Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Dormagen muss sich mächtig steigern
Mit der Niederlage in Vinnhorst ging der Jahresstart für die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer kräftig daneben. Sich dafür zu rehabilitieren, wird schwer. Denn am Freitag ist in Gestalt des HSC Coburg ein ganz anderes Kaliber zu Gast.
DORMAGEN Erst die ernüchternde Niederlage am Samstag beim TuS Vinnhorst und dann am Dienstag auch noch die offizielle Mitteilung, dass Spielmacher Ian Hüter die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen nach der Saison in Richtung Hamm verlässt. Der Start in die Restsaison hätte wahrlich geschmeidiger verlaufen können für die mitten im Abstiegskampf steckenden Wiesel, zumal schon am Freitag (20 Uhr) die nächste Aufgabe auf dem Programm steht. In Gestalt des HSC Coburg kommt der Tabellensechste ins TSV-BayerSportcenter, gegen den eine deutliche Leistungssteigerung vonnöten ist, um eine Chance auf eine Überraschung und damit zwei so dringend benötigte Punkte zu haben.
Wobei Trainer Matthias Flohr, der nach der Saison mit einer Rückkehr nach Balingen selbst eine neue Herausforderung sucht, nicht davon ausgeht, dass Hüters angekündigter Abschied beim Rest der Mannschaft aufs Gemüt drückt und sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirkt. „Spieler suchen nun mal nach neuen Herausforderungen. Das ist absolut nachvollziehbar, ich denke, dafür hat jeder Verständnis“, sagt Matthias Flohr, der darauf verweist, dass es auch in der Schlussphase der vergangenen Saison eine große Fluktuation im Kader gegeben habe, die Mannschaft aber bis zum Ende fokussiert geblieben sei und letztlich den Klassenverbleib geschafft habe. „Wechsel gehören einfach dazu, aber wir haben alle ein gemeinsames Ziel. Und Ian ist Profi genug, um sich positiv aus Dormagen zu verabschieden“, erklärt Flohr, der aktuell ohnehin nicht auf seinen Spielmacher setzen kann. Wie schon gegen Vinnhorst wird Ian Hüter wegen eines Muskelfaserrisses nicht auflaufen können.
Mit Blick auf die aktuelle Leistungsfähigkeit seiner Mannschaft für viel gravierender als den Abschied des Mittelmanns im Sommer hält Flohr, dass Ende Januar Torwartroutinier Martin Juzbasic kurzfristig in Richtung des Drittligisten HSG Krefeld gewechselt war. „Seine Erfahrung hat uns in Vinnhorst
gefehlt“, sagt der TSV-Coach. Nachdem Christian Simonsen am Samstag nicht richtig ins Spiel gekommen war, musste er den vom Kooperationspartner Bergischer HC ausgeliehenen Louis Oberosler ins kalte Wasser schmeißen, obwohl der nach einer Verletzung noch nicht wieder bei 100 Prozent war. So konnte es nicht groß Überraschen, dass der 21-jährige Österreicher sich in seinen etwas mehr als elf Minuten auf der Platte nicht mehr zum Gamechanger entwickelte. Wobei Flohr die Verantwortung für das deutlich verlorene Torwartduell in Vinnhorst (5:16 Paraden) nicht alleine auf seinen beiden Keepern abladen wollte, er nimmt auch seine Abwehr in die Pflicht. „Nach einem guten Start ins Spiel haben wir teils den Kopf verloren und unsere Torhüter nicht so unterstützt, wie es hätte sein müssen“, erklärt der TSV-Coach.
Auf eine gute Kooperation zwischen Abwehr und Torhütern wird es auch gegen Coburg ankommen, denn Matthias Flohr hat beobachtet, dass die Gäste im Angriff über eine besondere Qualität verfügen. „Sie halten ihre Offensivvarianten bewusst einfach, aber das, was sie machen, das machen sie extrem gut“, sagt Flohr. Auf beiden Halbpositionen
im Rückraum verfügen die Coburger, die 2020/2021 einer Saison in der Ersten Liga verbrachten, in Felix Jäger (Links), Jakob Knauer und Merlin Fuß über torgefährliche Spieler. Hinzu kommen aber in Florian Billek (Rechts, 111 Tore) und Max Jäger (Links, 70 Tore) auch noch sehr starke Außenspieler. Was den Coburgern allerdings aktuell sehr wehtut, sind die langfristigen Ausfälle von Mittelmann Arkadiusz Ossowski und dem Halblinken Fynn Herzig. Wohl auch ein Grund, wieso der Jahresauftakt daheim gegen Hagen mit 24:28 verloren ging.
In Sachen Abwehr kann sich die Dormagener Offensive auf einen sehr stabilen 6:0-Riegel einstellen, also ähnlich wie gegen Vinnhorst. Die Hannoveraner überraschten den TSV allerdings mit einer 5:1-Variante, gegen die er kaum Lösungen fand. „Damit rechne ich gegen die Coburger eigentlich nicht. Und wenn sie die Abwehr doch umstellen, haben wir uns darauf vorbereitet“, verspricht Matthias Fohr.