Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Umzug des Bürgeramtes wird teurer
Seit Bekanntgabe des Projekts gibt es Ärger, jetzt schon wieder: Der vor allem bei der CDU umstrittene Umzug des Bürgeramtes in die Rathaus-Galerie wird für die Stadt deutlich teurer als geplant. Die Gründe.
DORMAGEN Politisch längst beschlossen, dennoch (immer noch) ein heißes Thema: der Umzug des Bürgeramtes in neue Räume innerhalb der Rathaus-Galerie. In der vergangenen Sitzung des Eigenbetriebs-Ausschusses ploppte das Projekt erneut auf. Dort gab die Verwaltung turnusgemäß einen Überblick über die laufenden Hochbau-Projekte. Die Politiker mussten schon sehr genau hinschauen, um eine ordentliche Verteuerung zu entdecken: Die städtischen Kosten für den Umzug, die bislang mit 150.000 Euro angegeben werden, belaufen sich nunmehr auf 330.000 Euro. Die Opposition schäumt: „Damit ist die Haushaltsplanung für das Jahr 2024 obsolet“, sagt Michael Conrad, finanzpolitischer Sprecher der CDU und Vorsitzender der MIT. „Wir erwarten hier deutliche Gegensparvorschläge aus dem Rathaus.“
Eine gesonderte Mitteilung der Verwaltung zu dieser Steigerung gab es nicht, die Politik musste das als reine „Informationsvorlage“vorgesehene Papier erst zur „ordentlichen“Beratungsunterlage machen, um Näheres zu erfahren und darüber diskutieren zu können. „Transparenz sieht anders aus“, kritisiert Conrad, „diese Kommunikation ist nicht in Ordnung, vor allem angesichts der vielen Diskussionen zu diesem Thema“. Conrad spricht von „Stör-Gefühlen“. Das Bürgeramt soll zum 1. Dezember dieses Jahres einziehen, Anfang 2025 folgt das Personalmanagement vom Fachbereich Zentrale Dienste.
Bereits bei der Präsentation im Jahr 2020 herrschte Aufregung in der Politik. Vor allem die CDU wetterte gegen die von Bürgermeister Erik Lierenfeld vorgetragenen und vehement verteidigten Pläne. Im Fokus stand besonders die anvisierte Laufzeit von 30 Jahren, die dann auf 20 Jahre verkürzt wurde. „Die 20-jährige Laufzeit kostet 2,3 Millionen Euro, das ist eine schöne Subventionierung der Rathaus-Galerie“, kritisierte Michael Conrad damals. Aus Sicht der Verwaltung wird zum einen mehr Platz benötigt, zum anderen käme man mit Büros in der Galerie noch näher an die Bürger heran. Für die CDU war klar, dass in wenigen Jahren keine Präsenz von Bürgern im Rathaus notwendig ist, „sondern alle Angelegenheiten von zu Hause aus erledigt werden können“.
Warum wird es jetzt teurer? „Die Anpassung der geplanten Baukosten hat mehrere Gründe“, sagt Stadtsprecher Nils Heinichen. „Ziel der Verwaltung ist es, die angemieteten Flächen der Rathausgalerie jetzt und zukünftig vielseitig und mit hoher Flexibilität nutzen zu können.“Daher habe man entschieden, trotz höherer Investitionskosten die ITAusstattung
zur Versorgung der einzelnen Arbeitsplätze zu verbessern, um eine maximale Flexibilität für unterschiedlichste Nutzungskonzepte sicherzustellen. Eine moderne digitale Infrastruktur in Form von so genannten Installationssäulen und Lichtwellenleitern „entspricht mittlerweile dem Standard in der Verwaltung und sorgt für leistungsfähige, supportfreundliche und zukunftsorientierte Arbeitsplätze“, erläutert Heinichen. Die Anbindung des neuen Standorts an die IT der Stadtverwaltung über eigene Leitungen sei bedeutend sicherer als alternative Verbindungen. Zudem sei diese Lösung wirtschaftlicher als die Anmietung von Leitungen von Dritten und gewährleiste einen hohen Datendurchsatz, sodass der Standort vollwertig wie zum Beispiel das Technische oder Neue Rathaus genutzt werden kann. Heinichen erläutert: „Diese Variante konnte erst im Zuge der Absprachen mit der ILG als Immobilieneigentümerin über die baulichen Möglichkeiten im Nachgang der Haushaltsplanungen geklärt werden.“
Darüber hinaus ergaben sich Mehrkosten bei der Ausstattung der Räumlichkeiten. Aus Sicherheitsgründen sei nun auch die Anschaffung eines Tresors erforderlich geworden. Ebenfalls sei es erforderlich geworden, die Räumlichkeiten an eine Einbruchmeldeanlage anzubinden. Heinichen: „Das ist zwingende Vorgabe des Versicherers.“Zudem mussten einige Anpassungen bei den Türschließungen vorgenommen werden. „Die bauliche Umsetzung ließ sich auch hier erst nach der Haushaltsplanung mit dem Vermieter klären“, heißt es aus dem Dormagener Rathaus.