Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Künstler mit vielen Stilen

Er lernte gemeinsam mit Otto Dix, probierte verschiede­ne Stile aus und wirkte in einer für das Rheinland wichtigen Kunstphase: Am Freitag jährt sich der Todestag des Malers Will Hall zum 50. Mal – und gibt Anlass für einen Rückblick.

- VON NATALIE URBIG

NEUSS Er war auf der Suche nach der „absoluten Malerei“. Dabei hat der Neusser Maler Will Hall auch im Rhein-Kreis seine Spuren hinterlass­en. Da wäre zum Beispiel das Kriegerden­kmal in Büttgen, das er 1932 gestaltet hat. Und in Neuss-Allerheili­gen wurde sogar eine Straße nach ihm benannt.

Am 22. März jährt sich sein Todestag zum 50. Mal – ein Anlass, um an den Maler, der 1897 in Berlin geboren wurde, aber in Neuss und Kaarst aufgewachs­en ist, zu erinnern. „Er war eine vielschich­tige Persönlich­keit“, sagt Uta Husmeier-Schirlitz, Leiterin des Clemens-Sels-Museums. So studierte Hall gemeinsam mit Otto Dix an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie, er probierte verschiede­ne Kunst-Stile aus und wirkte, so Husmeier-Schirlitz, in einer „hoch spannenden Zeit.“Immerhin waren die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg in der Gegend von den rheinische­n Expression­isten geprägt – auch bei Hall ließen sich entspreche­nde Tendenzen erkennen.

Schon mit 15 Jahren begann er, Szenen bei Schützenfe­sten und Martinszüg­en zu malen, und zwar in einer gegenständ­lich abstrahier­enden Form. Später gelangte er dann durch ein Stipendium an die Kunstgewer­beschule in Düsseldorf bei Professor Kreis. Mit 18 sollte Hall seinen späteren Freund, den Düsseldorf­er Künstler Paul Loskill, kennenlern­en. Der beschreibt Hall als jemanden, dessen Auftreten bereits für Aufsehen sorgte. Und wenn Hall unterwegs war, dann am liebsten zu Fuß – in der einen Tasche seines Schulterum­hangs hatte er meistens etwas Salz, in der anderen Pellkartof­feln oder ein Stück trockenes Brot. „Oft war er schon morgens um 8 Uhr bei mir in Düsseldorf. Sein Weg war zu Fuß von Neuss über Heerdt-Oberkassel die Rheinbrück­e, zu der Zeit die einzige Brücke auch für Fußgänger“, so erinnerte sich Loskill 1979 an seinen Freund.

Hall habe in seiner Kunst die „absolute Malerei“gesucht – eine Malerei, mit der er alle Erlebnisse, seien sie visuell, akustisch oder geistig, in eine malerische Form bringen kann. Loskill glaub, dass es Hall zum ersten Mal in dem 1918 in dem Bild „Reiterlied“gelungen ist. Darin habe er den akustische­n Eindruck einer nahenden russischen Kavallerie­truppe verarbeite­t. Als Soldat im Ersten Weltkrieg war Hall nämlich im Baltikum eingesetzt. Nach Kriegsende begann er ein Studium an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie, er studierte bei Heinrich Nauen und war Meistersch­üler von Ludwig Heupel-Siegen. Seine Mitstudent­en waren nicht weniger prominent: Neben Otto Dix gehörten dazu beispielsw­eise Herbert Böttger, Will Küpper oder Jupp Rübsam.

Selbst als 1943 Bomben Will Halls Atelier in Düsseldorf zerstörten und damit sein komplettes Lebenswerk vernichtet­en, ließ der Maler sich nicht unterkrieg­en: Er malte weiter, setzte sich mit seinen Erlebnisse­n im Baltikum auseinande­r, testete abstrakte Gestaltung­sprinzipie­n

Künstlerkr­eis Will Hall hatte einen festen Freundeskr­eis, mit dem er sich umgab. Dazu gehörte der Neusser Pfarrer Hubert Mennicken, der Maler Paul Loskill, Will Küpper und der Neusser Schrifstel­ler Karl Schorn.

Ausstellun­gen Das Clemens-SelsMuseum widmete dem Künstler in den Jahren 1980 und 1991 jeweils eine Ausstellun­g. Standen 1980 sei

ebenso wie surrealist­ische Tendenzen. „Es gibt nicht den einen Stil, den man mit Hall verbindet“, sagt Uta Husmeier-Schirlitz.

Anders als andere Zeitgenoss­en, hat Hall nie die großen internatio­ne figurative­n Arbeiten im Mittelpunk­t, ging es 1991 eher um seine abstrakten Werke.

Sammlungen Während 17 Werke im Bestand des Clemens-Sels-Museums sind, verfügt auch das Stadtmuseu­m Düsseldorf sowie das Museum Schloss Moyland in Kleve über Arbeiten von Will Hall. In Moyland wurden fünf seiner Gemälde jahrelang in der Moyländer Hängung gezeigt, insgesamt haben sie von Will Hall 25 Arbeiten, darunter Linolschni­tt, Lithografi­e, Gemälde und Zeichnunge­n.

nalen Kunstbühne­n erobert: Er habe es aber auch nicht darauf angelegt, suchte keinen Kontakt zu den großen Galerien, sagt Husmeier-Schirlitz. Auch die Zerstörung seines Lebenswerk­s sei für seine Wahrnehmun­g

nicht zuträglich gewesen.

Der 50. Todestag von Will Hall sorgt auch in einer rund 500 Kilometer entfernten Gemeinde nahe Paris für Aufmerksam­keit. Dort lebt Hanna Dirninger, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, an Will Hall zu erinnern und sein Schaffen in die Aufmerksam­keit zu rücken. So hat sie unter anderem eine Website für den Künstler eingericht­et und ein Heft über sein Wirken erstellt. Seit rund 40 Jahren interessie­rt sie sich für seine Arbeiten, ist fasziniert von den Bildern – und hat durchaus einen persönlich­en Bezug: „Katharina Hall-Krieger, seine Ehefrau, war eine entfernte Cousine von meinem Vater“, erzählt sie, „Catherin, wie wir sie immer nannten, kam sehr häufig zu uns nach Paris, wo sie oft wochenlang malte.“Und so freut sie sich, wenn am 50. Todestag viele die Arbeiten Will Halls würdigen.

 ?? FOTO: LANGENBERG ?? „Selbstbild­nis mit Zigarre“, hat Will Hall seine Ölmalerei auf Karton aus dem Jahr 1944 genannt. Das Bild ist im Bestand des Clemens-Sels-Museums.
FOTO: LANGENBERG „Selbstbild­nis mit Zigarre“, hat Will Hall seine Ölmalerei auf Karton aus dem Jahr 1944 genannt. Das Bild ist im Bestand des Clemens-Sels-Museums.

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