Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bus fährt Schüler über den Fuß
Seit Jahren gibt es Probleme mit Gedränge an den Haltestellen am Schulzentrum. Nun wurde ein Junge dort schwer verletzt.
JÜCHEN Am Mittwoch ist es an einer der Bushaltestellen vor dem Jüchener Schulzentrum zu einem Unfall gekommen, bei dem ein elfjähriger Junge schwere Verletzungen erlitt. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, ist nach ersten Erkenntnissen der Fuß des Schülers von einem Bus der Linie 097 mit dem Ziel Hochneukirch überrollt worden. Offenbar ist er mit dem Fuß zwischen den heranfahrenden Bus und den Bussteig geraten. Das Kind musste zur stationären Behandlung ins Krankenhaus transportiert werden.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei sollen sich 30 bis 40 Kinder am Bus befunden haben, als dieser einfuhr. Der Fahrer will den Unfall selbst nicht bemerkt haben. Nach Angaben der Kreispolizeibehörde hatte er geglaubt, der Junge sei gestürzt. So verständigte er zwar den Rettungsdienst, als er auf den zwischen Bus und Bussteigkante liegenden Jungen aufmerksam wurde, setzte aber nach dem Eintreffen der Retter seine Fahrt fort.
Angeblich soll der Busfahrer auch von anderen nicht auf seine Beteiligung am Unfall hingewiesen worden sein. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei gibt es ein Mädchen, das gesehen haben will, wie der Bus über den Fuß gerollt ist – und auch der Junge selbst soll einem Sprecher zufolge gegenüber den Beamten angegeben haben, den Fahrer auf den Unfall aufmerksam gemacht zu haben.
Die Polizisten haben den fortgefahrenen Busfahrer daraufhin ermittelt – und ihn zurück zur Unfallstelle beordert. Weil er sich unerlaubt vom Unfallort entfernt hat, anstatt auf die Polizei zu warten, haben die Ordnungshüter vor Ort die diensthabende Staatsanwältin kontaktiert. Sie entschied: Der Busfahrer muss seinen Führerschein vorerst abgeben. Die Polizisten haben die Fahrerlaubnis beschlagnahmt, einen Bus oder ein anderes Gefährt darf der 40-Jährige nun erst einmal nicht mehr bewegen. Weiteres soll in einem entsprechenden Verfahren geklärt werden.
Bedient wird die Linie 097 seit Jahren vom Jüchener Unternehmen Kraftverkehr Gerresheim. Der Unfall beschäftigt Geschäftsführer Philipp Gerresheim. Wegen des laufenden
Verfahrens aber möchte er sich zunächst nicht zu dem Vorfall äußern. Nur so viel: „Unser Fahrer steht unter Schock. Er hatte den Unfall nicht bemerkt.“Der Fahrer wolle noch eine Aussage bei der Polizei machen, auch sei ein Anwalt eingeschaltet worden. Für den Busfahrer geht es auch um seine berufliche Existenz: Ohne Führerschein kann er seinen Job nicht ausüben.
Auf die Situation an den Haltestellen am Schulzentrum angesprochen, deutet Philipp Gerresheim an, dass die Lage für die Busfahrer trotz entsprechender Schulungen nicht immer einfach sei. Allgemein bekannt ist, dass es oft zu dichtem Gedränge kommt, teils direkt an den noch rollenden Bussen.
Dass es nun einen Unfall gab, dürfte nur wenige überraschen. „Natürlich ist es so, dass sich die Schüler an den Bushaltestellen knubbeln, wenn die Schule aus ist“, sagt Elmar Welter, stellvertretender Leiter der Gesamtschule. Wenn Schüler von Gesamtschule und Gymnasium gar gleichzeitig Schulschluss haben, seien es auch mal 500 Kinder und Jugendliche,
die sich an den drei Stationen im Rondell aufhalten. Elmar Welter kündigt eine Überprüfung des Vorfalls an und sagt: „Für uns steht völlig außer Frage, dass wir unsere Schüler noch einmal sensibilisieren werden.“Konkret soll auf die Gefahren an den Haltestellen hingewiesen werden – verbunden mit der Bitte, nicht zu drängeln.
Das Thema möchte auch die Stadtschulpflegschaft auf die Agenda heben. „Wir werden das ansprechen“, sagt Vorsitzender Christoph Hötter. Er selbst ist Vater dreier Kinder, die mit dem Bus zum Jüchener Schulzentrum fahren. Er kann sich vorstellen, dass sogenannte Drängelgitter zu einer Entspannung der Lage beitragen könnten. Den Unfall am Schulzentrum will der erste Schulpolitiker der Stadt, Joachim Drossert (SPD), zum Anlass nehmen, unter anderem solche Gitter im Fachausschuss ins Gespräch zu bringen. Die Konstruktionen haben sich beispielsweise vor Grundschulen bewährt, auch in Jüchen: Sie verhindern, dass Kinder geradewegs auf die Straße laufen können.