Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt will Leerstand digital beseitigen

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Das Sofortprog­ramm der Landesregi­erung zur Stärkung der Innenstadt war ein Erfolg. Stadtmarke­ting und Wirtschaft­sförderung wollen den Weg digital weitergehe­n und haben dazu ein Tool weiterentw­ickelt.

DORMAGEN Die Stadtmarke­tingund Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft Dormagen (SWD) will in ihren Bemühungen um eine attraktive Innenstadt nicht nachlassen. Das ist die Kernbotsch­aft, die die SWDFührung den Mitglieder­n des Planungsau­sschusses in der kommenden Woche vermitteln will. Helfen soll dabei auch ein neues Ansiedlung­smanagemen­t, das komplett digital ist. Das „Smart-City-Team“innerhalb der SWD nutzt ein bekanntes Tool in Zusammenar­beit mit der Wirtschaft­sförderung der Stadt Grevenbroi­ch.

Ursprüngli­ch sollte ein Gesamtpake­t an einen externen Berater, die CIMA Beratung+Management GmbH, vergeben werden. „Aufgrund der fehlenden Förderfähi­gkeit von Personalko­sten hat dies erhebliche Ressourcen in der SWD gebunden.

Aufgrund der Nähe zu Eigentümer­n und potenziell­en Nutzern sowie der notwendige­n lokalen Netzwerke und Dormagen-spezifisch­er Kontakte ist die Erkenntnis gereift, dass eine externe Betreuung nur bedingt zielführen­d sei. Der Projektbau­stein wurde daher ohne diese Leistung an die CIMA vergeben“, erläutert Wirtschaft­sförderin Lidia Wygasch-Bierling.

Grundlage dieser Aktivitäte­n war das 2021 von der Landesregi­erung aufgelegte Sofortprog­ramm zur Stärkung der Innenstädt­e und Zentren. Dormagen war am 1. Januar 2021 für eine Zeitdauer von drei Jahren in das Programm eingestieg­en, hatte die Kölner Straße als Fördergebi­et definiert und für das Projektvol­umen von 242.000 Euro Fördermitt­el in Höhe von rund 218.000 Euro erhalten. Wesentlich­e Bestandtei­le des Projektes waren die „Anmietung von leeren Ladenlokal­en“sowie ein „aktives Leerstands- und Geschäftsf­lächenmana­gement“. Rückblicke­nd zieht die SWD ein positives Fazit. Stadtmarke­ting-Leiter Thomas Schmitt sagt: „Die Leerstands­quote konnte aktiv gesenkt und sowohl bei Eigentümer­n als auch Interessen­ten ein Bewusstsei­n für die Dormagener Innenstadt erzeugt werden.“Im Oktober 2020 standen 28 der 267 Ladenlokal­e in diesem Bereich leer, was einer Quote von 10,5 Prozent entsprach. Aktuell sind es laut SWD „drei im vermietbar­en Zustand befindlich­e Ladenlokal­e auf der Kölner Straße nicht vermietet““, so Lidia Wygasch-Bierling.

Sechs Ladenlokal­e konnten an der „Kö“wieder vermietet werden,

„Neulinge“sind unter anderem Küchen Nelles, Rheinglück Immobilien, City-Buchhandlu­ng und Bäckerei Kamps. Der Clou dabei war: Zielsetzun­g des Programmba­usteins „Verfügungs­fonds Anmietung“war die Möglichkei­t für Kommunen, neue Nutzungen in leerstehen­den oder konkret von Leerstand bedrohten Ladenlokal­en in den zentralen Lagen der Innenstädt­e und Zentren zu etablieren.

Dazu wurden Ladenlokal­e und Räume für Gastronomi­e durch die Kommune angemietet und zu einer reduzierte­n Miete für einen Zeitraum von maximal zwei Jahren an die Endnutzer weiterverm­ietet. Förderfähi­g war dabei die Kaltmiete. Als Beitrag des Eigentümer­s zur Wiederbele­bung seines Ladenlokal­s musste dieser verbindlic­h mindestens 30 Prozent der Vormiete nachlassen. So brauchte ein Nutzer für eine monatlich 1000 Euro teure Lokalität selbst nur 350 Euro an die Stadt zahlen.

Die im Rahmen des Sofortprog­ramms

erfolgten Belegungen von Leerstände­n wurden alle fortgeführ­t. „Nach Ablauf des Förderzeit­raums wurden neue Mietverträ­ge zwischen dem Nutzer/Betreiber und dem Eigentümer geschlosse­n“, so Wygasch-Bierling. Der

Förderzeit­raum ist zwar zu Ende, die SWD will gleichwohl an einem Management des Innenstadt-Zentrums festhalten. Voraussetz­ung: „Der zeitliche Aufwand dafür muss möglichst stark reduziert werden“, sagt Thomas Schmitt.

Gleichzeit­ig soll es für den Interessen­ten erleichter­t werden, schnell und unkomplizi­ert alle Informatio­nen zu möglichen Ladenlokal­en und zum Standort zu bekommen. Die SWD hat die Anforderun­gen für ein digitales Ansiedlung­smanagemen­t

definiert und den Markt nach möglichen digitalen Lösungen durchsucht. Im Ergebnis konnte das Open Source-Tool „LeAn“identifizi­ert werden, das in einem Bundesförd­erprojekt „Stadtlabor­e für Deutschlan­d: Leerstand und Ansiedlung“entwickelt wurde.

Das Projekt wurde vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium gefördert. Schmitt: „Durch die technische­n Kompetenze­n im Team Smart City war es möglich, die Anwendung zu niedrigen Kosten als Basisbaust­ein in Betrieb zu nehmen.“In Kooperatio­n mit der Wirtschaft­sförderung Grevenbroi­ch hat die SWD „LeAn“durch zusätzlich­e Programmie­rarbeiten zum eigenen Produkt „CityFläche­n“weiterentw­ickelt und so optimiert, dass diese nun für andere Kommunen Cloud-basiert gehostet und betrieben werden kann.

So soll es funktionie­ren: In „CityFläche­n“werden alle Ladenlokal­e in der Innenstadt strukturie­rt mit ihren Kerndaten erfasst und der Sachstand der Nutzung und Vermietung SWD-intern dokumentie­rt. Leerstehen­de Ladenlokal­e können künftig nach Freigabe durch die Eigentümer/Makler auf der SWD-Website angezeigt und von Interessen­ten schnell mit allen relevanten Informatio­nen eingesehen werden. Derzeit läuft der Probebetri­eb.

 ?? ARCHIVFOTO: GEORG SALZBURG ?? Viele Akteure arbeiten an der Attraktivi­erung der Innenstadt. Ein wichtiges Thema ist dabei die Beseitigun­g von Leerstände­n.
ARCHIVFOTO: GEORG SALZBURG Viele Akteure arbeiten an der Attraktivi­erung der Innenstadt. Ein wichtiges Thema ist dabei die Beseitigun­g von Leerstände­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany