Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mehr Drogenberatungen für Angehörige
Die Jugend- und Drogenberatung der Stadt Neuss hat ihre Bilanz für das Jahr 2022 vorgelegt. Interessant ist dabei nicht nur der Blick auf die Altersstruktur der Klienten. Im Fokus standen zudem auffällig viele Angehörige.
NEUSS Bei sogenannten Legal Highs werden eigentlich verbotene Stoffe in ihrer chemischen Struktur so verändert, dass sie nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Die gesundheitlichen Gefahren, die ein Konsum birgt, sind zum Teil jedoch immens. Auch die Jugend- und Drogenberatung der Stadt Neuss hat es mittlerweile regelmäßig mit Personen zu tun, die Suchterfahrungen mit solchen vergleichsweise neuen Substanzen gemacht haben. Dies ist nur eine von zahlreichen Erkenntnissen, die aus der jetzt vorgelegten Bilanz für das Jahr 2022 hervorgehen. Ein Blick ins Detail.
Die Zahlen Im Jahr 2022 haben insgesamt 447 Menschen das Beratungsangebot der Neusser Jugendund Drogenberatung in Anspruch genommen. Davon befinden beziehungsweise befanden sich 351 Menschen in einer Intensivbetreuung (also einer sozialpädagogischen Einzelbetreuung). Auffällig in der Jahresbilanz: Die Zahl der Angehörigen-Beratungen ist um knapp 50 Prozent gestiegen. „Möglicherweise sind die Lockdowns in Kombination mit Homeoffice und Homeschooling eine Erklärung hierfür, da Eltern und Kinder mehr voneinander mitbekommen“, heißt es in der Bilanz. Die sogenannten Einmalkontakte sind mit 2,5 Prozent ebenso leicht angestiegen. Intensivbetreuungen und Antragstellungen sind hingegen deutlich zurückgegangen, was die Verantwortlichen unter anderem „auf einen höheren Qualitätsstandard in der Beratung“zurückführen, aber auch auf einen deutlich geringeren Tätigkeitsumfang in der Justizvollzugsanstalt. Im Bereich der psychosozialen Begleitung „substituierter Menschen“(also Suchterkrankte, die Ersatzstoffe wie Methadon erhalten) sind die Beratungen um etwa 26 Prozent gesunken, dies könne auf die neuen Richtlinien zur Substitution zurückgeführt werden, durch die Beratungen nicht mehr zwingend erforderlich sind.
Stoffe Die Hauptsubstanzen, die die Betroffenen im Jahr 2022 zu sich nahmen, waren (wie bereits im Vorjahr) Heroin, Cannabis und Stimulanzien. Bei letzteren handelt es sich um Substanzen wie Amphetamin, Methamphetamin, Kokain oder Ecstasy (MDMA), die alle dem Betäubungsmittelgesetz unterstehen.
Altersstruktur In 2022 hat die Zahl der Betroffenen in den Altersgruppen 50 bis 55 und 55 bis 60 mit etwa 35 Prozent und 22 Prozent deutlich zugenommen, was zum Teil auf die erhöhte Anzahl der Angehörigen zurückgeführt werden könne. Bei den unter 15-Jährigen wurden zwei Kontakte mehr verzeichnet, was eine Erhöhung um 200 Prozent ausmacht. Bei 15 bis 18-Jährigen waren doppelt so viele Kontakte wie im Vorjahr zu verzeichnen, die Altersgruppe der 18- bis 20-Jährigen hat um etwa 33 Prozent zugenommen. Deutlich geringer war die Zahl der Beratungen allerdings in der Altersgruppe 30 bis 35 und 35 bis 40 mit 35 Prozent und 22 Prozent weniger. Die Kontakte in der Altersgruppe 60 bis über 65 sind deutlich gestiegen.
Wohnsituation 328 Menschen, die das Beratungsangebot in Anspruch nahmen, haben zu dem Zeitpunkt selbstständig gewohnt, davon waren 108 Frauen und 220 Männer. 60 Menschen haben bei anderen Personen
gewohnt, hiervon waren eine Frau und 59 Männer betroffen. Im ambulant betreuten Wohnen war eine Person und sieben in stationären Einrichtungen oder Wohnungen, sechs befanden sich im Maßregelvollzug und drei in Notunterkünften.
Kontakte Die Jugend- und Drogenberatung bietet regelmäßig offene Erstsprechstunden an, die Klienten ohne Termin in Anspruch nehmen können. Im vergangenen Jahr wurden in Neuss 49 Sprechzeiten angeboten, die von 231 Menschen besucht wurden. Heißt: Im Durchschnitt gab es etwa fünf Klienten pro Termin. Die Sprechzeit in Neuss findet regelmäßig dienstags von 16.30 bis 18 Uhr statt.