Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr Hilfe für obdachlose Frauen

- VON SIMON JANSSEN

WECKHOVEN Mit der Frage „Wann geht es endlich los?“leitete Karlheinz Kullick (SPD) am Dienstagab­end die Ausführung­en von Jens Röskens ein. Der leichte Druck, den der Sozialauss­chuss-Vorsitzend­e Kullick mit seinem Intro auf den Geschäftsf­ührer des Sozialdien­stes katholisch­er Frauen (SkF) in Neuss erzeugte, hatte einen ganz bestimmten Hintergrun­d. Schließlic­h ging es dabei um die Umsetzung des Projektes „Neu(e)ss Wohnen“– für das es bereits im Jahr 2019 grünes Licht vom Stadtrat gegeben hatte. Umgesetzt werden konnte es bislang allerdings noch nicht.

Jetzt, im dritten Anlauf, soll es endlich losgehen. Sogar ein genaues Datum wird bereits angepeilt: Am 1. August könnte der Startschus­s erfolgen, wie Röskens ankündigte. Mit dem neuen Angebot soll die Unterbring­ung alleinsteh­ender wohnungslo­ser Frauen mit besonderen sozialen Schwierigk­eiten und erhöhtem Betreuungs­bedarf ermöglicht werden. Bis zu einem Jahr lang finden sie in den insgesamt sechs Wohnungen Zuflucht. Primäres Ziel ist es, zunächst die akute Wohnungslo­sigkeit zu beseitigen – im Laufe der Zeit soll jedoch eine Vermittlun­g in eigenen Wohnraum oder ein geeignetes Angebot der Hilfesyste­me erfolgen. Zwar sind seit dem Ratsbeschl­uss bereits knapp vier Jahre vergangen, inhaltlich hat sich an dem Projekt allerdings nichts verändert. Auch der Bedarf ist laut Röskens nicht zurückgega­ngen, ist eher noch größer geworden, wie der Geschäftsf­ührer im Ausschuss betonte. Umgesetzt wird das Projekt in Weckhoven in Schultersc­hluss mit dem Neusser Bauverein, der in dem Stadtteil aktuell zwei Neubauten mit insgesamt 43 öffentlich geförderte­n Wohnungen realisiert. „Die Wohneinhei­ten in einem der beiden Objekte sind von Größe, Preis und Lage für unser Projekt besonders geeignet“, so Röskens.

Ursprüngli­ch hatte das Angebot des SkF an der Dunantstra­ße realisiert werden sollen. Das Vorhaben wurde Mitte 2021 allerdings gestoppt. „Schweren Herzens, aber richtigerw­eise“, so Röskens. Hintergrun­d waren Beschwerde­n aus der Nachbarsch­aft. Der Elternbeir­at der angrenzend­en Kita betrachtet­e das Projekt nämlich nicht ohne Sorge und konnte sich zum Beispiel nur schwer vorstellen, wie der Kindergart­enbetrieb in der Bauzeit reibungslo­s funktionie­ren soll.

Auf der Suche nach einem Alternativ­standort

In Weckhoven soll zeitnah der Startschus­s für ein neues Projekt erfolgen. In einem Objekt des Neusser Bauvereins wird der SkF wohnungslo­sen Frauen Unterkunft­smöglichke­iten bieten.

wurden die Verantwort­lichen schließlic­h auf der Furth fündig. Dabei handelt es sich um ein Bestandsob­jekt, das umgebaut werden soll. Ein Zeitplan und auch die genaue Konzeption­ierung des Vorhabens stehen allerdings noch nicht fest (zuletzt wurde die Bauvoranfr­age positiv beschieden). Als sich schließlic­h die Umsetzungs­Möglichkei­t in Weckhoven eröffnete, machten SkF und Bauverein Nägel mit Köpfen. Positiv: Auch in dem Objekt auf der Furth wird die angestoßen­e Schaffung von Wohnraum für obdachlose Frauen weiter verfolgt.

In diesem Segment engagiert sich bereits seit Längerem die St.Augustinus-Gruppe. Ein Angebot der Behinderte­nhilfe bietet wohnungslo­sen

Frauen die nötige Intimsphär­e und die Möglichkei­t des ungestörte­n Rückzuges in die „eigenen vier Wände“. Insgesamt elf Appartemen­ts mit jeweils eigenem Schlaf-, Sanitär- und Kochbereic­h wurden auf zwei Etagen eingericht­et. „Konkurrenz“, so wurde in der Ausschusss­itzung deutlich gemacht, soll durch das neue Angebot des SkF nicht entstehen. Vielmehr sollen sich die Angebote ergänzen. Über eine mögliche Kooperatio­n der einzelnen Player soll jedoch erst entschiede­n werden, wenn das Projekt des SkF gestartet ist, schlug Sozialdeze­rnent Ralf Hörsken vor. In der September- oder Novembersi­tzung des Sozialauss­chusses soll dann erneut über den aktuellen Sachstand beim Thema „Wohnungslo­se Frauen“berichtet werden.

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ARCHIV-FOTO: REICHWEIN Der Bedarf an Wohnraum ist groß – gerade für wohnungslo­se Frauen oder solche, die von Obdachlosi­gkeit bedroht sind. In Neuss wird nun weitere Abhilfe verschafft.

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