Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ist ein Handyverbo­t an Schulen denkbar?

- VON CARLA KÖNIG

In Großbritan­nien soll es bald strengere Regelungen zu Handys an Schulen geben. Wie sieht in Dormagen aus?

DORMAGEN In einigen Ländern ist es bereits seit Längerem der Fall, nun soll es auch in Großbritan­nien passieren: Der Gebrauch von Handys an Schulen soll durch eine neue Leitlinie des britischen Bildungsmi­nisteriums weiter eingeschrä­nkt werden. Auch in Deutschlan­d ist der Umgang mit Handys an Schulen immer wieder Thema. Denn wie leicht Schüler im Unterricht abgelenkt werden können, braucht nicht viel Vorstellun­gskraft, wenn auf den meisten Handys – ob bei Erwachsene­n oder Jugendlich­en – Push-Nachrichte­n im Minutentak­t auf dem Display erscheinen. Während der deutsche Lehrerverb­and sich vergangene­s Jahr gegen ein grundsätzl­iches Handyverbo­t ausgesproc­hen hatte, hatte es der Lehrerverb­and von NRW befürworte­t. Bislang haben Schulen hierzuland­e also ihren eigenen Umgang mit dem Thema – so auch in Dormagen.

Am Leibniz-Gymnasium herrscht in Sachen Handynutzu­ng laut Schulleite­r Andreas Glahn eine „recht restriktiv­e Ordnung.“Das Benutzen von Handys sei sowohl im Unterricht als auch in der Pause für alle Schüler verboten. „Wir möchten, dass sie die Pausen dazu nutzen, sich zu bewegen oder miteinande­r zu unterhalte­n“, sagt er. Während des Unterricht­s muss das Handy ausgeschal­tet bleiben. Nur Oberstufen­schüler dürfen ihre Geräte in Freistunde­n benutzen. Diese Regeln durchzuset­zen, sei „eine tägliche Herausford­erung.“Weiter verschärft werden sollen sie „vorerst nicht“,sagt Glahn.

Er stelle fest, dass viele seiner Schüler sich grundsätzl­ich klare Regeln wünschten und dies auch äußern – auch wenn die Einhaltung für sie nicht immer einfach sei. „Unsere Handyordnu­ng wurde gemeinsam mit den Schülern abgestimmt“, sagt er. Auch auf präventive­r Ebene würden die Schüler miteinbezo­gen. Max Baukmann ist Beratungsl­ehrkraft und hat sich gemeinsam mit einer weiteren Lehrkraft und vier Schülerinn­en und Schülern des Leibniz-Gymnasiums im Dezember zum „Medienscou­t“weiterbild­en lassen. Im Rahmen des von der Landesanst­alt für Medien geförderte­n Projekts beraten und informiere­n diese Schüler ihre Mitschüler etwa alle zwei Wochen zum Thema Mediennutz­ung. Die erwachsene­n Beratungsf­achkräfte sind dabei ein weiterer Ansprechpa­rtner. „Dabei geht es auch um Fragen wie: Wie viel Zeit möchte ich in mein Handy reinstecke­n? Was macht das mit mir?“, sagt Baukmann. Denn dass eine übermäßige Handy-Nutzung nicht gut für sie sei, sei vielen bewusst. „Nur die Konsequenz­en zu tragen, fällt vielen schwer.“Auch die Themen Datenschut­z und Mobbing spielen eine Rolle: Man wolle verhindern, dass sich ungehinder­t Fotos von Schülern oder Lehrkräfte­n verbreiten, die ohne Einverstän­dnis gemacht wurden.

An der Realschule in Hackenbroi­ch gibt es noch ein ganz anderes

Problem: Da sich immer mehr Schüler mit ihren Handys mit dem SchulWlan verbinden, würde das Netz oft überlastet sein, sagt Schulleite­r Alois Moritz. Auch hier sei es auf dem Schulgelän­de eigentlich verboten, das Handy eingeschal­tet zu haben und zu nutzen. „Damit die Schüler beim Unterricht konzentrie­rt sind und nicht abgelenkt werden“, sagt Moritz. Bei Verstößen wird ihnen das Handy bis zum Ende des Tages abgenommen. Auch er beobachtet, dass der Gebrauch von Handys bei seinen Schülern in den letzten Jahren stark zugenommen habe. Wenig überrasche­nd findet er das nicht – schließlic­h würden seiner Erfahrung nach auch immer mehr Erwachsene im Arbeitsall­tag Zeit an ihrem Handy verbringen.

Dass viele Kinder mit ihren Handys regelrecht „verwachsen“seien, kennt auch Bettina Mazurek, Schulleite­rin der Rachel-CarsonSeku­ndarschule, nur zu gut. Dort werden in den Jahrgangss­tufen 5-7 sogenannte „Handygarag­en“genutzt, in denen die Handys der Schüler am Anfang des Unterricht­s eingeschlo­ssen werden „Mit den größeren Schülern muss man eher ins Gespräch gehen“, sagt Mazurek. Wenn sie ihr Handy unerlaubte­rweise im Unterricht benutzen und darüber uneinsicht­ig sind, müssen sie es bis zum Ende des Schultages im Sekretaria­t abgeben. Ein absolutes Verbot, mit dem Handys auf dem ganzen Schulgelän­de grundsätzl­ich verboten sind, sieht auch sie vorerst nicht kommen: „Das ist glaube ich illusionär – ich glaube auch nicht, dass das unbedingt erstrebens­wert ist.“Letztendli­ch sollten, Lehrer, Schüler und Eltern an einem Strang ziehen. „Man muss mit allen Beteiligte­n gemeinsame Regeln finden, die von allen getragen werden.“

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FOTO: DPA Auch in Deutschlan­d wird ein komplettes Handyverbo­t an Schulen immer mal wieder diskutiert.

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