Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Piwipper Böötchen setzt wieder über
Frauen waren während der ersten Schicht auf der Fähre in der Überzahl – am Steuer und beim Fahrkartenverkauf.
DORMAGEN Am Osterwochenende hatte das Warten endlich ein Ende: Das Piwipper Böötchen querte in diesem Jahr erstmals wieder den Rhein und nahm den Betrieb zwischen Dormagen und Monheim wieder auf. „So nah am Wasser auf den schaukelnden Wellen – das macht ein gutes Gefühl“, meinte Stefan Hoffmann, Schiffsführer, Betriebsleiter und seit kurzem Vorstandsvorsitzender des zum Böötchen gehörenden Vereins. „Ja“, sagt der Mann, der unter der Woche als Software-Ingenieur arbeitet, „der ehrenamtliche Arbeitsumfang ist fast der eines Fulltime-Jobs.“Aber er liebt es, am Wochenende und an Feiertagen (von 10.30 bis 18 Uhr) Fußgänger und Radfahrer, Kinder und Hunde sicher über den Rhein zu bringen. Immerhin hat sein Hauptjob auch etwas mit Schifffahrt zu tun: Er entwickelt Navigations-Software für die Binnenschifffahrt. 400 Fahrgäste waren es am ersten Tag, die die Nussschale nutzten, um ein bisschen Urlaubsgefühl zu spüren. Aufgeteilt auf 32 Fahrten. „Wir haben für jeweils 25 Fahrgäste Platz“, sagt Hoffmann.
Die erste Schicht am Steuer hatte eine Frau übernommen: Sabine Trinks hat vor drei Jahren den Führerschein als Fährführerin gemacht. Sie ist eine unter fünf FährführerInnen. Zwei Jahre hat ihre Ausbildung gedauert. Am Ostersonntag konnte sie sich beweisen und ihre Passagiere über den gut gefüllten Rhein und bei viel Schiffsverkehr navigieren. Sie machte das professionell und mit großer Gelassenheit. Die Frauen waren während der ersten Schicht auf der Personenfähre Piwipp in der Überzahl. Elfie Hein kassierte gut gelaunt das Geld für die Überfahrt: 2,50 Euro für Erwachsene mit Fahrrad, zwei Euro ohne. Kinder setzen kostenlos über. Gezahlt wird nur bar. „Bei schönem Wetter macht das super viel Spaß hier“, sagt sie.
Gabi Lülsdorf aus Langenfeld gehörte mit der Freundin aus Hannover
zu den ersten Fahrgästen. Sie schaukeln einfach mal für eine Kaffeepause auf der sonnigen Terrasse von Haus Piwipp rüber. „Super, das Erlebnis mit dem Böötchen hier“, sagt die Hannoveranerin. Auch ein paar Radler aus dem Münsterland nutzen die Gelegenheit, mit dem EBike nach Dormagen überzusetzen und auf der anderen Seite weiterzufahren. „Das war eine Spontanidee“, sagt Jenni Deipenbock. „Wir haben den Aushang gesehen und finden es toll, dass wir so unkompliziert auf die andere Rheinseite kommen.“Leider lockte der Ostermontag wetterbedingt erst zum Nachmittag hin Touristen auf die Piwipp.
Der Ostersonntag war die 12. Saisoneröffnung für die Fähre. Als der inzwischen verstorbene Vereinsgründer Heiner Müller-Krumbhaar
Ausfall Dass die ebenfalls beliebte Rheinfähre „Fritz Middelanis” zwischen Leverkusen-Hitdorf und KölnLangel wegen umfangreicher Reparaturarbeiten
vor vielen Jahren aus Süddeutschland seiner Frau zuliebe nach Monheim zog, störte ihn an der neuen Heimatstadt nur eines: dass er nicht über den Rhein kam.
Und so war die Idee zum Piwipper Böötchen und dem dazugehörigen Verein geboren. Das Schiff selbst und die Anlegebrücke, die 2018 von der Stadt Monheim spendiert wurde, sind beide Secondhand. Die
zurzeit außer Betrieb ist, könnte dem Piwipper Böötchen eventuell ein paar Fahrgäste mehr in diesem Sommer bescheren. Alternative Es gibt allerdings auch noch die Fähre in Urdenbach, die in Zons anlegt.
Fähre, die völlig verrottet in BrohlLützing am Rhein auf der Kaimauer gelegen hatte, erschien MüllerKrumbhaar und seinen Mitstreitern genau das richtige Objekt zu sein, um damit den Rhein in Monheim zu überqueren und den Tourismus zu beleben. Immerhin war das Schiff, bevor es aufs Altenteil kam, bereits Jahrzehnte lang Transportmittel für Menschen gewesen, als schwimmendes Werkstor auf der Ruhr für die Hendrichshütte. 55 Jahre ist die kleine Fähre heute alt. 250.000 Euro mussten für Ankauf und Reparatur investiert werden.
Radler und Familien mit Kindern lieben die Rhein-Verbindung. Von Dormagen kommen die Menschen gerne nach Monheim zum Wasserspielplatz und in die Altstadt. Und von Monheim aus gibt es längere und kürzere Radrunden am gegenüberliegenden Rheinufer bis Zons und von dort aus wieder über Baumberg zurück.“
Auch die Chefin des Landgasthauses Haus Piwipp in Dormagen freute sich, dass die kleine Personenfähre wieder im Einsatz ist. Carina Siepen und ihre Mannschaft locken mit bezahlbarem Essen und Sand-Strandbar an sonnigen Tagen.
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