Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der nächste Kellerkrimi für Dormagen
Nach dem souveränen Sieg beim Schlusslicht Aue konnten die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer kräftig durchatmen. Doch am Freitagabend steht gegen Dessau ein weiteres für den Abstiegskampf enorm wichtiges Match auf dem Plan.
DORMAGEN Das Hinspiel als Maßstab genommen, dürfte die Zuschauer am Freitagabend ab 19 Uhr im TSV-Bayer-Sportcenter ein extrem spannendes Spiel in der 2. Handball-Bundesliga erwarten. Anfang Oktober gewann Bayer Dormagen beim Dessau-Roßlauer HV mit 35:34, wobei Jan Reimer den entscheidenden Siebenmeter erst nach der Schlusssirene nervenstark verwandelte. Was damals noch niemand ahnte: Auch Dessau, die Saison davor nur knapp am Erstliga-Aufstieg gescheitert, steckt zum aktuellen Zeitpunkt ganz tief im Abstiegsschlamassel, so dass das Match in Dormagen noch mal einen besonderen Thrill erhält. Beide Mannschaften sind punktgleich (15:29), ein Sieg wäre für beide ein riesiger Schritt in Richtung Klassenverbleib.
„Beide Mannschaften brauchen Punkte, gegen Dormagen gibt es erfahrungsgemäß immer sehr umkämpfte Spiele“, sagt DRHV-Coach Uwe Jungandreas mit Blick auf die Dienstreise unter besonderen Bedingungen nach Westdeutschland. Besonders deswegen, weil das Thema Abstiegskampf für die Truppe aus Sachsen-Anhalt nach der vergangenen Saison eigentlich kein Thema zu sein schien. Doch irgendwie haben die Dessauer im ersten Saisonabschitt keine Konstanz in ihre Leistungen bekommen, nach einer Niederlage gegen Hagen am zweiten Weihnachtstag gingen sie mit mageren elf Punkten als Tabellen-16. sogar noch hinter Dormagen in die Winterpause. Ein Grund für den Durchhänger waren sicher die anhaltenden Personalsorgen. Weil teilweise Oskar Emanuel und Alexander Mitrovic gleichzeitig nicht spielen konnten, herrschte etwa Notstand im rechten Rückraum, auch der Langzeitausfall von Kreisläufer Tillmann Leu tat den Ostdeutschen
richtig weh. Doch inzwischen hat sich die Lage entspannt, der Januar wurde genutzt, um sich für die Restsaison neu zu formieren.
„Dessau kommt eindeutig immer besser ins Rollen“, sagt Dormagens Trainer Matthias Flohr und fügt mit Blick auf das gefürchtete Tempospiel der Ostdeutschen hinzu: „Das ist zwar noch nicht auf dem Niveau der Vorsaison, aber schon wieder sehr hoch.“In die Restsaison startete der DRHV mit einem überzeugenden Heimsieg gegen die HSG Nordhorn-Lingen (36:26). Und nach einer wenig überraschenden Niederlage beim Tabellenführer
Potsdam (24:28) folgte am vergangenen Freitag wiederum zu Hause ein 32:29-Sieg gegen den VfL Lübeck-Schwartau. Was Trainer Uwe Jungandreas zu der Aussage veranlasste: „Wenn wir auswärts das abrufen, was wir zu Hause zeigen, kommen wir immer für Punkte infrage. Tun wir das nicht, wird es auch in Dormagen nicht reichen.“In des Gegners Halle hat seine Mannschaft erst vier Punkte geholt, womit sie in der Auswärtstabelle aktuell den vorletzten Platz belegt.
Doch wer Matthias Flohr kennt, weiß, dass ihm derartiges Zahlenwerk ziemlich egal ist. Wie schon vor der Partie in Aue, für Außenstehende ein klassisches Vier-Punkte-Spiel, will er auch das Match gegen Dessau nicht zu hoch hängen. „Natürlich helfen Siege immer weiter. Doch wichtig ist nur, wie viele Punkte wir am Ende haben, dann wird abgerechnet“, sagt der TSV-Coach, der gleich am Sonntag bei der langen Rückreise von Aue an den Höhenberg mit der Gegneranalyse begann. Und dabei stellte er fest, dass der Aufschwung der Gäste auch etwas damit zu tun, dass deren beiden Schlüsselspieler eine steil ansteigende Formkurve haben. Vincent Sohmann zieht in
der Mitte die Fäden und Timo Löser gehört auf Halblinks zu den gefährlichsten Schützen der Liga, mit 136 Toren rangiert er aktuell auf Rang drei der Torjägerliste. „Das ist high level 2. Liga“, betont Flohr.
Klar, dass es darauf ankommt, dass seine Abwehr die richtigen Antworten auf die Aufgaben findet, die ihr der DRHV-Angriff stellt. Unterschiedliche Deckungsvarianten und eine entsprechende Härte im Zweikampfverhalten sollen da helfen. Und wenn das fruchtet, geht es darum, die sich ergebenden Chancen dazu zu nutzen, um dem Tempospiel der Gäste etwas entgegenzusetzen. Da ist es ein gutes Zeichen, dass sich die Personalsituation nach der Rückkehr einiger Spieler vor dem Spiel weiter verbessert hat. Denn: „Es gab keine neuerlichen Verletzungen und alle Spieler sind durch die Trainingswoche wieder ein bisschen fitter. Das gibt uns wieder mehr Möglichkeiten, je nach Spielverlauf Pausen zu verteilen“, erklärt Flohr. Das gilt besonders für Spielmacher Ian Hüter, dessen Einsatz gegen Aue wegen einer Erkältung auf der Kippe gestanden hatte, der dann aber ein starkes Spiel machte. Eine Wiederholung gegen Dessau ist ganz sicher erwünscht, damit die Chancen auf eine Wiederholung des Hinspielsieges steigen.