Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Realschule wird „Schule gegen Rassismus“

- VON STEPHAN SEEGER

Die Realschule Kaarst hat in einer Feierstund­e am Dienstag den Eintritt in das Netzwerk „Schule gegen Rassismus/Schule mit Courage“gefeiert. Nun beginnt die eigentlich­e Arbeit.

KAARST Schülerspr­echer Mohamed Elami weiß genau, wovon er redet. Er habe am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man komisch angeguckt wird, eine fremde Sprache in Deutschlan­d spricht und sich nicht willkommen fühlt, wenn einem Rassismus und Ablehnung entgegenge­bracht werden. Das erzählte der Zehntkläss­ler am Dienstag während seiner Ansprache bei der Feierstund­e in der Aula der Kaarster Realschule.

Diese trat dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“bei. „In meiner Zeit in Deutschlan­d habe ich leider zu oft erleben müssen, wie Rassismus die Gesellscha­ft vergiftet. Es sind die abfälligen Bemerkunge­n und die unterschwe­lligen Vorurteile, die uns zeigen, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben“, sagte Elami vor rund 170 Schülern und Lehrern, die zu der Feierstund­e gekommen sind.

Deshalb setzte sich Elami als Schülerspr­echer dafür ein, dass die Realschule dem Netzwerk, in dem aktuell mehr als 4300 Schulen aktiv sind, beitritt. Dazu wurde in der Schule eine Umfrage gestartet, ob die Schüler das überhaupt wollen. Sie wollten. „Wir sind die Verpflicht­ung eingegange­n, aktiv gegen Diskrimini­erung, Mobbing und Gewalt einzutrete­n“, so Elami. Es sei die Verantwort­ung der Schule, das

Projekt mit Leben zu füllen. „Lasst uns zeigen, dass wir den Mut haben, uns für das Richtige einzusetze­n und entschloss­en sind, Rassismus und Intoleranz entgegenzu­treten“, endete Elami seine Ansprache – und erhielt großen Applaus.

Konrektori­n Andrea Adrian, die den erkrankten Schulleite­r Torsten Sotowic bei der Feierstund­e vertrat, hatte zuvor erklärt, dass der Beitritt zu dem Netzwerk erst der Anfang ist. „Wir sind gespannt, was da noch kommt“, so Adrian. An der Realschule lernen und arbeiten Menschen

aus 39 Nationen, daher sei die Realschule gut in dem Netzwerk aufgehoben, meint die Konrektori­n: „Wir sind Vielfalt, und diese Vielfalt ist unsere Stärke.“Die Realschule arbeite dafür, dass sich dort alle wohlfühlen. Es sei kein Platz für Rassismus und Diskrimini­erung jeglicher Art. „Unsere Schule soll ein Ort für alle Menschen sein, egal wo man herkommt, wie man aussieht oder an was man glaubt“, so Adrian weiter. Dabei weiß Adrian, dass es auch an der Realschule Konflikte gibt, die sich in direkten

Gesprächen mit den Schulsozia­larbeitern oder den Klassenleh­rern aber schnell lösen lassen. Mit der Teilnahme zeige die Schulgemei­nschaft, dass sie nicht wegschaut, wenn es zu Gewalt oder Diskrimini­erung kommt.

Die Patenschaf­t übernahm Bürgermeis­terin Ursula Baum. Sie zeigte sich stolz auf den Beitritt der Realschule zu dem Netzwerk. Es sei einmal mehr „ein sehr deutliches Zeichen, das diese Schule setzt“, so Baum. Als Bürgermeis­terin trage sie die Verantwort­ung für

die Werte, die die Gemeinscha­ft prägen. „In einer vielfältig­en, toleranten Gesellscha­ft ist kein Platz für Rassismus“, so Baum. Sie glaubt fest daran, Rassismus besiegen zu können. Wie? „Wenn man früh damit beginnt, die Angst zu nehmen. Angst vor Fremdem und die Angst vor dem, was man nicht kennt“, sagte die Bürgermeis­terin.

Anke Lieberich und Anke Gilges vom Kommunalen Integratio­nszentrum des Rhein-Kreises übergaben die Urkunde und die Plakette an die Schule. „Die Auszeichnu­ng ist ein Zeugnis eurer Entschloss­enheit, andere Menschen nicht zu diskrimini­eren. Das erfordert Einsatz und Hingabe – auch über diesen Tag hinaus“, erklärte Lieberich. Es sei jeden Tag eine neue Herausford­erung und es bedarf Durchhalte­vermögen. „Ihr habt Euch dazu verpflicht­et, hinzuhören, hinzuschau­en und einzugreif­en, wenn ihr abwertende­s und rassistisc­hes Verhalten mitbekommt. Das erfordert Mut. Aber Courage ist das, was zählt“, so Lieberich weiter.

 ?? FOTO: WALTER ?? Anke Gilges und Anke Lieberich überreiche­n Schülerspr­echer Mohamed Elami im Beisein von „Patin“Ursula Baum und Konrektori­n Andrea Adrian (v.l.), die Schulleite­r Torsten Sotowic vertrat, die Urkunde.
FOTO: WALTER Anke Gilges und Anke Lieberich überreiche­n Schülerspr­echer Mohamed Elami im Beisein von „Patin“Ursula Baum und Konrektori­n Andrea Adrian (v.l.), die Schulleite­r Torsten Sotowic vertrat, die Urkunde.

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