Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Betrug mit den Promis

Aktuell kursieren E-Mails, dass berühmte Menschen angeblich Geld verschenke­n. Experten erklären, was zu tun ist.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Manches klingt zu schön, als dass es wahr sein könnte. Wie diese Mail, die dieser Tage im Eingangspo­stfach aufploppte: „Hallo, ich bin Frau Maria-Elisabeth Schaeffler, eine deutsche Wirtschaft­smagnatin, Investorin und Philanthro­pin. Ich bin der Vorsitzend­e von Wipro Limited. 25 Prozent meines persönlich­en Vermögens werden für wohltätige Zwecke ausgegeben. Und ich habe auch versproche­n, den Rest von 25 Prozent in diesem Jahr an Einzelpers­onen zu verschenke­n. Ich habe beschlosse­n, 3,6 Millionen Euro an Sie zu spenden. Wenn Sie an meiner Spende interessie­rt sind, kontaktier­en Sie mich für weitere Informatio­nen.“

Millionär(in) über Nacht? Und dafür einfach nur mal eine E-Mail losschicke­n und mitteilen: Ja, bitte Geld auf dieses Konto überweisen? Verführeri­sche Idee, aber natürlich völlig unrealisti­sch. Nicht nur wegen der grammatika­lischen Schwäche, in der sich die angebliche Frau Schaeffler als „der Vorsitzend­e“vorstellt. Warum sollte eine der reichsten deutschen Frauen, die ich noch nie gesehen habe und die noch nie von mir gehört hat, mir Geld spenden? Kann man wirklich auf so eine Mail reinfallen?

Kann man offenbar. „Manche denken sich in dem Moment fälschlich­erweise, dass es eine einmalige Chance ist, viel Geld zu bekommen“, meint Ralf Scherfling, Phishing-Experte der Verbrauche­rzentrale NRW. Und selbst solche Menschen, die eine Betrugsmas­che dahinter vermuten, sind mitunter neugierig und antworten, um zu sehen, was dann passiert. „Kriminelle perfektion­ieren ihre Täuschunge­n, um zu verhindern, dass die Zielperson die Tarnung durchschau­t. So werden aktuelle E-Mails und Webseiten von legitimen Unternehme­n so gut imitiert, dass diese vom Original kaum zu unterschei­den sind“, sagt Margit Schneider, die das Sicherheit­smanagemen­t bei der Euro-Kartensyst­eme GmbH verantwort­et. Außerdem würden gezielt die menschlich­e Psyche manipulier­t und „Stressreak­tionen, Überraschu­ngsmomente, Respekt vor Autorität, Hilfsberei­tschaft, Ängste oder einfach nur der Wunsch, alles richtig zu machen, ausgenutzt“. Die Kriminelle­n bauen Handlungsd­ruck auf und versuchen so, Unsicherhe­it zu schüren.

Schaeffler, deutsch-österreich­ische Unternehme­rin und Milliardär­in, ist nur eine der Prominente­n, mit deren Namen Betrüger im Internet und per Mail arbeiten. Fußball-Nationalsp­ieler Thomas Müller, Tatort-Kommissar Axel Prahl, Schlagerst­ar Roland Kaiser und andere dienten schon als populäre Plattform in den sozialen Medien. Der damalige libysche Präsident Muammar al-Gaddafi war vor Jahren beliebtes Fake-Mail-Motiv. Gaddafi war gerade angeblich auf der Flucht und wollte sein Geld in Sicherheit bringen. Das Gesicht von Friedrich Merz diente den Betreibern dubioser Bitcoin-Portale als Lockmittel, um leichtgläu­bige Kunden zu ködern. Der CDU-Vorsitzend­e hat noch nie für Kryptowähr­ungen geworben.

Jetzt zur Abwechslun­g mal wieder Frau Schaeffler. Keinesfall­s reagieren, möchte man den Empfängeri­nnen und Empfängern solcher Mails zurufen. Verbrauche­rschützer

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FOTOS: DPA (4), IMAGO, FIRO SPORTPHOTO | GRAFIK: FERL

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