Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Trio setzt sich für den Brunnenbau ein

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

2020 gründeten Günter, Heidi und Anja Wulf die Wulf-Stiftung. Die fördert den Bau von Brunnen, wo diese dringend benötigt werden. Am Weltwasser­tag träumt die Familie von einem „Brunnen von RP-Lesern“.

KLEINENBRO­ICH Extrem heiße Sommer ohne Regen rückten in vergangene­n Jahren auch hier das Thema Wassermang­el in den allgemeine­n Fokus. Doch insgesamt scheint Trinkwasse­r immer noch selbstvers­tändlich verfügbar zu sein. Ein Luxus, von dem arme Länder oft nur träumen können. Im Jahr 2020 gründeten Günter Wulf, Ehefrau Heidi und Tochter Anja die Wulf-Stiftung, um Brunnenbau dort zu fördern, wo er am dringendst­en nötig ist.

Zuvor hatte der Kleinenbro­icher bereits über private Spenden Brunnen finanziert. Wie viele, vermag der 85-Jährige spontan nicht zu sagen. Seit Gründung der Stiftung seien dank vieler Spenden in 24 Ländern Brunnen gebaut worden, besonders in Afrika, aber auch unter anderem in Indien, Afghanista­n, Kambodscha, Nepal. „Damit konnte in relativ kurzer Zeit über 92.000 Menschen Zugang zu frischem Wasser verschafft werden. Die Stiftung hofft, in diesem Jahr auf mehr als 100.000 Menschen zu kommen“, so der pensionier­te Diplom Betriebswi­rt. Fotos von Menschen, die ihr Trinkwasse­r aus verunreini­gten Tümpeln holen oder von Frauen und Kindern, die schwere Wasserbehä­lter teilweise Kilometer weit tragen, zeigten ihm, wie wichtig das Ziel der Stiftung sei. „Das ist ein Kreislauf. Wenn ein

Brunnen gebaut ist, bekommen die Kinder keine Durchfalle­rkrankunge­n mehr durch verunreini­gtes Wasser, können dadurch zur Schule gehen und erhalten mit mehr Bildung bessere Chancen für die Zukunft“, sagt Wulf. Zu den Lieblingsp­rojekten zählt daher die Verlegung einer Wasserleit­ung zu einer Schule auf einem Berg. Zuvor hatten Lehrer und Schüler zum Wasserhole­n fünf Kilometer steil bergab und später mit gefüllten Gefäßen wieder aufsteigen müssen.

Die erste Anregung für das Interesse an Brunnenbau­projekten gab eine Entwicklun­gshelferin, die Wulf über Bekannte kennengele­rnt hatte. „Sie berichtete von Menschen am

Amazonas, die das Wasser aus dem Fluss tranken, in dem auch Wäsche oder ein Pferd gewaschen wurden“, sagt Wulf. Er folgte ihrer Anregung, für den Bau eines Brunnens zu spenden. Bald darauf bat ein Nachbardor­f um Unterstütz­ung. Auch hier half er. „So hat sich die Tendenz zum Brunnenbau­en ergeben. Mir hatte in beiden Fällen gefallen, dass ich Fotos von den fertigen Brunnen bekommen habe. Mir gefällt auch die Möglichkei­t, gezielt für einzelne Projekte spenden zu können“, sagt Wulf.

Bereits vor zehn Jahren habe er sich mit dem Gedanken einer Stiftung befasst. Doch da seien die Zinsen zu niedrig und die Verwaltung­skosten

zu hoch gewesen, als dass von den Erträgen auch nur ein Brunnen im Jahr hätte gebaut werden können. Dann erfuhr Wulf vom Haus des Stiftens in München, das inzwischen die Wulf-Stiftung verwaltet. Die anfallende­n sechs Prozent Verwaltung­skosten trägt die Familie selbst, um alle Spenden ungekürzt zugedachte­n Projekten zukommen zu lassen. „Für Nachhaltig­keit wird gesorgt, indem zu jedem Brunnen ein Wasserkomi­tee demokratis­ch gewählt wird, das den Brunnen pflegt und für nötige Reparature­n sorgt“, betont der Kleinenbro­icher.

An jedem Brunnen werde ein Namensschi­ld des Spenders angebracht,

der auch ein Foto als Nachweis erhält. Laut Wulf kostet ein Flachbohrb­runnen 2.500 Euro, ein Solarbrunn­en rund 10.000 Euro. Aktuell steht ein Brunnenbau­projekt in Kambodscha als Basis für eine vom Friedensdo­rf geplante Gesundheit­sstation an. „Nach meiner Pensionier­ung habe ich mich lange beim Friedensdo­rf engagiert“, begründet Wulf seine Verbundenh­eit.

„Mitunter unterstütz­t die Stiftung Projekte, die nicht direkt mit Brunnenbau zu tun haben“, ergänzt Tochter Anja. Dazu zähle zum Beispiel die Hilfe für das kenianisch­e Frauendorf Umoja, das von Familien verstoßene Frauen und Kinder aufnimmt.

Durch die Tochter sei die Nachfolge in der Stiftung gesichert, sagt der 85-Jährige zufrieden. Derzeit hat er einen Traum: den „Brunnen von RP-Lesern“. Die Stiftung werde jede Spende unter dem Stichwort „Brunnen von RP-Lesern“um 25 Prozent aufstocken, bis die Kosten eines Solarbrunn­ens erreicht seien. Sollten mehr Spenden eingehen, würden diese für einen weiteren Brunnen verwendet.

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FOTO: JÖRG KNAPPE Heidi, Tochter Anja und Günter Wulf (v.l.) haben die Wulf-Stiftung gegründet.

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