Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt will Leerstand digital beseitigen
Das Sofortprogramm der Landesregierung zur Stärkung der Innenstadt war ein Erfolg. Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung wollen den Weg digital weitergehen und haben dazu ein Tool weiterentwickelt.
DORMAGEN Die Stadtmarketingund Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen (SWD) will in ihren Bemühungen um eine attraktive Innenstadt nicht nachlassen. Das ist die Kernbotschaft, die die SWDFührung den Mitgliedern des Planungsausschusses in der kommenden Woche vermitteln will. Helfen soll dabei auch ein neues Ansiedlungsmanagement, das komplett digital ist. Das „Smart-City-Team“innerhalb der SWD nutzt ein bekanntes Tool in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Grevenbroich.
Ursprünglich sollte ein Gesamtpaket an einen externen Berater, die CIMA Beratung+Management GmbH, vergeben werden. „Aufgrund der fehlenden Förderfähigkeit von Personalkosten hat dies erhebliche Ressourcen in der SWD gebunden.
Aufgrund der Nähe zu Eigentümern und potenziellen Nutzern sowie der notwendigen lokalen Netzwerke und Dormagen-spezifischer Kontakte ist die Erkenntnis gereift, dass eine externe Betreuung nur bedingt zielführend sei. Der Projektbaustein wurde daher ohne diese Leistung an die CIMA vergeben“, erläutert Wirtschaftsförderin Lidia Wygasch-Bierling.
Grundlage dieser Aktivitäten war das 2021 von der Landesregierung aufgelegte Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren. Dormagen war am 1. Januar 2021 für eine Zeitdauer von drei Jahren in das Programm eingestiegen, hatte die Kölner Straße als Fördergebiet definiert und für das Projektvolumen von 242.000 Euro Fördermittel in Höhe von rund 218.000 Euro erhalten. Wesentliche Bestandteile des Projektes waren die „Anmietung von leeren Ladenlokalen“sowie ein „aktives Leerstands- und Geschäftsflächenmanagement“. Rückblickend zieht die SWD ein positives Fazit. Stadtmarketing-Leiter Thomas Schmitt sagt: „Die Leerstandsquote konnte aktiv gesenkt und sowohl bei Eigentümern als auch Interessenten ein Bewusstsein für die Dormagener Innenstadt erzeugt werden.“Im Oktober 2020 standen 28 der 267 Ladenlokale in diesem Bereich leer, was einer Quote von 10,5 Prozent entsprach. Aktuell sind es laut SWD „drei im vermietbaren Zustand befindliche Ladenlokale auf der Kölner Straße nicht vermietet““, so Lidia Wygasch-Bierling.
Sechs Ladenlokale konnten an der „Kö“wieder vermietet werden,
„Neulinge“sind unter anderem Küchen Nelles, Rheinglück Immobilien, City-Buchhandlung und Bäckerei Kamps. Der Clou dabei war: Zielsetzung des Programmbausteins „Verfügungsfonds Anmietung“war die Möglichkeit für Kommunen, neue Nutzungen in leerstehenden oder konkret von Leerstand bedrohten Ladenlokalen in den zentralen Lagen der Innenstädte und Zentren zu etablieren.
Dazu wurden Ladenlokale und Räume für Gastronomie durch die Kommune angemietet und zu einer reduzierten Miete für einen Zeitraum von maximal zwei Jahren an die Endnutzer weitervermietet. Förderfähig war dabei die Kaltmiete. Als Beitrag des Eigentümers zur Wiederbelebung seines Ladenlokals musste dieser verbindlich mindestens 30 Prozent der Vormiete nachlassen. So brauchte ein Nutzer für eine monatlich 1000 Euro teure Lokalität selbst nur 350 Euro an die Stadt zahlen.
Die im Rahmen des Sofortprogramms
erfolgten Belegungen von Leerständen wurden alle fortgeführt. „Nach Ablauf des Förderzeitraums wurden neue Mietverträge zwischen dem Nutzer/Betreiber und dem Eigentümer geschlossen“, so Wygasch-Bierling. Der
Förderzeitraum ist zwar zu Ende, die SWD will gleichwohl an einem Management des Innenstadt-Zentrums festhalten. Voraussetzung: „Der zeitliche Aufwand dafür muss möglichst stark reduziert werden“, sagt Thomas Schmitt.
Gleichzeitig soll es für den Interessenten erleichtert werden, schnell und unkompliziert alle Informationen zu möglichen Ladenlokalen und zum Standort zu bekommen. Die SWD hat die Anforderungen für ein digitales Ansiedlungsmanagement
definiert und den Markt nach möglichen digitalen Lösungen durchsucht. Im Ergebnis konnte das Open Source-Tool „LeAn“identifiziert werden, das in einem Bundesförderprojekt „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“entwickelt wurde.
Das Projekt wurde vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Schmitt: „Durch die technischen Kompetenzen im Team Smart City war es möglich, die Anwendung zu niedrigen Kosten als Basisbaustein in Betrieb zu nehmen.“In Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Grevenbroich hat die SWD „LeAn“durch zusätzliche Programmierarbeiten zum eigenen Produkt „CityFlächen“weiterentwickelt und so optimiert, dass diese nun für andere Kommunen Cloud-basiert gehostet und betrieben werden kann.
So soll es funktionieren: In „CityFlächen“werden alle Ladenlokale in der Innenstadt strukturiert mit ihren Kerndaten erfasst und der Sachstand der Nutzung und Vermietung SWD-intern dokumentiert. Leerstehende Ladenlokale können künftig nach Freigabe durch die Eigentümer/Makler auf der SWD-Website angezeigt und von Interessenten schnell mit allen relevanten Informationen eingesehen werden. Derzeit läuft der Probebetrieb.