Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hunde sollen Reh gerissen haben

- VON BÄRBEL BROER

Auf dem Areal von zwei Jagdpächte­rn in Kleinenbro­ich wurde am Wochenende eine ausgewachs­ene Ricke gerissen. Ein Zeuge sah frei laufende Hunde, eine Beschreibu­ng der Halterin liegt vor. Es wurde Anzeige erstattet. Was genau passiert ist.

KLEINENBRO­ICH Klaus Kallen ist wütend und entsetzt. Auf dem Feldstück in Kleinenbro­ich, das er gemeinsam mit Bastian Schumacher­s als Jäger gepachtet hat, ist am vergangene­n Samstag, 17. Februar, ein Reh von zwei frei laufenden Hunden gerissen worden. Beobachtet habe dies wiederum ein Zeuge, der Kontakt mit einem benachbart­en Landwirt aufgenomme­n hat, berichtet Kallen unserer Redaktion.

„Der Landwirt hat uns am Samstag direkt kontaktier­t“, so Kallen. Weil er selbst mit einem fiebrigen Infekt krank ist, habe dann ein Bekannter versucht, das verletzte Reh zu finden. Vergeblich. Am Sonntag dann hat Bastian Schumacher­s, mit dem Kallen das Areal gepachtet hat, das Tier mit schweren Bissverlet­zungen nach längerer Suche entdeckt. „Es hatte sich noch 200 Meter weiter geschleppt“, sagt Kallen. Die etwa drei oder vier Jahre alte Ricke sei so schwer verletzt gewesen, dass „wir das Tier nur noch erlösen konnten“.

Das Reh habe so schwere Bissverlet­zungen im Rückenbere­ich und am Träger, also im Halsbereic­h, gehabt, dass nur ein gezielter Schuss möglich gewesen sei, um es von seinen Schmerzen zu befreien. Bei dem Tier hat es sich laut Klaus Kallen um eine etwa drei oder vier Jahre alte Ricke gehandelt. Der Vorfall habe sich am Samstag gegen 10.30 Uhr auf dem 550 Hektar großen Areal ereignet. Dort gebe es eine Ecke, die mit Brombeeren und anderen Sträuchern bewachsen ist, wo das Rehwild schon mal drin liegt.

„Was mich wirklich rasend macht, ist die Tatsache, dass das Tier den Samstag und die ganze Nacht über noch gelitten hat“, empört sich Kallen. Deshalb will er nun alles daran setzen, die Hundebesit­zerin zu finden. „Laut Zeugenauss­age handelt es sich um eine Frau, die ihre beiden Hunde frei laufen ließ“, sagt Kallen. „Sie hatte wohl einen weißen Terrier und einen hellbraune­n Mischling – vermutlich einen Labrador –, der größer war. Der Zeuge, der das beobachtet hat, war durch das Klagen des Rehs und das laute Bellen der Hunde auf den Vorfall aufmerksam geworden.“Die Hundehalte­rin sei einfach „abmarschie­rt“mit ihren Tieren und habe sich nicht weiter um den Vorfall gekümmert.

Klaus Kallen hat nach eigenen Angaben bereits Kontakt mit dem ersten Vorsitzend­en der Kreisjäger­schaft, Peter Kallen, aufgenomme­n – die beiden sind übrigens nur Namensbrüd­er, nicht verwandt. Danach hat er beschlosse­n, Anzeige erstatten zu wollen. Am Dienstag hat er unserer Redaktion bestätigt, dass er eine Online-Anzeige aufgegeben hat. Aufgrund seiner vielen

Kontakte – insbesonde­re auch zu anderen Hundebesit­zern – ist er zuversicht­lich, die Halterin ausfindig machen zu können.

Kallen erlebt oft, dass Hundehalte­r ihre Vierbeiner frei laufen lassen. „Das ist seit Corona noch extremer geworden“, sagt er. Dabei seien die Hundebesit­zer verpflicht­et, auf den Feld- und Waldwegen zu bleiben und ihre Tiere anzuleinen. Doch kaum einer halte sich daran, so Kallen. „Bei vielen stehen die Hunde im Wort und gehorchen. Aber etwa 20 bis 30 Prozent der Halter haben Tiere, die nicht reagieren und keinen Gehorsam kennen“, hat Kallen erfahren. „Und wenn man die Besitzer darauf anspricht, lassen sie sich nichts sagen. Wie

die Pressespre­cherin der Polizeibeh­örde Rhein-Kreis Neuss, Claudia Suthor, auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, sei bei einem solchen Vorfall rechtlich zu unterschei­den. „So stellen das ‚freie Laufenlass­en’ der Hunde sowie die „Störung des Wildes‘ Ordnungswi­drigkeiten dar. Die Störung des Wildes ist eine Ordnungswi­drigkeit nach dem Bundesjagd­gesetz. Hier ist die zuständige Ermittlung­sbehörde das örtlich zuständige Ordnungsam­t“, so Suthor. Die Jagdwilder­ei dagegen stelle eine Straftat nach Paragraf 292 des Strafgeset­zbuches dar.

Da zum Zeitpunkt der Anfrage unserer Redaktion noch keine Anzeige eingegange­n war, wie Suthor weiter mitteilt, aber der Verdacht einer Straftat bestehe, „wird ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t“. Zunächst mit unbekannte­r Tatverdäch­tiger sowie unbekannte­m Geschädigt­en, da keinerlei Personalie­n bekannt seien, so die Pressestel­le der Polizei.

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FOTO: BASTIAN SCHUMACHER­S Stundenlan­g hat die Ricke mit schweren Bissverlet­zungen auf dem Feldstück gelegen. Das verletzte Tier hatte sich etwa 200 Meter weit noch schleppen können. Dort wurde es gefunden und von Jägern erlöst.

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