Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
CDU: Wendersplatz-Pläne nur Luftschlösser
Die CDU kritisiert die neue Strategie des Bürgermeisters und erinnert an ihren Gegenvorschlag.
NEUSS (-nau) Die Ankündigung von Bürgermeister Reiner Breuer, die Strategie für den Wendersplatz zu ändern und die beiden großen Bauvorhaben der öffentlichen Hand vorerst zurückzustellen, nimmt die CDU-Fraktion zum Anlass für eine Generalabrechnung mit dem Verwaltungschef. „Wendersplatz-Bebauung fällt wie ein Luftschloss zusammen“heißt es in einer Stellungnahme der größten Ratsfraktion, die zu dem Schluss kommt: „Das Problem im Neusser Rathaus: Die Pläne können nie ehrgeizig genug sein. Doch an der Realisierung hapert es gewaltig.“
Im Planungsausschuss ist der Wendersplatz am Mittwoch Thema, bevor der Rat am 16. Juni abschließend entscheiden muss, wie es weitergeht. Die Verwaltung macht dazu zwei Vorschläge: Die IHK, zweiter Bauherr auf dem citynahen Platz, darf ihr Vorhaben mit Priorität weiterverfolgen, wird aber ihre Baustelle für ein Weiterbildungszentrum erst nach der Landesgartenschau 2026 einrichten dürfen. Für die Baufelder, auf denen die
Stadt bauen wollte, sollen privatwirtschaftliche Investoren gesucht werden, die vielleicht ganz andere Nutzungsideen haben. Das ist die im Rathaus bevorzugte Option. Oder – Variante zwei – es bleibt bei „IHK first“und die beiden kommunalen Projekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro werden weiterverfolgt, wenn die Stadt dazu finanziell in der Lage ist. Aktuell ist sie es nicht.
Die Fraktion „Linke/Tierschutz“befürwortet den Stopp des Bürgermeisters. Aus städtebaulichen Gesichtspunkten. Der eventuell mögliche Ankauf der demnächst leer stehenden Galeria-Kaufhausimmobilie
böte die Chance, so der Fraktionsvorsitzende Roland Sperling, einzelne Projekte, die für den Wendersplatz vorgesehen waren, an der Niederstraße zu realisieren. Zum Beispiel den (Um-)Bau für ein neues Clemens-Sels-Museum. Um beide Standorte gemeinsam überplanen zu können, wäre Sperling auch zu einem neuen Wettbewerbsverfahren bereit. Bis dahin sollte man sämtliche Planungen zum Wendersplatz einstellen.
Die Union sieht sich in ihren Warnungen bestätigt, dass die 2021 beschlossenen Pläne finanziell nicht zu stemmen sind. Der Bürgermeister, SPD und Grüne hätten aber weiter „unrealistische Fantasien geplant.“Das räche sich nun. Der Gegenvorschlag der CDU wäre es gewesen, vor allem private Nutzer auf den Wendersplatz zu holen. „Der Wendersplatz hätte ein neues Zentrum für Bildung, Wissenschaft und innovative Unternehmen werden können“, sagt der Parteivorsitzende Jan-Philipp Büchler, der diese Idee schon 2019 vortrug. Das hätte Geld eingebracht und neues Publikum angezogen. „Jetzt hat man den Salat und es passiert gar nichts.“
So pessimistisch ist Sascha Karbowiak nicht. Für ihn ist wesentlich, dass das Verfahren weitergeht – wenn auch in „zwei Geschwindigkeiten“– und die IHK rasch Klarheit bekommt. Der Anspruch müsse aber sein, möglichst viel von der Ursprungsplanung zu erhalten und umzusetzen, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende. Er ist zuversichtlich, dass der Markt nicht lange sondiert werden muss und auch ein privatwirtschaftlicher Investor dafür interessiert werden kann, in seinem Objekt Teile der Planung umzusetzen. Zum Beispiel eine Kunsthalle.