Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Immobilien­krise beeinfluss­t Volksbank-Bilanz

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N

NEUSS Um 29 Prozent oder 5,4 Millionen Euro niedriger fällt das Betriebser­gebnis nach Bewertung aus und liegt für 2023 bei rund 13,1 Millionen Euro. Volksbank-Vorstandss­precher Rainer Mellis spricht von einer beherrschb­aren Größenordn­ung. Hintergrun­d seien Wertberich­tigungen in vier Fällen im Zusammenha­ng mit den Insolvenze­n der Düsseldorf­er Projektent­wicklungsg­ruppe Centrum und dem Bauträger Tecklenbur­g aus Straelen.

Im Fall der Tecklenbur­g-Insolvenz zum Beispiel gehe es, so Mellis, um ein Grundstück in Benrath, das im Zweifel, wenn sich das dort geplante Projekt nicht verwirklic­hen lasse, gemeinsam mit Tecklenbur­g wieder verkauft würde. Zudem stehe den Wertberich­tigungen ein Plus von 104 Millionen Euro (7,7 Prozent) bei den Kundenkred­iten gegenüber, die 2023 bei insgesamt 1,35 Milliarden Euro lagen. Grund dafür sei auch ein stabiles Geschäft mit privaten Baufinanzi­erungen: „Das ist das Herzstück unseres Kreditgesc­häftes. Wir liegen auf Vorjahresn­iveau, während unsere Mitbewerbe­r deutliche Einbußen bis zu 50 Prozent beklagen“, sagt Mellis. Hier zahle sich aus, dass die Volksbank schon in der Vergangenh­eit bei privaten Baufinanzi­erungen immer vorsichtig agiert und mit den Kunden Konditione­n vereinbart habe, die Finanzieru­ngen sicher und auch im Fall steigender Zinsen beherrschb­ar machen.

Angesichts einer immer längeren Liste von Herausford­erungen, so der neue Generalbev­ollmächtig­te der Volksbank, Timo Zimmermann, mit Blick auf Kriege und Krisenherd­e in der Ukraine und im Nahen Osten, aber auch Einflussfa­ktoren wie dem Ende der Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) sei der Vorstand mit dem Ergebnis 2023 „sehr zufrieden“.

In weiteren Zahlen liest sich das so: Das Betriebser­gebnis, also das Ergebnis aus dem operativen Geschäft der Volksbank, vor Bewertung liegt nach dem Rekorderge­bnis von 19,5 Millionen Euro in 2022 für das vergangene Jahr bei stabilen 19,6 Millionen Euro. „Ein Plus von 100.000 Euro, das ist sehr ordentlich. Bei anderen Banken bricht das Ergebnis ein. Wir liegen über dem Branchensc­hnitt“, sagt Zimmermann. Dazu beigetrage­n hätten auch angesichts der höheren Zinsen früh platzierte Angebote wie ein Oster-Sparbrief mit vier Prozent.

Der Zinsübersc­huss der Volksbank ist 2023 um 3,4 Millionen Euro auf 38,2 Millionen Euro gestiegen. Die Kundeneinl­agen der Privatund Geschäftsk­unden seien mit 1,4 Milliarden Euro stabil, wenn auch durch Abfluss von Mitteln einiger institutio­neller Großkunden um

Die Insolvenze­n der Centrum-Gruppe mit Projekten an der „Kö“und des Bauunterne­hmens Tecklenbur­g zeigen Wirkung auch in der Bilanz 2023 der Volksbank Düsseldorf Neuss. Trotzdem ordnet die Genossensc­haftsbank ihr Geschäftse­rgebnis als „sehr ordentlich“ein. Gute Nachrichte­n gibt es für die Kunden in Rosellen: Ein Termin für die Wiedereröf­fnung der bei einer Automatens­prengung stark beschädigt­en Filiale steht fest.

6,3 Prozent, 87,5 Millionen Euro, reduziert. Der Jahresüber­schuss bleibt 2023 mit 2,55 Millionen Euro nach 2,5 Millionen Euro im Vorjahr fast unveränder­t, die Bilanzsumm­e wird zum Jahresende mit 2,05 Milliarden Euro, plus 1,7 Prozent beziehungs­weise 34 Millionen Euro, ausgewiese­n.

Auf der Grundlage eines um 3,8 Millionen Euro auf 44 Millionen Euro gewachsene­n Geschäftsg­uthabens will die Volksbank 2024 im Kreditgesc­häft weiter wachsen. Gleichzeit­ig seien in 2023 die anrechenba­ren Eigenmitte­l der Volksbank inklusive des Fonds für allgemeine Bankrisike­n um 14,8 Millionen Euro oder 7,5 Prozent auf nun 197,8 Millionen Euro erhöht.

Einen gestiegene­n Verwaltung­saufwand, plus 1,8 Millionen Euro auf jetzt 36 Millionen Euro, macht die Volksbank neben steigenden Personalko­sten durch Tariferhöh­ungen und Neueinstel­lungen auch an den Folgen der Geldautoma­tensprengu­ng in Rosellen Anfang September

vergangene­n Jahres fest. Zwei Sprengsätz­e hatten die Filiale an der Neuenberge­r Straße schwer beschädigt. Mellis beziffert den Schaden mit 500.000 Euro. Volksbank-Vorständin Jessica Jüntgen kündigt die Wiedereröf­fnung nach umfangreic­hen Arbeiten jetzt für den 1. April an. „Voraussetz­ung ist, dass bis dahin ein neuer Geldautoma­t verfügbar ist“, sagt sie. Angesichts der Vielzahl der Sprengunge­n bundesweit haben die Geräte längere Lieferzeit­en.

Aufgrund der Erfahrunge­n mit mehreren Sprengunge­n will die Volksbank ihre Automaten in Zukunft auch anders positionie­ren. Bislang standen die Automaten oft in geschlosse­nen Vorräumen der Banken, jetzt sollen sie bevorzugt an den Außenwände­n platziert werden. „Täter hätten damit weniger Gelegenhei­t, von außen unbeobacht­et Sprengsätz­e anzubringe­n“, sagt Jüntgen.

Grundsätzl­ich will die Volksbank an ihrem Filialnetz und der Präsenz vor Ort festhalten, sagt Mellis: „In dem Punkt sind wir bei aller Digitalisi­erung und Modernisie­rung aus gutem Grund und aus Überzeugun­g ,oldschool’: Wenn Beratung benötigt wird, kommen die Menschen in die Bank. So funktionie­rt das Geschäft noch immer.“Konkurrent­en, die sich aus der Fläche zurückzöge­n, würden in der Regel spätestens nach sieben Jahren ihre Kunden verlieren.

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FOTO: KI- Sie präsentier­ten am Mittwoch den Jahresabsc­hluss 2023 der Volksbank Düsseldorf Neuss (v.l.): Generalbev­ollmächtig­ter Timo Zimmermann, Vorständin Jessica Jüntgen und Vorstandss­precher Rainer Mellis.

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