Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mehr Hilfe für obdachlose Frauen
WECKHOVEN Mit der Frage „Wann geht es endlich los?“leitete Karlheinz Kullick (SPD) am Dienstagabend die Ausführungen von Jens Röskens ein. Der leichte Druck, den der Sozialausschuss-Vorsitzende Kullick mit seinem Intro auf den Geschäftsführer des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Neuss erzeugte, hatte einen ganz bestimmten Hintergrund. Schließlich ging es dabei um die Umsetzung des Projektes „Neu(e)ss Wohnen“– für das es bereits im Jahr 2019 grünes Licht vom Stadtrat gegeben hatte. Umgesetzt werden konnte es bislang allerdings noch nicht.
Jetzt, im dritten Anlauf, soll es endlich losgehen. Sogar ein genaues Datum wird bereits angepeilt: Am 1. August könnte der Startschuss erfolgen, wie Röskens ankündigte. Mit dem neuen Angebot soll die Unterbringung alleinstehender wohnungsloser Frauen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten und erhöhtem Betreuungsbedarf ermöglicht werden. Bis zu einem Jahr lang finden sie in den insgesamt sechs Wohnungen Zuflucht. Primäres Ziel ist es, zunächst die akute Wohnungslosigkeit zu beseitigen – im Laufe der Zeit soll jedoch eine Vermittlung in eigenen Wohnraum oder ein geeignetes Angebot der Hilfesysteme erfolgen. Zwar sind seit dem Ratsbeschluss bereits knapp vier Jahre vergangen, inhaltlich hat sich an dem Projekt allerdings nichts verändert. Auch der Bedarf ist laut Röskens nicht zurückgegangen, ist eher noch größer geworden, wie der Geschäftsführer im Ausschuss betonte. Umgesetzt wird das Projekt in Weckhoven in Schulterschluss mit dem Neusser Bauverein, der in dem Stadtteil aktuell zwei Neubauten mit insgesamt 43 öffentlich geförderten Wohnungen realisiert. „Die Wohneinheiten in einem der beiden Objekte sind von Größe, Preis und Lage für unser Projekt besonders geeignet“, so Röskens.
Ursprünglich hatte das Angebot des SkF an der Dunantstraße realisiert werden sollen. Das Vorhaben wurde Mitte 2021 allerdings gestoppt. „Schweren Herzens, aber richtigerweise“, so Röskens. Hintergrund waren Beschwerden aus der Nachbarschaft. Der Elternbeirat der angrenzenden Kita betrachtete das Projekt nämlich nicht ohne Sorge und konnte sich zum Beispiel nur schwer vorstellen, wie der Kindergartenbetrieb in der Bauzeit reibungslos funktionieren soll.
Auf der Suche nach einem Alternativstandort
In Weckhoven soll zeitnah der Startschuss für ein neues Projekt erfolgen. In einem Objekt des Neusser Bauvereins wird der SkF wohnungslosen Frauen Unterkunftsmöglichkeiten bieten.
wurden die Verantwortlichen schließlich auf der Furth fündig. Dabei handelt es sich um ein Bestandsobjekt, das umgebaut werden soll. Ein Zeitplan und auch die genaue Konzeptionierung des Vorhabens stehen allerdings noch nicht fest (zuletzt wurde die Bauvoranfrage positiv beschieden). Als sich schließlich die UmsetzungsMöglichkeit in Weckhoven eröffnete, machten SkF und Bauverein Nägel mit Köpfen. Positiv: Auch in dem Objekt auf der Furth wird die angestoßene Schaffung von Wohnraum für obdachlose Frauen weiter verfolgt.
In diesem Segment engagiert sich bereits seit Längerem die St.Augustinus-Gruppe. Ein Angebot der Behindertenhilfe bietet wohnungslosen
Frauen die nötige Intimsphäre und die Möglichkeit des ungestörten Rückzuges in die „eigenen vier Wände“. Insgesamt elf Appartements mit jeweils eigenem Schlaf-, Sanitär- und Kochbereich wurden auf zwei Etagen eingerichtet. „Konkurrenz“, so wurde in der Ausschusssitzung deutlich gemacht, soll durch das neue Angebot des SkF nicht entstehen. Vielmehr sollen sich die Angebote ergänzen. Über eine mögliche Kooperation der einzelnen Player soll jedoch erst entschieden werden, wenn das Projekt des SkF gestartet ist, schlug Sozialdezernent Ralf Hörsken vor. In der September- oder Novembersitzung des Sozialausschusses soll dann erneut über den aktuellen Sachstand beim Thema „Wohnungslose Frauen“berichtet werden.