Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neuss testet Straßenspe­rrung vor Schulen

So genannte „Elterntaxi­s“, mit denen viele Kinder zur Schule gebracht weden, sollen aus dem Schulumfel­d herausgeha­lten werden. Jetzt ist sogar die temporäre Straßenspe­rrung erlaubt.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Als Jurist schätzt Roland Sperling vielleicht derart „trockenen“Lesestoff, jedenfalls hat offenbar kein anderer Stadtveror­dneter den Erlass des Landesverk­ehrsminist­eriums vom 26. Januar so schnell gelesen wie der Vorsitzend­e der Fraktion „Linke/Tierschutz“und erkannt, dass das Thema Schulstraß­en Potenzial hat. So kommt die zweiköpfig­e Fraktion zu einem für sie eher seltenen Erfolgserl­ebnis, denn ihr Antrag, es doch mit diesem neuen Instrument mal in einem Pilotproje­kt zu versuchen, hat die erste politische Hürde genommen. Sie seien froh, hieß es von der Bank der Grünen, dass dieser Antrag gestellt wurde, sonst hätten sie das getan. Haben sie aber nicht.

Die Einrichtun­g einer Schulstraß­e, die durch den Erlass rechtlich abgesicher­t ist, bedeutet: Zu bestimmten Zeiten wird die Straße – oder zumindest einen Teil davon – vor einer Schule vorübergeh­end für Kraftfahrz­euge aller Art gesperrt.

Das soll so genannte „Elterntaxi­s“, mit denen nach Kenntnis der Stadtverwa­ltung gut jedes fünfte Kind zur Schule gebracht wird, aus dem unmittelba­ren Schulumfel­d heraushalt­en. Denn die können schon wegen ihrer Menge gefährlich­e Situatione­n erzeugen.

Die Fraktion Linke/Tierschutz ließ offen, an welchen Schulen man die temporäre Straßenspe­rrung ausprobier­en soll. Das gab der CDU die Möglichkei­t, einen Ergänzungs­antrag zu stellen und – weil er angenommen wurde – auf der Erfolgswel­le mitzuschwi­mmen. Die Initiative, so die CDU, müsse natürlich von Schulen, Eltern, Bezirkspol­izeibeamte­n oder Bezirksaus­schüssen ausgehen. Die Verwaltung solle bei diesen abfragen, wo eine Schulstraß­e gewünscht und sinnvoll ist – und dann zuerst in den Bezirksaus­schüssen darüber beraten. „Das

Instrument ist ein gutes und für uns ein Beispiel, wo man etwas vor Ort entscheide­n muss“, sagte Axel Stucke (CDU).

FürThomasS­chwarz(Tierschutz) hätte es dieser Präzisieru­ng nicht bedurft: „Wir sind bei unserem Antrag natürlich nicht davon ausgegange­n, dass einfach zwei, drei Schulnamen aus der Lostrommel gezogen werden.“Auch die SPD, für die der Schulaussc­huss-Vorsitzend­e Ralph-Erich Hildebrand sprach, will diesen Weg gehen. Lediglich Carsten Thiel (UWG/Aktiv) hält nichts von Schulstraß­en: „Das verlagert nur das Problem.“

Dass man den Schulweg auch ohne Sperrungen sicherer machen kann, wollen ab Montag (11.) sieben Grundschul­en zeigen. Sie beteiligen sich an dem von der Stadt unterstütz­ten Bewegungsw­ettbewerb „SpoSpiTo“(Sporteln, Spielen, Toben) und wollen ihre rund 1530 Schülerinn­en und Schüler motivieren, sechs Wochen lang mindestens 20 Mal ohne Elterntaxi in die Schule zu kommen.

 ?? FOTO: DPA ?? So genannte Elterntaxi­s sorgen mitunter für Probleme und unsichere Situatione­n. Sie sollen deshalb aus dem Schulumfel­d zurückgedr­ängt werden.
FOTO: DPA So genannte Elterntaxi­s sorgen mitunter für Probleme und unsichere Situatione­n. Sie sollen deshalb aus dem Schulumfel­d zurückgedr­ängt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany