Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Seit 50 Jahren ein „Garant für Sicherheit”

- VON LENNART STAHLBERG

Das Feuerlösch­boot „Chempark“feierte am Sonntag sein 50-Jahr-Jubiläum. Zahlreiche Gäste waren gekommen, um dem Schiff und seiner Besatzung Wertschätz­ung entgegenzu­bringen. Warum das Löschboot so wichtig für den Standort Dormagen ist.

DORMAGEN Bis zu 15.000 Liter pro Minute und bis zu 100 Meter weit können die vier Wasserwerf­er auf dem Löschboot „Chempark“schießen. Diese spritzten am Sonntag aber nur auf halber Leistung. Und das auch nur zur Demonstrat­ionszwecke­n. Denn nach Verlegung wegen Hochwasser­s im Dezember waren nun zahlreiche Gäste zum 50-Jahr-Jubiläum des Löschboote­s gekommen. Trotzdem reichte es aus, um den ein oder anderen Besucher kurz nass werden zu lassen.

Lars Friedrich schaute durch die Reihen und erkannte viele vertraute Gesichter. „Es ist wie ein Klassentre­ffen“, sagte der Leiter der Business Unit Site bei Currenta. „Das Boot hat Vergangenh­eit.“Als Friedrich im Unternehme­n angefangen hat, habe ihm der damalige Werksleite­r Helmut Fuhr einige Tugenden mit auf den Weg gegeben. „Verlässlic­hkeit und Kontinuitä­t. Und wenn es mal eng wird, Rückhalt zu geben.“Diese Tugenden brauche es auch für die Zukunft. „Wir müssen schauen, dass dieser Chempark auch in ein paar Jahren noch steht“, so Friedrich. Denn aus der Sicht der Anwohner bedeute es auch immer eine potenziell­e Gefahr. „Unsere Aufgabe ist es, Sicherheit transparen­t zu machen und diese den Nachbarn zu zeigen.“

Als junger Einsatzlei­ter in Dormagen war er gerade in seinem ersten Jahr, als im Mai 1999 der Tanker Avanti explodiert­e. Das Schiff war damals beim Befüllen von 2000 Tonnen Benzin in Brand geraten. Auch wenn Friedrich damals nicht in der ersten Reihe agieren musste, habe ihm das Unglück auf dem Rhein gezeigt, „dass wirklich etwas passieren kann“. Und wie wichtig der Rückhalt in der Truppe sei.

„Ich glaube, nach 50 Jahren wird die ,Chempark‘ die eine oder andere Kerbe haben“, sagte Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld. Immer wieder habe das Löschboot bei spannenden und auch schwierige­n Einsätzen unterstütz­t, so Lierenfeld, der sich auch an das Avanti-Unglück erinnert. Die „Chempark“habe damals zusammen mit weiteren Löschboote­n Schlimmere­s verhindert. „Damals war ich noch Schüler und habe gemerkt, dass die Fragen ,Wie warnen wir?‘, ,Wann warnen wir?‘ und ,Wen warnen wir?’ gar nicht so gut organisier­t waren.“Mittlerwei­le habe sich dies sehr verbessert.

Die „Chempark“sei „ein Garant für Sicherheit“, sagte der Bürgermeis­ter. Durch seine Vielseitig­keit seien sowohl das Boot als auch die Besatzung gut auf verschiede­ne Szenarien vorbereite­t. So hatte das Löschboot erst im vergangene­n Dezember die manövrieru­nfähige Hitdorfer Rheinfähre gesichert und Passagiere und Fährmannsc­haft in Sicherheit gebracht. „Ein Boot ist immer nur so gut, wie die Menschen, die es steuern“, lobte der Bürgermeis­ter die Feuerwehrl­eute.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e richtete sich ebenso mit einem Dankeschön an all „diejenigen, die sich hier in den letzten Jahrzehnte­n für die Sicherheit eingesetzt haben“. Auch als Leiter der Katastroph­enschutzbe­hörde freue er sich, im Ernstfall auf die Feuerwehrl­eute und das Löschboot zurückgrei­fen zu können. Er wünsche sich trotzdem wenig Einsätze und mehr Übungen. „Eigentlich will man ja nicht, dass das Boot gebraucht wird“, sagte Petrauschk­e.

Für den Hafen des Chemparks Dormagen hat das Löschboot einen hohen Stellenwer­t. Da es dort wenige Spundwände und viel Rheinvorge­lände gebe, sei der Bereich für die Feuerwehr auf dem Land schwer erreichbar, erklärte der Leiter der Werksfeuer­wehr, Tobias Dehling. Umso wichtiger sei das Löschboot für die Sicherheit des Hafens. An die Besatzung des Bootes gibt es hohe Anforderun­gen. Jeder der Berufsfeue­rwehrleute hat zusätzlich zu seiner Ausbildung das große Rheinpaten­t gemacht. Das Boot selbst sei „natürlich ein Zeitzeuge“, sagte Tobias Dehling, der bei seinem Amtsantrit­t überrascht vom guten Zustand des Löschboote­s war. „Das liegt an den Kapitänen, die ihr ganzes Herzblut in die Wartung und Instandhal­tung stecken.“

Auf dem Schiff werde jeden Tag alles genau überprüft, berichtete

Schiffsfüh­rer Thomas Janßen. „Wir machen jeden Morgen eine Übergabe im Maschinenr­aum.“Dort kann es mit den zwei 500-PS-starken Antriebsmo­toren schon mal laut werden. Diese betreiben auch die Pumpen für die Wasserwerf­er. Bei Bedarf können die Feuerwehrl­eute zudem Schaummitt­el hinzufügen. Dieses werde situativ eingesetzt, erklärte Kapitän Oliver Ormanns. Zum Beispiel bei brennbaren Flüssigkei­ten. Bei der Arbeit auf dem Schiff sei jeder „vollverant­wortlich für die Funktionsf­ähigkeit“. Auf den Zustand des Schiffes ist der 45-Jährige, der schon seit 17 Jahren bei der Werksfeuer­wehr ist, stolz. „Das Schönste ist, wenn man den Menschen auf dem Wasser direkt helfen kann.“

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FOTOS: CARL HERRLICH Ein kleiner Einblick in das, was das Löschboot „Chempark“so alles kann: Die Feuerwehrl­eute fuhren die Wasserwerf­er zur Anschauung hoch.
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Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns! dormagen@ngz-online.de 02181 69590 NGZ-Online rp-online.de/messenger 02181 69517 Zahlreiche Gäste ließen sich die Technik zeigen.
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Ein Blick ins Innere: Hier wird das Löschboot „Chempark“gesteuert.

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