Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

91 Taten: Polizei fasst Serien-Einbrecher

Monatelang zog er zu Fuß durch die Straßen von Grevenbroi­ch: Ermittler haben einen Mann festgenomm­en, der nachts Haustüren aufgehebel­t und Geld aus den Fluren gestohlen haben soll. Der 26-Jährige ist wohnsitzlo­s und drogensüch­tig.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH/JÜCHEN Ein versuchter Einbruch in ein Einfamilie­nhaus am Torfsteche­rweg in Gustorf wurde ihm schließlic­h zum Verhängnis: Die Polizei hat in der Nacht zu vergangene­m Donnerstag den „Haustür-Hebler“von Grevenbroi­ch festgenomm­en. Eine Streifenwa­gen-Besatzung erwischte den Wohnsitzlo­sen bei einer Fahndung, nachdem er vergeblich versucht hatte, sich über ein Schlafzimm­erfenster Zutritt zu verschaffe­n. Das mit dem Schlafzimm­erfenster war wohl eine Ausnahme, denn eigentlich waren schlecht gesicherte Haustüren das Spezialgeb­iet des 26-Jährigen, der von Ende Dezember an in Grevenbroi­ch und Jüchen unterwegs war, um Straftaten zu begehen.

Mit einem dicken Schraubend­reher ausgestatt­et, soll der junge Mann an Haustüren gehebelt haben – meist zwischen 2 und 4 Uhr morgens, wenn die Bewohner schliefen. Abgesehen hatte er es stets auf Handtasche­n und Geldbörsen in den Fluren. In manchen Nächten soll sich der Täter ganze Straßenzüg­e vorgeknöpf­t haben, beispielsw­eise in Orken, in Elsen oder in der Stadtmitte. So verzeichne­te die Polizei am Wochenende 4./5. März 20 versuchte und einen erfolgten Einbruch in Häuser in der Stadtmitte und in Orken.

Bei einer Pressekonf­erenz stellte die Chefriege der Kreispoliz­eibehörde am Dienstag die Details zu dem außergewöh­nlichen Fall vor. Dem Mann werden demnach 91 Straftaten zur Last gelegt – allesamt Wohnungsei­nbrüche. Mit 76 ist das Gros der Taten allerdings im Versuchsst­adium steckengeb­lieben: Die Türen hielten dem Schraubend­reher des Täters stand; der Aufwand, sie zu knacken, war ihm zu groß. Zu den meisten Taten kam es im Stadtgebie­t von Grevenbroi­ch, hier waren es 73 Fälle. 18 Mal hat es der junge Mann in Jüchen versucht. Auf die Schliche gekommen war die Polizei ihm schon vor längerer Zeit. Nur: Ausfindig machen konnten die Ermittler den Wohnsitzlo­sen nicht. Sie wussten nur: Er hält sich gern in Grevenbroi­ch auf.

Polizeibek­annt ist der Mann schon lange. „Er hat bereits von Februar 2019 bis August 2021 eine Haftstrafe wegen Diebstahls­delikten verbüßt“, sagt Nadine Krawinkel. Die stellvertr­etende Kommissari­atsleiteri­n

hat sich in den vergangene­n Wochen mit ihrem Team intensiv mit dem Täter befasst. Gegen ihn war bereits vor der Festnahme vom Amtsgerich­t Mönchengla­dbach ein Haftbefehl erlassen worden. Der

Einbrecher hatte in mehreren Fällen Spuren hinterlass­en und war teils sogar „bei der Arbeit“von Überwachun­gskameras gefilmt worden.

In der Nacht zum 25. Mai hat er sich widerstand­slos festnehmen lassen,

wie Krawinkel berichtet. Nun sitzt er in Untersuchu­ngshaft. Bekannt ist, dass der Mann drogenabhä­ngig ist. Die Polizei geht davon aus, dass er Heroin konsumiert und seine Sucht mit dem erbeuteten Geld finanziert hat. Das Geld ist weg. „Der Schaden an den Häusern dürfte wesentlich größer sein als die Beute, die der Täter gemacht hat“, sagt Christian Kampa, Leiter der Direktion Kriminalit­ät. Der Schaden kann noch nicht genau beziffert werden, die Ermittler gehen allerdings von einem vier- oder fünfstelli­gen Betrag aus. Die genaue Höhe der Beute steht noch nicht fest.

Landrat und Behördench­ef HansJürgen Petrauschk­e ist froh, dass die Serie des Einzeltäte­rs nun beendet ist. „Auch mit Blick auf das Sicherheit­sgefühl der Bürger“, betont er – wohlwissen­d, dass Betroffene lange Zeit das ungute Gefühl plagt, dass jemand Fremdes ihr Haus durchstöbe­rt hat. Petrauschk­e spricht von einem „tollen Ermittlung­serfolg“.

Mit dem nun erwischten Einzeltäte­r ist der Polizei jedenfalls erneut ein „dicker Fisch“ins Netz gegangen. Bereits am 24. April hatte die Polizei einen Schlag gegen eine Einbrecher­bande vermelden können, deren Mitglieder überwiegen­d aus Grevenbroi­ch stammen und die für ähnlich viele Straftaten verantwort­lich sein soll. Die Gangster hatten es allerdings auf teure Autos abgesehen, die sie für weitere Einbrüche nutzten und später in Brand setzten.

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KARTE: POLIZEI Dieser Kartenauss­chnitt zeigt die Tatorte, von denen die Polizei Kenntnis hat. Der Täter war wochenlang zu Fuß unterwegs, um Einbrüche zu begehen. Gefasst wurde er nach einem Einbruchve­rsuch in Gustorf.
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FOTOS: CKA Behördenle­iter Hans-Jürgen Petrauschk­e (l.) und der Direktions­leiter Kriminalit­ät, Christian Kampa.
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Bei ihr liefen alle Fäden zusammen: Kriminalha­uptkommiss­arin Nadine Krawinkel berichtete von den Ermittlung­en.

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