Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ikonen aus aller Welt bei Pater Kamps

Der Spiritaner sammelt seit vielen Jahren Ikonen. Die Bildnisse zeigt er bei einer Führung durch seine Räume.

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

DORMAGEN Es ist regnerisch und grau, als Pater Dieter Kamps die Tür zu seinen Privaträum­en öffnet. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie es an den Wänden glitzert und glänzt, wenn die Sonne durch die Fenster des Klosters in Knechtsted­en scheint. Doch auch bei verhangene­m Himmel stellt sich dieser Effekt schon ein, glänzt es von den Wänden, Regalen und Tischen. Nahezu von jedem Quadratzen­timer der Wände blicken Ikonen auf den Betrachter herab. „Für mich sind sie etwas ganz Besonderes“, erklärt Pater Kamps. „Sie schauen dich an.“Ikonen seien Kultbilder der Orthodoxie „und sie unterschei­den sich sehr von anderen Heiligenbi­ldern.“Die kleine Gruppe des Heimat- und Geschichts­vereins Gohr, bestehend aus Manfred Stefer (zweiter Vorsitzend­er), Nicole Weidhaas-Kemper, Angelika Krautstein und Axel Reinery sind begeistert. „Wahnsinn, das ist ja beeindruck­end“, sagt Angelika Krautstein.

Über viele Jahre hat der Pater die Ikonen gesammelt. Viele hat er geschenkt bekommen, manche sind zufällig zu ihm gekommen. „Einige kommen aus Wohnungsau­flösungen“, erzählt er. Wenn ein älterer Mensch stirbt, können die Nachkommen oft mit Ikonen nichts anfangen. „Und dann hat sich herumgespr­ochen, dass in Knechtsted­en so ein Pater ist, der sich dafür interessie­rt“, führt er weiter aus. Über 400 Ikonen haben inzwischen den Weg zu ihm gefunden, schätzt er. Mittlerwei­le ist der Platz in seinem beiden Räumen knapp geworden, die Dieter Kamps bewohnt, so sind einige der Bildnisse auf dem Flur vor seiner Zimmertür angebracht.

Einige der Ikonen besitzt er schon seit vielen Jahren, die meisten kamen hinzu, als er vor 15 Jahren wieder ins Kloster Knechtsted­en zog. Die Leidenscha­ft für die Bildnisse entstand aber schon in den ersten Jahren als Spiritaner in Knechtsted­en. „Wir haben immer die Johannes Chrysostom­os Liturgie im slawisch-byzantinis­chen Ritus der Ukrainer gesungen“, erzählt er und gibt ausgesproc­hen stimmgewal­tig eine Kostprobe der Liturgie.

Geboren ist Dieter Kamps 1934 in Essen. „Ich bin praktisch im Luftschutz­keller groß geworden“, berichtet er. Schon als Siebenjähr­iger habe er das Weihnachts­evangelium zitieren können. „Das hat mich fasziniert.“Als 15-Jähriger kam er nach Knechtsted­en, nachdem er eine Anzeige gesehen hatte. „Ich wollte nicht weiter zur Schule gehen, hatte keine Lust mehr, Abitur zu machen.“So half er zunächst im Hühnerstal­l, dann in der Buchdrucke­rei des Klosters. Ein Pater war aber der Meinung, „dass der Jung wieder zur

Schule gehen sollte“, und so besuchte Kamps das Heilig-Geist-Gymnasium der Spiritaner, machte Abitur und studierte dann auch Theologie und Philosophi­e im Kloster. 1962 wurde er zum Priester geweiht, war ein Jahr Präfekt.

„Ich habe den Spiritaner­n alles zu verdanken“, erzählt Kamps, „durch sie bin ich auch viel in der Welt herumgekom­men.“Zehn Jahre lang war er als Pater in Südafrika tätig, nach seiner Rückkehr war er drei Jahre Pastor in Delrath. Danach war er acht Jahre Provinzsek­retär und hat in vielen Kirchen der Diözese Gottesdien­ste gehalten. Viele Jahre war er Psychiatri­eseelsorge­r, bis er mit 75 Jahren in den Ruhestand versetzt wurde. Seitdem lebt er wieder in Knechtsted­en. „Das ist für mich Heimat, ich wollte immer hierhin zurück.“Der 90-Jährige ist nach wie vor umtriebig und vielseitig interessie­rt. An seinen Ikonen erfreut er sich jeden Tag. „Wenn die Sonne durch die Fenster fällt, strahlen sie richtig. Ich kann mich dafür begeistern.“

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FOTOS: MVS Pater Dieter Kamps hat die Wände in seinem Zimmer mit Ikonen geschmückt.
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Nahezu jeder freie Fleck ist ausgenutzt.
 ?? ?? Manfred Stefer (v.l.), Axel Renery, Nicole Weidhaas-Kemper und Angelika Krautstein schauen mit Dieter Kamps in ein Buch, das eine besondere Ikone zeigt.
Manfred Stefer (v.l.), Axel Renery, Nicole Weidhaas-Kemper und Angelika Krautstein schauen mit Dieter Kamps in ein Buch, das eine besondere Ikone zeigt.
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Auch diese sehr aufwendige Mariendars­tellung gehört zur Sammlung.

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