Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Verlässliche Partner fürs Sportsponsoring
Vor 25 Jahren wurden die „Partner des Sports“gegründet. Inzwischen zu den „Partnern für Sport und Bildung“erweitert, feiern sie am Donnerstag ihr Jubiläum gemeinsam mit vielen Spitzensportlern aus dem Rhein-Kreis Neuss.
NEUSS Es begann mit einem Wortgeplänkel. Schauplatz: eine Podiumsdiskussion zum Thema Sport und Sportförderung im S-Forum der Sparkasse Neuss im Frühjahr 1999, knapp ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Sydney. Auf dem Podium: unter anderem Eberhard Hücker, damaliger Geschäftsführer des Neusser Zeitungsverlages und Präsident der Stiftung Sport. In beiden Funktionen ein Freund klarer Worte – und die richtete er an diesem Abend an die Wirtschaftsunternehmen aus Neuss und Umgebung. Der Tenor: Sie engagierten sich zu wenig in der Förderung des heimischen Sports – und deshalb sei es kein Wunder, dass die Zahl der Olympia-Teilnehmer aus dem Rhein-Kreis rückläufig sei.
In der Tat: Hatten in Seoul 1988 und vier Jahre später in Barcelona noch jeweils sieben Athletinnen und Athleten die heimischen Farben vertreten, waren es 1996 in Atlanta nur noch zwei. Und mit Blick auf Sydney waren die Aussichten auch nicht besser – schließlich gelang nur Thomas Rupprath (Neusser Schwimmverein) und Ina-Yoko Teutenberg aus der Radsportabteilung des VfR Büttgen die Qualifikation. Hückers Kritik verhallte nicht ungehört, im Gegenteil. Im Auditorium bat Christoph Buchbender ums Wort. Und das Vorstandsmitglied der RheinLand-Versicherung bot dem Geschäftsführer des Neusser Zeitungsverlags einen Pakt an: „Wenn Sie dabei sind, sind wir es auch.“Und weil beide Männer der Tat waren, schlug an diesem Abend die Geburtsstunde der „Partner des Sports“, einem anfangs losen Zusammenschluss örtlicher Unternehmen, die sich die Förderung von Leistungs- und Spitzensport auf die Fahnen schrieben. „Der Sport muss sich erst einmal sortieren und sagen, was er will. Wenn Strukturen klar zu erkennen sind und nachhaltige Konzepte vorliegen, wird sich auch die Wirtschaft bei der Förderung des Leistungssports beteiligen,“umriss Buchbender das damals neuartige Konzept.
Christoph Buchbender sollte zur treibenden Kraft werden und hatte
bald weitere Mitstreiter gefunden. Allen voran Horst Ferfers, damals Sportdezernent der Stadt Neuss, der weitere in der Quirinusstadt ansässige Unternehmen zur Mitarbeit motivierte: das Modehaus Heinemann, das Dorint-Hotel, die Asics Deutschland GmbH mit ihrem umtriebigen Geschäftsführer Dieter Bauer. Michael Benninghaus, in Neuss wohnendes Vorstandsmitglied der ARAG, schlug die
Brücke auf die andere Rheinseite. Und Reinhard Van Vlodrop, damals Geschäftsführer von Trienekens, heute der EGN, blieb ebenso wie Christoph Buchbender der Sache bis heute verbunden.
Ihr Credo: Weg vom oftmals auf persönlichen Verbindungen und Befindlichkeiten beruhenden Mäzenatentum nach dem Gießkannenprinzip hin zu einer „Konzentration auf wenige, aber öffentlichkeitswirksame Projekte“. Das waren zu Beginn der Neusser Sommernachtslauf und das Handball-Turnier um den „Quirinus-Cup“. Erster von den „Partnern“unterstützte Einzelsportler war Thomas Rupprath, der aus Sydney mit der Bronzemedaille für die 4x100-Meter-Lagenstaffel des Deutschen Schwimmverbandes zurückkehrte, erster Verein der HTC Schwarz-Weiß Neuss, der sich gerade auf den Weg zu seinen „Glanzzeiten“
machte, die im Weltmeistertitel von Sebastian Draguhn 2006 und der Olympia-Teilnahme von Lina Geyer zwei Jahre später ihren Höhepunkt erlebten.
Weitere Unternehmen wie die AOK, die Medicoreha und das Holiday Inn folgten. Bis 2012 hatten die „Partner des Sports“nach eigenen Angaben 2,4 Millionen Euro in die Sportförderung investiert, davon gut die Hälfte als Sachleistungen. Christoph Buchbender war das zu wenig: „Wenn der zweite Ersatztorhüter eines Fußball-Bundesligisten immer noch mehr Geld verdient als für die Leistungssportförderung im Rhein-Kreis Neuss insgesamt ausgegeben wird, können wir es auch gleich lassen,“sagte er beim ersten Sponsorentreffen der zwei Wochen zuvor offiziell gegründeten „Partner für Sport und Bildung e.V.“im März 2013. Aus dem „Freundeskreis für den Sport“wurde ein eingetragener Verein mit einer Satzung, dem inzwischen 40 persönliche Mitglieder und 35 Unternehmen, Institutionen und Bildungseinrichtungen als Sponsoren angehören. Wirtschaftlich und organisatorisch unterstützt von der 2018 gegründeten PSB GmbH wurden mittlerweile rund sechs Millionen Euro für die Sportförderung ausgegeben, hinzu kommen 450.000 Euro an Spenden durch den eingetragenen Verein. Die einstige Rolle der Stadt Neuss hat inzwischen der Rhein-Kreis übernommen – Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ist Mitglied im PSB-Präsidium – dementsprechend wurde vor zehn Jahren auch die Förderung auf Sportlerinnen, Sportler und Vereine aus dem gesamten Kreisgebiet ausgeweitet. „Man freut sich ganz einfach darüber, wenn Top-Sportlerinnen und -Sportler aus der Region sich mit den Besten der Welt messen können,“sagt Christoph Buchbender.
Einziger Wermutstropfen: Für die in vier Monaten beginnenden Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt Paris haben sich bislang nur die Kunstturnerin Sarah Voss und der Säbelfechter Matyas Szabo qualifizieren können. Dass die beiden Dormagener von den „Partnern“unterstützt werden, versteht sich beinahe von selbst.