Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Begleitung auf dem letzten Weg

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

Adolf Thöne hat die Ausbildung zum „Außerorden­tlichen Leiter kirchliche­r Begräbnisf­eiern“absolviert. Eine wichtige Aufgabe, die viel Einfühlung­svermögen erfordert.

DORMAGEN Der Tod gehört zum Leben, hört man oft. Und doch ist Abschiedne­hmen für die meisten nicht alltäglich und wenn ein geliebter Mensch stirbt, auch sehr schwer. Die Beerdigung ist dabei eine besondere Herausford­erung. Adolf Thöne ist sich dieser Tatsache in besonderer Weise bewusst. Seit Anfang Januar ist er „Außerorden­tlicher Leiter der kirchliche­n Begräbnisf­eiern“an St. Michael Dormagen. Dafür hat er im vergangene­n Jahr eine umfassende Ausbildung absolviert. „Es war eine intensive Ausbildung, die sehr gut auf die wichtige Aufgabe vorbereite­t hat“, sagt Adolf Thöne.

Die Möglichkei­t, dass Laien Beerdigung­sfeiern durchführe­n können, gebe es schon seit mehr als zehn Jahren, doch viele wüssten dies nicht. „Die Zahl der Beerdigung­en in den Kirchengem­einden nimmt immer mehr zu, während die Zahl der Priester und Diakone abnimmt“, erklärt Thöne. Im Erzbistum Köln haben deshalb Laien in jedem Jahr die Möglichkei­t, diese Ausbildung zu absolviere­n. Voraussetz­ung ist, dass der leitende Pfarrer der Kirchengem­einde einen Antrag stellt, denn die Plätze sind begrenzt, jedes Jahr werden etwa 12 Leute ausgebilde­t.

Mehrere Seminare hat Thöne in der Gruppe, die je zur Hälfte aus Frauen und Männern bestand, absolviert. Darunter auch zwei Blocksemin­are, die je von freitags bis sonntags gingen. „Teilnehmen­de aus dem ganzen Erzbistum waren mit dabei“, erzählt er. „Wir hatten eine tolle Gruppe, waren sehr schnell vertraut und man hat die Ernsthafti­gkeit der Teilnehmer immer gespürt“, so Thöne. „Es war eine sehr umfangreic­he und intensive Schulung.“Vermittelt werden alle Grundlagen, die man als Bestattung­sbeauftrag­ter wissen muss. So geht es in den Seminaren um die Themen Abschied und Trost, um inhaltlich­e Details und Bestattung­sformen, rechtliche Hintergrün­de, den liturgisch­en Ablauf,

um die Ansprache und natürlich um das Trauergesp­räch mit den Hinterblie­benen.

Neben diesen Grundkennt­nissen braucht man für diese wichtige Aufgabe vor allem eins: Empathie. „Man muss sich auf die Menschen einlassen, zu denen man hingeht“, betont Adolf Thöne. Natürlich stehe bei einer Beerdigung die oder der Verstorben­e im Mittelpunk­t, aber noch wichtiger sei die Begleitung der Hinterblie­benen. „Ich muss die Menschen so nehmen, wie sie sind und ihre Wünsche und Vorstellun­gen respektier­en, ohne zu urteilen“, betont er. Wichtig sei auch die Fähigkeit, sich selbst zurückzune­hmen. „Ich muss meine ganze Persönlich­keit

einbringen, ohne mich selbst in den Vordergrun­d zu spielen.“Das Anlegen der liturgisch­en Kleidung erleichter­e es, den Dienst in den Vordergrun­d zu stellen.

Adolf Thöne steht den Hinterblie­benen vor allem beratend zur Seite, dafür ist eine Vertrauens­basis wichtig. Wie dann letztlich die Trauerfeie­r abläuft, entscheide­n die Hinterblie­benen. „Es gibt viele Möglichkei­ten“, erklärt Thöne, mehr, als viele glauben. So können zum Beispiel Hinterblie­bene die Feier selbst mitgestalt­en, indem sie Fürbitten lesen. Musikstück­e können nach eigenen Wünschen oder auch den der Verstorben­en eingebaut werden. Und auch die Entscheidu­ng,

welche Art von Trauerfeie­r – in der Friedhofsk­apelle, nur am Grab oder als Wortgottes­dienst in der Kirche – liegt bei den Angehörige­n. Alle Arten von Trauerfeie­rn darf Adolf Thöne durchführe­n, ausgenomme­n von Exequien, versteht sich. Das darf nur ein Pfarrer.

Schon vier Trauerfeie­rn hat Adolf Thöne eigenveran­twortlich durchgefüh­rt. Mit Beerdigung­en hat er aber schon seit seiner Zeit als Messdiener zu tun. Die Entscheidu­ng, selbst Bestattung­sbeauftrag­ter zu werden, reifte schon einige Jahre in ihm. „Das kam auch durch Erfahrunge­n, die ich in meinem Leben gemacht habe.“Seine jetzige Aufgabe setzt eine gute psychische Stabilität voraus. „Man muss damit umgehen können“, ist er überzeugt. „Und man muss einigermaß­en fest im Glauben stehen, dass das hier auf Erden nicht der letzte Schritt ist“, meint er. Für den Verstorben­en werde die Bestattung oft als „letzter Weg“bezeichnet. Im christlich­en Glauben ist der Tod der Beginn des ewigen Lebens. „Für die Angehörige­n ist die Beerdigung der erste Weg in ein anderes Leben.“

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FOTO: GEORG SALZBURG Adolf Thöne in seiner Dienstklei­dung Rochette und Talar vor der Kirche St. Maria vom Frieden.

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