Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Polit-Kabarett mit Sebastian Schnoy
„Dummikratie – warum Deppen Idioten wählen“lautete der Titel des Programms im Kulturcafé Rommerskirchen. Wer dabei alles sein Fett abbekam.
ROMMERSKIRCHEN (klni) Das war ein denkwürdig forderndes politisches Kabarett, zu dem Sebastian Schnoy (54) ins Kulturcafé der Samariterkirche eingeladen war. „Dummikratie – warum Deppen Idioten wählen“, hieß Titel des Abends.
Rebekka Baus hatte erstmalig die Organisation und die Begrüßung übernommen, und das erledigte sie mit viel Einsatz und einer Menge Herzblut. Mit einer Trump-Rede persiflierte der Künstler anschließend den möchtegern abermaligen Präsidenten. Dafür erntete er die ersten Lacher, bei dem freilich das entsetzte Grauen ebenso dringend angezeigt war. Was ist los mit der Welt? Warum haben heutzutage so viele Autokraten an den Schalthebeln der Welt das Sagen? Und warum schwächeln die etablierten Demokratien wehrlos und haben dafür Rattenfänger so kräftigen Zulauf?
Diese Fragen zogen sich wie rote Fäden durch den zweistündigen turbulenten Abend. Die Bühne war bis auf einen Stuhl und einen kleinen Tisch schmucklos, und doch faszinierte dieser als einziger beleuchtete Raum von Anfang bis zum Ende. Geboten wurden Einblicke hinter die Kulissen, ergründet wurden Beweggründe und Absichten der Alphatiere in der politischen Weltszenerie. Niemand der ganz Großen kam ungeschoren davon, und individuelle Vorlieben, wie auch gelegentlich mitzubekommen ist, kamen nicht zum Vorschein.
Sebastian Schnoy ist ein vielfach ausgezeichneter Künstler, der regelmäßig den Quatsch-Comedy-Club in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart moderiert. Das allein verleiht ihm bereits die höheren Weihen des Genres, noch nicht einmal zu reden von seiner rastlosen Tätigkeit als Buchautor. Skurril lauten die Titel. „Lass uns Feinde bleiben“ist einer, ein anderer „Von Napoleon lernen, wie man sich vom Abwasch drückt“.
Allein das Spaßen hat es ihm nicht angetan, wenn er ausruft: „Die größten Fehler des Jahrhunderts wiederholen sich derzeit“oder „Warum ist die Sehnsucht nach Diktatur so groß?“Im Rheinland lache man bereitwillig, nimmt er das Publikum von Anfang an mit. „Putin?
Keine Sorge, der kommt nicht“, so beschwichtigte er, „denn es gibt in Deutschland keine einzige Brücke, über die ein Panzer fahren kann.“Das Lachen bleibt auch im Hals stecken, wenn er Erdogan aufs Korn nimmt, der angeblich den ersten Flug zum Halbmond plane. Ideologisch, befindet der Schnelldenker und -sprecher, seien sehr viele Verführer unterwegs. Wer derzeit zwischen den politischen Lagern irrlichtere, den solle man herüberziehen. Argumentieren pro wahrer Demokratie, so lautet sein Credo. In dem Punkt wird Sebastian Schnoy fordernd. „Lasst es krachen“, im Sinne von eigenständigem politischem und gesellschaftlichem Handeln. Die öffentlichen Angelegenheiten nicht den anderen überlassen und Rückgrat bewahren, just darauf kommt es ihm an.