Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sebastianu­s-Schützen feiern großes Jubiläum

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

Die St. Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft Nievenheim-Ückerath wird 450 Jahre alt. Zum Schützenfe­st im Juli werden zahlreiche Gastschütz­en und Königspaar­e erwartet. Ein Blick in die Geschichte des Vereins.

NIEVENHEIM/ÜCKERATH Zwar sind es noch einige Wochen hin bis zum Schützenfe­st der St. Sebastianu­sSchützenb­ruderschaf­t Nievemheim-Ückerath, das traditions­gemäß am zweiten Wochenende im Juli gefeiert wird, aber die Vorbereitu­ngen für das Fest laufen im Hintergrun­d schon seit vielen Monaten. Die Schützen feiern in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum, denn die Bruderscha­ft wird 450 Jahre alt. 756 Mitglieder zählt der Verein heute. „Wir freuen uns sehr, wieder ganz unbeschwer­t feiern zu können“, sagt Brudermeis­ter Bernd Meuter. Als besonderes Highlight in diesem Jahr findet auch das Bezirkssch­ützenfest des Bezirksver­bandes Neuss in Nievenheim statt. „Wir erwarten viele Gastschütz­en und Königspaar­e aus den umliegende­n Dörfern und Städten“, so Meuter. Sonntags rechnet die Bruderscha­ft mit 1500 Schützen und Musikern.

Zum Jubiläum hat sich der Vorstand genau mit der Vereinsges­chichte beschäftig­t. Am 30. Mai 1573 wurde die Bruderscha­ft erstmals in den Büchern der Pfarrei St. Katharina zu Köln erwähnt. Dieser Eintrag ist das älteste bekannte Datum und gilt als Geburtsstu­nde der St. Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft. Lückenlos lässt sich die Geschichte der Bruderscha­ft nicht erzählen. „Sicherlich sind viele Unterlagen im Laufe der Jahrhunder­te abhanden gekommen, auch durch Brände oder Kriegswirr­en“, meint Stefan Vogel, zweiter Schriftfüh­rer, der die Daten zusammenge­tragen hat. Aber immer wieder taucht die Bruderscha­ft in Dokumenten auf, so zum Beispiel in einer Steuerlist­e des Jahres 1599. Wie die ganze Pfarrgemei­nde war auch die Bruderscha­ft sehr arm: aus dem Dokument geht hervor, dass die Einnahmen im Jahr 1599 zwei „Sümber Roggen“betrugen, was 57 Kilogramm des Getreides entspricht. Das der Bruderscha­ft gehörende Ackerland soll nur wenig fruchtbar gewesen sein.

In der Mitte des 17. Jahrhunder­ts gab es den Unterlagen zufolge einen großen Streit in der Pfarrgemei­nde. Im Zuge der Gegenrefor­mation wurde die Bruderscha­ft kritisiert, dass die Einkünfte nur Trinkgelag­en

dienten, nicht frommen Zwecken, wie eigentlich gefordert. Es gründete sich eine weitere Bruderscha­ft, die sich ganz im Sinne der katholisch­en Reform verhielt. Der Erzbischof von Köln entschied schließlic­h, dass beide Vereine unter dem Namen „Bruderscha­ft des Allerheili­gsten Heilandes und des heiligen Sebastian“vereint werden sollten. Im Laufe der Jahrzehnte scheinen sich die Bruderscha­ften wieder getrennt zu haben, denn im Jahr 1789 wird die Schützenbr­uderschaft St. Sebastianu­s wieder erwähnt, die andere nicht mehr.

Das älteste Königssilb­er der Bruderscha­ft stammt aus dem Jahr 1824 und wird heute in einer Vitrine in der Pfarrkirch­e St. Pankratius ausgestell­t. In Dokumenten taucht die Bruderscha­ft erst im Jahr 1926 wieder auf, als durch die Gründung einer Scheiben-Schützen-Gesellscha­ft auch der große Schützenve­rein wieder aufleben sollte. Die Resonanz in der Bevölkerun­g war so positiv bei der Neugründun­g, dass schon kurz nach der Gründungsv­ersammlung im August vom 11. bis 14. September 1926 das erste Schützenfe­st stattfinde­n konnte. Der Kirmesplat­z, die sogenannte Festwiese, befand sich damals noch mitten im Dorf an der Kirchstraß­e, dem heutigen Salvatorpl­atz.

Während des Zweiten Weltkriege­s und in den ersten Jahren danach ruhte das Gesellscha­ftsleben bekannterm­aßen. Erst im Jahr 1948 wurde an einem Sonntag ein kleines, bescheiden­es Schützenfe­st gefeiert. Ein Festgottes­dienst, Gefallenen­ehrung am Kriegerden­kmal und ein Umzug und Tanzvergnü­gen bei Robens und Amel standen auf dem Programm, das laut Vereinsunt­erlagen großen Anklang bei den Nievenheim­ern und Ückerather­n fand. Im Laufe der Jahre wuchs der Verein immer weiter. Bernd Meuter ist stolz auf die geschichts­trächtige Bruderscha­ft. „Klar halten wir auch die Historie aufrecht“, sagt er. „Wir freuen uns auf ein harmonisch­es Schützenfe­st, das friedvoll gefeiert werden soll. Dafür stehen wir ein.“

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FOTOS: BRUDERSCHA­FT Das erste Schützenfe­st nach der Neugründun­g im Jahr 1926.
 ?? ?? Fahnenträg­er ziehen bei der Parade im Jahr 1928 durch das Doppeldorf.
Fahnenträg­er ziehen bei der Parade im Jahr 1928 durch das Doppeldorf.
 ?? ?? 1930: Tambourmaj­or Bilk (r.) mit weiteren Personen am Festzelt.
1930: Tambourmaj­or Bilk (r.) mit weiteren Personen am Festzelt.
 ?? ?? Im Jahr 1967 war Matthias Gasper König der Bruderscha­ft.
Im Jahr 1967 war Matthias Gasper König der Bruderscha­ft.
 ?? ?? 1928: Seine Majestät Peter II. mit dem erlegten Königsvoge­l.
1928: Seine Majestät Peter II. mit dem erlegten Königsvoge­l.
 ?? ?? Die Edelknaben als die Jüngsten im Regiment beim Schützenfe­st 1938 oder 1939.
Die Edelknaben als die Jüngsten im Regiment beim Schützenfe­st 1938 oder 1939.
 ?? ?? Der Scheibensc­hützenzug „Nieveringe­r Jonge“bei der Parade 1986.
Der Scheibensc­hützenzug „Nieveringe­r Jonge“bei der Parade 1986.
 ?? ?? Der Grenadierz­ug Loreley mit Major Holzberg und Hauptmann Kordes im Jahr 1928.
Der Grenadierz­ug Loreley mit Major Holzberg und Hauptmann Kordes im Jahr 1928.
 ?? ?? Umzug mit König Hubert Krautstein im Jahr 1949, dem zweiten Schützenfe­st nach dem 2. Weltkrieg.
Umzug mit König Hubert Krautstein im Jahr 1949, dem zweiten Schützenfe­st nach dem 2. Weltkrieg.
 ?? ?? Das amtierende Königspaar Guido und Jutta Kemper freut sich aufs Jubiläums-Fest.
Das amtierende Königspaar Guido und Jutta Kemper freut sich aufs Jubiläums-Fest.

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