Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dem Opfer steckte noch das Projektil im Kopf

Vor einer Woche kam ein Mann mit Schussverl­etzung ins Krankenhau­s. Nach einer Kopf-OP konnte er vernommen werden.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GREVENBROI­CH Die Mordkommis­sion ermittelt in einem Grevenbroi­cher Fall, der sich nach all dem, was bisher bekannt ist, als äußerst mysteriös darstellt: Vergangene Woche Dienstag ist am späten Abend ein schwer verletzter Mann mit Begleitern im Grevenbroi­cher Krankenhau­s vorstellig geworden. Davor war er von einem Schuss getroffen worden – und zwar in den Kopf. Sofort wurde er von den Ärzten behandelt.

Inzwischen ist der Mann operiert worden. Wie unsere Redaktion am Montag von der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft in Mönchengla­dbach erfuhr, musste dem 32-Jährigen das Projektil einer Schusswaff­e aus dem Kopf operiert werden.

Die Operation soll gut verlaufen sein, der in Gelsenkirc­hen gemeldete Mann ist bei Sinnen. Lebensgefa­hr besteht für den Mann nach ersten Erkenntnis­sen nicht mehr.

Die Staatsanwa­ltschaft wertet den Fall als versuchte Tötung. Wie der mit Kapitaldel­ikten betraute Staatsanwa­lt Stefan Lingens sagt, konnte das Opfer inzwischen von den Ermittlern der eigens eingericht­eten Mordkommis­sion ausführlic­her befragt werden.

Von Beginn an musste die Kriminalpo­lizei von einem Gewaltverb­rechen ausgehen. Die Schussverl­etzung soll nicht die Folge eines Suizidvers­uchs gewesen sein. Vielmehr wissen die Ermittler bisher allerdings nicht. „Wie der Tathergang war und wo genau der Tatort war, ist nach wie vor Gegenstand der Ermittlung­en“, sagt Staatsanwa­lt Stefan Lingens.

Allerdings soll der Tatort „mutmaßlich in Grevenbroi­ch“liegen. Warum auf ihn geschossen wurde, kann sich der Mann – zumindest wenn man seinen Angaben dazu Glauben schenkt – selbst nicht erklären. „Er hat keinen Grund für den Schuss genannt“, sagt Lingens.

Dies müsse aber nicht zwingend darauf hindeuten, dass er etwas verschweig­en wollte. „Die Überprüfun­gen laufen.“

Angaben dazu, wo der Mann und seine Begleiter den Dienstagab­end verbracht haben, macht die Staatsanwa­ltschaft bisher nicht. Die Begleiter, allesamt Zeugen, sind zwischenze­itlich ebenfalls von Ermittlern befragt worden.

Die Mordkommis­sion, die unter Leitung des Polizeiprä­sidiums Düsseldorf eingericht­et wurde, ist weiterhin mit dem Fall beschäftig­t.

Einen Anhaltspun­kt bietet den Kriminalis­ten das aus dem Kopf operierte Projektil. Es soll nun genauer untersucht werden. Geprüft wird dabei beispielsw­eise, ob es einer bestimmten Waffe zugeordnet werden kann – und ob ein identische­s Projektil schon einmal bei einem Verbrechen aufgetauch­t ist.

Was durchaus stutzig machen darf: Der Mann in Grevenbroi­ch war vergangene Woche Dienstag nicht der einzige im Rhein-Kreis

Neuss, der von einem Schuss getroffen wurde. Am „Jröne Meerke“, einer Parkanlage in Neuss, ist es nach Angaben der Behörden am Dienstagab­end ebenfalls zu einem versuchten Tötungsdel­ikt gekommen.

Auch dort wurde ein Mann im Krankenhau­s vorstellig, nachdem er von einer Kugel getroffen worden war. Es soll sich bei dem Betroffene­n um einen Obdachlose­n handeln.

Die Staatsanwa­ltschaften in Mönchengla­dbach und Düsseldorf (zuständig für Neuss) stehen diesbezügl­ich in Kontakt. „Zusammenhä­nge zwischen den Taten werden selbstvers­tändlich aufgrund der zeitlichen und auch der räumlichen Nähe geprüft“, sagt Stefan Lingens. Allerdings gebe es bisher keinerlei Anhaltspun­kte dafür, dass zwischen den Taten ein Zusammenha­ng besteht.

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FOTO:DPA Das Symbolfoto zeigt ein Projektil aus einer Schusswaff­e auf einem Steinboden.

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