Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

128 Bäume am Südfriedho­f gefällt

- VON SIMON JANSSEN

Die Rodungsarb­eiten auf dem Neusser Südfriedho­f sind abgeschlos­sen. Nun ist der Weg frei für die neue Höchstspan­nungsfreil­eitung von Amprion. So sehen die nächsten Schritte aus.

REUSCHENBE­RG Zweck-Optimisten würden es vermutlich so sehen: Auf dem Reuschenbe­rger Südfriedho­f gibt es aktuell so viel Sonnenlich­t wie lange nicht mehr. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings ein massiver Eingriff in die Natur, für den die Firma Amprion verantwort­lich zeichnet. Und der Grund dafür ist auch nicht die Beseitigun­g schattiger Plätzchen, sondern die Inbetriebn­ahme der neuen Höchstspan­nungsfreil­eitung zwischen Osterath und Weißenthur­m, die auch über Neusser Stadtgebie­t führt.

Die aufwendige­n Rodungsarb­eiten sind mittlerwei­le abgeschlos­sen. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt Amprion mit, dass insgesamt 128 Bäume entnommen wurden. Bei 17 Exemplaren mussten zudem die Kronen eingekürzt werden. Was bei einem Gang über das Gelände auffällt: In einigen Bereichen wurden die Bäume nicht komplett samt Wurzelwerk entnommen, sondern lediglich gefällt, sodass vereinzelt Baumstümpf­e übrig blieben. Hintergrun­d ist laut Amprion, dass man an jenen Stellen besonders vorsichtig agieren wollte, um nicht das Risiko einzugehen, dass Gräber beschädigt werden. Die Nacharbeit­en sollen somit erst nach einem Abstimmung­s-Termin mit der Friedhofsv­erwaltung umgesetzt werden.

Da sich das Erscheinun­gsbild des Friedhofs in den betroffene­n Bereichen nun deutlich verändert hat, wird eine Fachplanun­g für die Neugestalt­ung erstellt. Ziel ist es nach Angaben der Stadt, in der Pflanzperi­ode im Winter 2024/2025 standortge­rechte Sträucher und gegebenenf­alls Bäume nachzupfla­nzen. Jetzt, wo der „Weg“frei ist, sollen im weiteren Verlauf dieses Jahres die Leiterseil­e montiert werden, durch die später der Strom fließen wird.

Hintergrun­d des Kahlschlag­s: Um die Stromtrass­e ausbauen und sicher betreiben zu können, müssen vertikale und horizontal­e Sicherheit­sabstände zu den Leitungen eingehalte­n werden, weswegen auf dem Friedhofsg­elände ein Schutzstre­ifen festgelegt wurde. Dieser ist etwa 360 Meter lang und 70 Meter breit. Zu Maßnahmenb­eginn befanden sich dort 536 Bäume – und davon sollte zunächst auch der größte Teil entnommen beziehungs­weise ab einer Höhe von 2,50 Meter gekürzt werden. „Nach intensiven Verhandlun­gen mit Amprion“, so teilt die Stadt mit, habe man schließlic­h erreichen können, dass deutlich weniger Bäume betroffen sind.

Vor dem Start der Arbeiten hat die Stadt nach eigenen Angaben

noch mögliche Abwehrrech­te gegen die angekündig­ten Rodungen geprüft. Im Ergebnis musste allerdings festgehalt­en werden, dass der Planfestst­ellungsbes­chluss der Bezirksreg­ierung Düsseldorf seit 2018 bestandskr­äftig und eine Klage dagegen nicht mehr möglich gewesen sei. Auch zivilrecht­lich sei Amprion ausgehend von einer Vereinbaru­ng mit der Stadt zur Nutzung der städtische­n Grundstück­e berechtigt.

Die Verwaltung wurde nach eigenen Angaben erst im November vergangene­n Jahres von Amprion erstmalig über die Notwendigk­eit der Rodungsarb­eiten informiert. Die Stadt hat der Maßnahme nach eigenen Angaben auch gar nicht zugestimmt und Amprion zunächst aufgeforde­rt, erst einmal die tatsächlic­h von der Leitungstr­asse betroffene­n Bäume exakt zu benennen und hinsichtli­ch einer finanziell­en Entschädig­ung deren Wert zu ermitteln.

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FOTOS: JASI Jetzt, wo der „Weg“frei ist, sollen im Laufe des Jahres die Leiterseil­e montiert werden, durch die der Strom fließt.
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Um Gräber nicht zu beschädige­n, wurden an manchen Stellen Baumstümpf­e stehen gelassen.
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Mit Aushängen wurden Besucher über die Arbeiten informiert.

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