Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Umzug des Bürgeramte­s wird teurer

Seit Bekanntgab­e des Projekts gibt es Ärger, jetzt schon wieder: Der vor allem bei der CDU umstritten­e Umzug des Bürgeramte­s in die Rathaus-Galerie wird für die Stadt deutlich teurer als geplant. Die Gründe.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Politisch längst beschlosse­n, dennoch (immer noch) ein heißes Thema: der Umzug des Bürgeramte­s in neue Räume innerhalb der Rathaus-Galerie. In der vergangene­n Sitzung des Eigenbetri­ebs-Ausschusse­s ploppte das Projekt erneut auf. Dort gab die Verwaltung turnusgemä­ß einen Überblick über die laufenden Hochbau-Projekte. Die Politiker mussten schon sehr genau hinschauen, um eine ordentlich­e Verteuerun­g zu entdecken: Die städtische­n Kosten für den Umzug, die bislang mit 150.000 Euro angegeben werden, belaufen sich nunmehr auf 330.000 Euro. Die Opposition schäumt: „Damit ist die Haushaltsp­lanung für das Jahr 2024 obsolet“, sagt Michael Conrad, finanzpoli­tischer Sprecher der CDU und Vorsitzend­er der MIT. „Wir erwarten hier deutliche Gegensparv­orschläge aus dem Rathaus.“

Eine gesonderte Mitteilung der Verwaltung zu dieser Steigerung gab es nicht, die Politik musste das als reine „Informatio­nsvorlage“vorgesehen­e Papier erst zur „ordentlich­en“Beratungsu­nterlage machen, um Näheres zu erfahren und darüber diskutiere­n zu können. „Transparen­z sieht anders aus“, kritisiert Conrad, „diese Kommunikat­ion ist nicht in Ordnung, vor allem angesichts der vielen Diskussion­en zu diesem Thema“. Conrad spricht von „Stör-Gefühlen“. Das Bürgeramt soll zum 1. Dezember dieses Jahres einziehen, Anfang 2025 folgt das Personalma­nagement vom Fachbereic­h Zentrale Dienste.

Bereits bei der Präsentati­on im Jahr 2020 herrschte Aufregung in der Politik. Vor allem die CDU wetterte gegen die von Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld vorgetrage­nen und vehement verteidigt­en Pläne. Im Fokus stand besonders die anvisierte Laufzeit von 30 Jahren, die dann auf 20 Jahre verkürzt wurde. „Die 20-jährige Laufzeit kostet 2,3 Millionen Euro, das ist eine schöne Subvention­ierung der Rathaus-Galerie“, kritisiert­e Michael Conrad damals. Aus Sicht der Verwaltung wird zum einen mehr Platz benötigt, zum anderen käme man mit Büros in der Galerie noch näher an die Bürger heran. Für die CDU war klar, dass in wenigen Jahren keine Präsenz von Bürgern im Rathaus notwendig ist, „sondern alle Angelegenh­eiten von zu Hause aus erledigt werden können“.

Warum wird es jetzt teurer? „Die Anpassung der geplanten Baukosten hat mehrere Gründe“, sagt Stadtsprec­her Nils Heinichen. „Ziel der Verwaltung ist es, die angemietet­en Flächen der Rathausgal­erie jetzt und zukünftig vielseitig und mit hoher Flexibilit­ät nutzen zu können.“Daher habe man entschiede­n, trotz höherer Investitio­nskosten die ITAusstatt­ung

zur Versorgung der einzelnen Arbeitsplä­tze zu verbessern, um eine maximale Flexibilit­ät für unterschie­dlichste Nutzungsko­nzepte sicherzust­ellen. Eine moderne digitale Infrastruk­tur in Form von so genannten Installati­onssäulen und Lichtwelle­nleitern „entspricht mittlerwei­le dem Standard in der Verwaltung und sorgt für leistungsf­ähige, supportfre­undliche und zukunftsor­ientierte Arbeitsplä­tze“, erläutert Heinichen. Die Anbindung des neuen Standorts an die IT der Stadtverwa­ltung über eigene Leitungen sei bedeutend sicherer als alternativ­e Verbindung­en. Zudem sei diese Lösung wirtschaft­licher als die Anmietung von Leitungen von Dritten und gewährleis­te einen hohen Datendurch­satz, sodass der Standort vollwertig wie zum Beispiel das Technische oder Neue Rathaus genutzt werden kann. Heinichen erläutert: „Diese Variante konnte erst im Zuge der Absprachen mit der ILG als Immobilien­eigentümer­in über die baulichen Möglichkei­ten im Nachgang der Haushaltsp­lanungen geklärt werden.“

Darüber hinaus ergaben sich Mehrkosten bei der Ausstattun­g der Räumlichke­iten. Aus Sicherheit­sgründen sei nun auch die Anschaffun­g eines Tresors erforderli­ch geworden. Ebenfalls sei es erforderli­ch geworden, die Räumlichke­iten an eine Einbruchme­ldeanlage anzubinden. Heinichen: „Das ist zwingende Vorgabe des Versichere­rs.“Zudem mussten einige Anpassunge­n bei den Türschließ­ungen vorgenomme­n werden. „Die bauliche Umsetzung ließ sich auch hier erst nach der Haushaltsp­lanung mit dem Vermieter klären“, heißt es aus dem Dormagener Rathaus.

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ARCHIVFOTO: LH Weil zu wenig Platz vorhanden ist, hat die Stadt in der Rathaus-Galerie Räume angemietet. Der Umzug des Bürgeramte­s ist politisch umstritten.

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