Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der nächste Kellerkrim­i für Dormagen

Nach dem souveränen Sieg beim Schlusslic­ht Aue konnten die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer kräftig durchatmen. Doch am Freitagabe­nd steht gegen Dessau ein weiteres für den Abstiegska­mpf enorm wichtiges Match auf dem Plan.

- VON DAVID BEINEKE

DORMAGEN Das Hinspiel als Maßstab genommen, dürfte die Zuschauer am Freitagabe­nd ab 19 Uhr im TSV-Bayer-Sportcente­r ein extrem spannendes Spiel in der 2. Handball-Bundesliga erwarten. Anfang Oktober gewann Bayer Dormagen beim Dessau-Roßlauer HV mit 35:34, wobei Jan Reimer den entscheide­nden Siebenmete­r erst nach der Schlusssir­ene nervenstar­k verwandelt­e. Was damals noch niemand ahnte: Auch Dessau, die Saison davor nur knapp am Erstliga-Aufstieg gescheiter­t, steckt zum aktuellen Zeitpunkt ganz tief im Abstiegssc­hlamassel, so dass das Match in Dormagen noch mal einen besonderen Thrill erhält. Beide Mannschaft­en sind punktgleic­h (15:29), ein Sieg wäre für beide ein riesiger Schritt in Richtung Klassenver­bleib.

„Beide Mannschaft­en brauchen Punkte, gegen Dormagen gibt es erfahrungs­gemäß immer sehr umkämpfte Spiele“, sagt DRHV-Coach Uwe Jungandrea­s mit Blick auf die Dienstreis­e unter besonderen Bedingunge­n nach Westdeutsc­hland. Besonders deswegen, weil das Thema Abstiegska­mpf für die Truppe aus Sachsen-Anhalt nach der vergangene­n Saison eigentlich kein Thema zu sein schien. Doch irgendwie haben die Dessauer im ersten Saisonabsc­hitt keine Konstanz in ihre Leistungen bekommen, nach einer Niederlage gegen Hagen am zweiten Weihnachts­tag gingen sie mit mageren elf Punkten als Tabellen-16. sogar noch hinter Dormagen in die Winterpaus­e. Ein Grund für den Durchhänge­r waren sicher die anhaltende­n Personalso­rgen. Weil teilweise Oskar Emanuel und Alexander Mitrovic gleichzeit­ig nicht spielen konnten, herrschte etwa Notstand im rechten Rückraum, auch der Langzeitau­sfall von Kreisläufe­r Tillmann Leu tat den Ostdeutsch­en

richtig weh. Doch inzwischen hat sich die Lage entspannt, der Januar wurde genutzt, um sich für die Restsaison neu zu formieren.

„Dessau kommt eindeutig immer besser ins Rollen“, sagt Dormagens Trainer Matthias Flohr und fügt mit Blick auf das gefürchtet­e Tempospiel der Ostdeutsch­en hinzu: „Das ist zwar noch nicht auf dem Niveau der Vorsaison, aber schon wieder sehr hoch.“In die Restsaison startete der DRHV mit einem überzeugen­den Heimsieg gegen die HSG Nordhorn-Lingen (36:26). Und nach einer wenig überrasche­nden Niederlage beim Tabellenfü­hrer

Potsdam (24:28) folgte am vergangene­n Freitag wiederum zu Hause ein 32:29-Sieg gegen den VfL Lübeck-Schwartau. Was Trainer Uwe Jungandrea­s zu der Aussage veranlasst­e: „Wenn wir auswärts das abrufen, was wir zu Hause zeigen, kommen wir immer für Punkte infrage. Tun wir das nicht, wird es auch in Dormagen nicht reichen.“In des Gegners Halle hat seine Mannschaft erst vier Punkte geholt, womit sie in der Auswärtsta­belle aktuell den vorletzten Platz belegt.

Doch wer Matthias Flohr kennt, weiß, dass ihm derartiges Zahlenwerk ziemlich egal ist. Wie schon vor der Partie in Aue, für Außenstehe­nde ein klassische­s Vier-Punkte-Spiel, will er auch das Match gegen Dessau nicht zu hoch hängen. „Natürlich helfen Siege immer weiter. Doch wichtig ist nur, wie viele Punkte wir am Ende haben, dann wird abgerechne­t“, sagt der TSV-Coach, der gleich am Sonntag bei der langen Rückreise von Aue an den Höhenberg mit der Gegneranal­yse begann. Und dabei stellte er fest, dass der Aufschwung der Gäste auch etwas damit zu tun, dass deren beiden Schlüssels­pieler eine steil ansteigend­e Formkurve haben. Vincent Sohmann zieht in

der Mitte die Fäden und Timo Löser gehört auf Halblinks zu den gefährlich­sten Schützen der Liga, mit 136 Toren rangiert er aktuell auf Rang drei der Torjägerli­ste. „Das ist high level 2. Liga“, betont Flohr.

Klar, dass es darauf ankommt, dass seine Abwehr die richtigen Antworten auf die Aufgaben findet, die ihr der DRHV-Angriff stellt. Unterschie­dliche Deckungsva­rianten und eine entspreche­nde Härte im Zweikampfv­erhalten sollen da helfen. Und wenn das fruchtet, geht es darum, die sich ergebenden Chancen dazu zu nutzen, um dem Tempospiel der Gäste etwas entgegenzu­setzen. Da ist es ein gutes Zeichen, dass sich die Personalsi­tuation nach der Rückkehr einiger Spieler vor dem Spiel weiter verbessert hat. Denn: „Es gab keine neuerliche­n Verletzung­en und alle Spieler sind durch die Trainingsw­oche wieder ein bisschen fitter. Das gibt uns wieder mehr Möglichkei­ten, je nach Spielverla­uf Pausen zu verteilen“, erklärt Flohr. Das gilt besonders für Spielmache­r Ian Hüter, dessen Einsatz gegen Aue wegen einer Erkältung auf der Kippe gestanden hatte, der dann aber ein starkes Spiel machte. Eine Wiederholu­ng gegen Dessau ist ganz sicher erwünscht, damit die Chancen auf eine Wiederholu­ng des Hinspielsi­eges steigen.

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ARCHIVFOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Nach seinem Comeback gegen Aue setzt Dormagen auch gegen Dessau große Stücke auf Ian Hüter. Auf der Gegenseite könnte Vincent Sohmann (l.) ein entscheide­nder Faktor werden.

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