Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Dem Opfer steckte noch das Projektil im Kopf
Vor einer Woche kam ein Mann mit Schussverletzung ins Krankenhaus. Nach einer Kopf-OP konnte er vernommen werden.
GREVENBROICH Die Mordkommission ermittelt in einem Grevenbroicher Fall, der sich nach all dem, was bisher bekannt ist, als äußerst mysteriös darstellt: Vergangene Woche Dienstag ist am späten Abend ein schwer verletzter Mann mit Begleitern im Grevenbroicher Krankenhaus vorstellig geworden. Davor war er von einem Schuss getroffen worden – und zwar in den Kopf. Sofort wurde er von den Ärzten behandelt.
Inzwischen ist der Mann operiert worden. Wie unsere Redaktion am Montag von der zuständigen Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach erfuhr, musste dem 32-Jährigen das Projektil einer Schusswaffe aus dem Kopf operiert werden.
Die Operation soll gut verlaufen sein, der in Gelsenkirchen gemeldete Mann ist bei Sinnen. Lebensgefahr besteht für den Mann nach ersten Erkenntnissen nicht mehr.
Die Staatsanwaltschaft wertet den Fall als versuchte Tötung. Wie der mit Kapitaldelikten betraute Staatsanwalt Stefan Lingens sagt, konnte das Opfer inzwischen von den Ermittlern der eigens eingerichteten Mordkommission ausführlicher befragt werden.
Von Beginn an musste die Kriminalpolizei von einem Gewaltverbrechen ausgehen. Die Schussverletzung soll nicht die Folge eines Suizidversuchs gewesen sein. Vielmehr wissen die Ermittler bisher allerdings nicht. „Wie der Tathergang war und wo genau der Tatort war, ist nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen“, sagt Staatsanwalt Stefan Lingens.
Allerdings soll der Tatort „mutmaßlich in Grevenbroich“liegen. Warum auf ihn geschossen wurde, kann sich der Mann – zumindest wenn man seinen Angaben dazu Glauben schenkt – selbst nicht erklären. „Er hat keinen Grund für den Schuss genannt“, sagt Lingens.
Dies müsse aber nicht zwingend darauf hindeuten, dass er etwas verschweigen wollte. „Die Überprüfungen laufen.“
Angaben dazu, wo der Mann und seine Begleiter den Dienstagabend verbracht haben, macht die Staatsanwaltschaft bisher nicht. Die Begleiter, allesamt Zeugen, sind zwischenzeitlich ebenfalls von Ermittlern befragt worden.
Die Mordkommission, die unter Leitung des Polizeipräsidiums Düsseldorf eingerichtet wurde, ist weiterhin mit dem Fall beschäftigt.
Einen Anhaltspunkt bietet den Kriminalisten das aus dem Kopf operierte Projektil. Es soll nun genauer untersucht werden. Geprüft wird dabei beispielsweise, ob es einer bestimmten Waffe zugeordnet werden kann – und ob ein identisches Projektil schon einmal bei einem Verbrechen aufgetaucht ist.
Was durchaus stutzig machen darf: Der Mann in Grevenbroich war vergangene Woche Dienstag nicht der einzige im Rhein-Kreis
Neuss, der von einem Schuss getroffen wurde. Am „Jröne Meerke“, einer Parkanlage in Neuss, ist es nach Angaben der Behörden am Dienstagabend ebenfalls zu einem versuchten Tötungsdelikt gekommen.
Auch dort wurde ein Mann im Krankenhaus vorstellig, nachdem er von einer Kugel getroffen worden war. Es soll sich bei dem Betroffenen um einen Obdachlosen handeln.
Die Staatsanwaltschaften in Mönchengladbach und Düsseldorf (zuständig für Neuss) stehen diesbezüglich in Kontakt. „Zusammenhänge zwischen den Taten werden selbstverständlich aufgrund der zeitlichen und auch der räumlichen Nähe geprüft“, sagt Stefan Lingens. Allerdings gebe es bisher keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass zwischen den Taten ein Zusammenhang besteht.