Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Immobilienkrise beeinflusst Volksbank-Bilanz
NEUSS Um 29 Prozent oder 5,4 Millionen Euro niedriger fällt das Betriebsergebnis nach Bewertung aus und liegt für 2023 bei rund 13,1 Millionen Euro. Volksbank-Vorstandssprecher Rainer Mellis spricht von einer beherrschbaren Größenordnung. Hintergrund seien Wertberichtigungen in vier Fällen im Zusammenhang mit den Insolvenzen der Düsseldorfer Projektentwicklungsgruppe Centrum und dem Bauträger Tecklenburg aus Straelen.
Im Fall der Tecklenburg-Insolvenz zum Beispiel gehe es, so Mellis, um ein Grundstück in Benrath, das im Zweifel, wenn sich das dort geplante Projekt nicht verwirklichen lasse, gemeinsam mit Tecklenburg wieder verkauft würde. Zudem stehe den Wertberichtigungen ein Plus von 104 Millionen Euro (7,7 Prozent) bei den Kundenkrediten gegenüber, die 2023 bei insgesamt 1,35 Milliarden Euro lagen. Grund dafür sei auch ein stabiles Geschäft mit privaten Baufinanzierungen: „Das ist das Herzstück unseres Kreditgeschäftes. Wir liegen auf Vorjahresniveau, während unsere Mitbewerber deutliche Einbußen bis zu 50 Prozent beklagen“, sagt Mellis. Hier zahle sich aus, dass die Volksbank schon in der Vergangenheit bei privaten Baufinanzierungen immer vorsichtig agiert und mit den Kunden Konditionen vereinbart habe, die Finanzierungen sicher und auch im Fall steigender Zinsen beherrschbar machen.
Angesichts einer immer längeren Liste von Herausforderungen, so der neue Generalbevollmächtigte der Volksbank, Timo Zimmermann, mit Blick auf Kriege und Krisenherde in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch Einflussfaktoren wie dem Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sei der Vorstand mit dem Ergebnis 2023 „sehr zufrieden“.
In weiteren Zahlen liest sich das so: Das Betriebsergebnis, also das Ergebnis aus dem operativen Geschäft der Volksbank, vor Bewertung liegt nach dem Rekordergebnis von 19,5 Millionen Euro in 2022 für das vergangene Jahr bei stabilen 19,6 Millionen Euro. „Ein Plus von 100.000 Euro, das ist sehr ordentlich. Bei anderen Banken bricht das Ergebnis ein. Wir liegen über dem Branchenschnitt“, sagt Zimmermann. Dazu beigetragen hätten auch angesichts der höheren Zinsen früh platzierte Angebote wie ein Oster-Sparbrief mit vier Prozent.
Der Zinsüberschuss der Volksbank ist 2023 um 3,4 Millionen Euro auf 38,2 Millionen Euro gestiegen. Die Kundeneinlagen der Privatund Geschäftskunden seien mit 1,4 Milliarden Euro stabil, wenn auch durch Abfluss von Mitteln einiger institutioneller Großkunden um
Die Insolvenzen der Centrum-Gruppe mit Projekten an der „Kö“und des Bauunternehmens Tecklenburg zeigen Wirkung auch in der Bilanz 2023 der Volksbank Düsseldorf Neuss. Trotzdem ordnet die Genossenschaftsbank ihr Geschäftsergebnis als „sehr ordentlich“ein. Gute Nachrichten gibt es für die Kunden in Rosellen: Ein Termin für die Wiedereröffnung der bei einer Automatensprengung stark beschädigten Filiale steht fest.
6,3 Prozent, 87,5 Millionen Euro, reduziert. Der Jahresüberschuss bleibt 2023 mit 2,55 Millionen Euro nach 2,5 Millionen Euro im Vorjahr fast unverändert, die Bilanzsumme wird zum Jahresende mit 2,05 Milliarden Euro, plus 1,7 Prozent beziehungsweise 34 Millionen Euro, ausgewiesen.
Auf der Grundlage eines um 3,8 Millionen Euro auf 44 Millionen Euro gewachsenen Geschäftsguthabens will die Volksbank 2024 im Kreditgeschäft weiter wachsen. Gleichzeitig seien in 2023 die anrechenbaren Eigenmittel der Volksbank inklusive des Fonds für allgemeine Bankrisiken um 14,8 Millionen Euro oder 7,5 Prozent auf nun 197,8 Millionen Euro erhöht.
Einen gestiegenen Verwaltungsaufwand, plus 1,8 Millionen Euro auf jetzt 36 Millionen Euro, macht die Volksbank neben steigenden Personalkosten durch Tariferhöhungen und Neueinstellungen auch an den Folgen der Geldautomatensprengung in Rosellen Anfang September
vergangenen Jahres fest. Zwei Sprengsätze hatten die Filiale an der Neuenberger Straße schwer beschädigt. Mellis beziffert den Schaden mit 500.000 Euro. Volksbank-Vorständin Jessica Jüntgen kündigt die Wiedereröffnung nach umfangreichen Arbeiten jetzt für den 1. April an. „Voraussetzung ist, dass bis dahin ein neuer Geldautomat verfügbar ist“, sagt sie. Angesichts der Vielzahl der Sprengungen bundesweit haben die Geräte längere Lieferzeiten.
Aufgrund der Erfahrungen mit mehreren Sprengungen will die Volksbank ihre Automaten in Zukunft auch anders positionieren. Bislang standen die Automaten oft in geschlossenen Vorräumen der Banken, jetzt sollen sie bevorzugt an den Außenwänden platziert werden. „Täter hätten damit weniger Gelegenheit, von außen unbeobachtet Sprengsätze anzubringen“, sagt Jüntgen.
Grundsätzlich will die Volksbank an ihrem Filialnetz und der Präsenz vor Ort festhalten, sagt Mellis: „In dem Punkt sind wir bei aller Digitalisierung und Modernisierung aus gutem Grund und aus Überzeugung ,oldschool’: Wenn Beratung benötigt wird, kommen die Menschen in die Bank. So funktioniert das Geschäft noch immer.“Konkurrenten, die sich aus der Fläche zurückzögen, würden in der Regel spätestens nach sieben Jahren ihre Kunden verlieren.