangstür zum Haus defekt ist, sodass zu jeder Tages- und Nachtzeit freier Zugang herrscht –, sondern auch eine adäquate Kommunikation seitens des Vermieters. „Wir wissen gar nicht, an wen wir uns wenden sollen“, sagt ein Mieter aus dem sechsten Stock.
Vermieter des Objektes ist das
Unternehmen LEG Immobilien mit Sitz in Düsseldorf. Das kündigt auf Nachfrage unserer Redaktion an, dass der Aufzug voraussichtlich am 1. Juni wieder in Betrieb genommen wird. Man warte aktuell noch auf Ersatzteile. In Bezug auf die immer wieder auftretenden Schimmel-Probleme habe es Arbeiten in einigen Wohnungen gegeben, die bereits abgeschlossen worden seien.
„Aktuell laufen noch einige Trocknungsarbeiten und es wurden Bodenbelagsund Fliesenarbeiten terminiert“, heißt es in einer Stellungnahme. Den pauschalen Vorwurf der schlechten Erreichbarkeit, um Beschwerden zu melden, könne man „in der Form nicht nachvollziehen“, heißt es. Man halte die betroffenen Mieter vor Ort „transparent über Treppenhausaushänge
auf dem aktuellen Stand“.
Aussagen, über die der CDUStadtverordnete Heinz Sahnen nur den Kopf schütteln kann. Seit Jahren erreichen ihn Beschwerden aus den Wohnblocks der LEG an der Euskirchener Straße 40 bis 76. Auch im Objekt mit der Hausnummer 66 sei gerade erst, nach einem vierwöchigen Stillstand, der Aufzug wieder repariert worden. „Von Mietern gemeldete Mängel werden nicht bearbeitet und insgesamt wird das Fehlen einer Anlaufstelle beklagt“, so Sahnen, der auch die Mitglieder des Sozialausschusses am Dienstagabend über die Problematik unterrichtete. Dass ältere Menschen und auch Familien mit Kleinkindern ihre Wohnung über Wochen hinweg nicht verlassen können, sei eine „menschenunwürdige Freiheitsberaubung“. Weil einzelne Mieter kein Gehör fänden und auch Beschwerden der Gemeinwesenarbeit und der örtlichen Politik keine wirksame Verbesserung erreichten, seien die entsprechenden Stellen der Stadt und des Kreises gefordert. Für Unmut (auch bei der Verwaltung) hatte die LEG zuletzt zudem gesorgt, weil sie einer Einladung zum Bezirksausschuss Anfang März nicht nachkam, um dort zu den Schimmel-Problemen in ihren Objekten Stellung zu nehmen. „Eine Unverschämtheit“, wie Paul Petersen, Leiter des Bürgerhauses Erfttal, damals festhielt.