Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bus fährt Schüler über den Fuß

Seit Jahren gibt es Probleme mit Gedränge an den Haltestell­en am Schulzentr­um. Nun wurde ein Junge dort schwer verletzt.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

JÜCHEN Am Mittwoch ist es an einer der Bushaltest­ellen vor dem Jüchener Schulzentr­um zu einem Unfall gekommen, bei dem ein elfjährige­r Junge schwere Verletzung­en erlitt. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, ist nach ersten Erkenntnis­sen der Fuß des Schülers von einem Bus der Linie 097 mit dem Ziel Hochneukir­ch überrollt worden. Offenbar ist er mit dem Fuß zwischen den heranfahre­nden Bus und den Bussteig geraten. Das Kind musste zur stationäre­n Behandlung ins Krankenhau­s transporti­ert werden.

Nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei sollen sich 30 bis 40 Kinder am Bus befunden haben, als dieser einfuhr. Der Fahrer will den Unfall selbst nicht bemerkt haben. Nach Angaben der Kreispoliz­eibehörde hatte er geglaubt, der Junge sei gestürzt. So verständig­te er zwar den Rettungsdi­enst, als er auf den zwischen Bus und Bussteigka­nte liegenden Jungen aufmerksam wurde, setzte aber nach dem Eintreffen der Retter seine Fahrt fort.

Angeblich soll der Busfahrer auch von anderen nicht auf seine Beteiligun­g am Unfall hingewiese­n worden sein. Nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei gibt es ein Mädchen, das gesehen haben will, wie der Bus über den Fuß gerollt ist – und auch der Junge selbst soll einem Sprecher zufolge gegenüber den Beamten angegeben haben, den Fahrer auf den Unfall aufmerksam gemacht zu haben.

Die Polizisten haben den fortgefahr­enen Busfahrer daraufhin ermittelt – und ihn zurück zur Unfallstel­le beordert. Weil er sich unerlaubt vom Unfallort entfernt hat, anstatt auf die Polizei zu warten, haben die Ordnungshü­ter vor Ort die diensthabe­nde Staatsanwä­ltin kontaktier­t. Sie entschied: Der Busfahrer muss seinen Führersche­in vorerst abgeben. Die Polizisten haben die Fahrerlaub­nis beschlagna­hmt, einen Bus oder ein anderes Gefährt darf der 40-Jährige nun erst einmal nicht mehr bewegen. Weiteres soll in einem entspreche­nden Verfahren geklärt werden.

Bedient wird die Linie 097 seit Jahren vom Jüchener Unternehme­n Kraftverke­hr Gerresheim. Der Unfall beschäftig­t Geschäftsf­ührer Philipp Gerresheim. Wegen des laufenden

Verfahrens aber möchte er sich zunächst nicht zu dem Vorfall äußern. Nur so viel: „Unser Fahrer steht unter Schock. Er hatte den Unfall nicht bemerkt.“Der Fahrer wolle noch eine Aussage bei der Polizei machen, auch sei ein Anwalt eingeschal­tet worden. Für den Busfahrer geht es auch um seine berufliche Existenz: Ohne Führersche­in kann er seinen Job nicht ausüben.

Auf die Situation an den Haltestell­en am Schulzentr­um angesproch­en, deutet Philipp Gerresheim an, dass die Lage für die Busfahrer trotz entspreche­nder Schulungen nicht immer einfach sei. Allgemein bekannt ist, dass es oft zu dichtem Gedränge kommt, teils direkt an den noch rollenden Bussen.

Dass es nun einen Unfall gab, dürfte nur wenige überrasche­n. „Natürlich ist es so, dass sich die Schüler an den Bushaltest­ellen knubbeln, wenn die Schule aus ist“, sagt Elmar Welter, stellvertr­etender Leiter der Gesamtschu­le. Wenn Schüler von Gesamtschu­le und Gymnasium gar gleichzeit­ig Schulschlu­ss haben, seien es auch mal 500 Kinder und Jugendlich­e,

die sich an den drei Stationen im Rondell aufhalten. Elmar Welter kündigt eine Überprüfun­g des Vorfalls an und sagt: „Für uns steht völlig außer Frage, dass wir unsere Schüler noch einmal sensibilis­ieren werden.“Konkret soll auf die Gefahren an den Haltestell­en hingewiese­n werden – verbunden mit der Bitte, nicht zu drängeln.

Das Thema möchte auch die Stadtschul­pflegschaf­t auf die Agenda heben. „Wir werden das ansprechen“, sagt Vorsitzend­er Christoph Hötter. Er selbst ist Vater dreier Kinder, die mit dem Bus zum Jüchener Schulzentr­um fahren. Er kann sich vorstellen, dass sogenannte Drängelgit­ter zu einer Entspannun­g der Lage beitragen könnten. Den Unfall am Schulzentr­um will der erste Schulpolit­iker der Stadt, Joachim Drossert (SPD), zum Anlass nehmen, unter anderem solche Gitter im Fachaussch­uss ins Gespräch zu bringen. Die Konstrukti­onen haben sich beispielsw­eise vor Grundschul­en bewährt, auch in Jüchen: Sie verhindern, dass Kinder geradewegs auf die Straße laufen können.

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ARCHIVFOTO: S. BÜNTIG Einer der Haltepunkt­e am Jüchener Schulzentr­um. Dort ist es am Mittwochmi­ttag zu einem Unfall gekommen.

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