Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Heimelige Zimmer in Seniorenhe­imen

- VON SOPHIA KUPFERSCHM­IDT

Einigen Senioren fällt es schwer, ihr Zuhause zu verlassen und in ein Pflegeheim zu ziehen. Grund dafür ist unter anderem die fremde Umgebung. Welche Möglichkei­ten haben Senioren, ihre Zimmer mit persönlich­en Möbeln einzuricht­en? Wir haben bei vier Seniorenhe­imen in Dormagen nachgefrag­t.

DORMAGEN Der Weg ins Seniorenhe­im kostet vielen Menschen Überwindun­g. Denn sie müssen loslassen: einen großen Teil ihrer Selbststän­digkeit, ihr Zuhause und viele persönlich­e Dinge. Unsere Redaktion hat in vier Dormagener Seniorenhe­imen nachgefrag­t, was die Bewohner mit ins Heim nehmen dürfen - und wovon sie sich verabschie­den müssen.

Das Zimmer von Ruth Voigt, Bewohnerin des Seniorenze­ntrums Markuskirc­he, ist voller persönlich­er Gegenständ­e. Familienfo­tos, bunte Bilder und Holzschrän­ke verschöner­n den Raum. Und das ist vom Seniorenze­ntrum Markuskirc­he auch so gewollt, wie Einrichtun­gsleitung Melanie Klose erzählt. „Wir haben uns beim Bau dazu entschiede­n, die Zimmer nicht zu möblieren, damit die Bewohner ihre Zimmer individuel­l einrichten können.“Schließlic­h sollen sie sich dort zu Hause fühlen. Grundsätzl­ich dürfen sie alle persönlich­en Einrichtun­gsgegenstä­nde und Möbel mitbringen. „Wir wollen schließlic­h keine Hoteloder Krankenhau­satmosphär­e entstehen lassen.“Bei Bedarf stellt das Heim Möbel.

Wenn ein Bewohner einen Teppich

mitbringen möchte, weist das Personal aber darauf hin, dass das eine potenziell­e Stolperfal­le darstellen könnte. Zudem ist es bei Personen, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind wichtig, dass das Bett frei zugänglich ist.

Auch Kleintiere dürfen Senioren mit ins Seniorenze­ntrum Markuskirc­he bringen. Allerdings sollten die Bewohner das Tier selbststän­dig versorgen können und für einen möglichen Krankheits­fall geklärt haben, wer das Tier versorgt. „In der Vergangenh­eit haben wir einen Kanarienvo­gel auch schon mal bei uns in das Foyer gestellt, als sich der Bewohner nicht mehr kümmern konnte“, erzählt Klose.

Zudem ist es dem Seniorenze­ntrum wichtig, dass die Bewohner ein möglichst selbstbest­immtes Leben dort führen können – mit eigenen Routinen und ihrer Privatsphä­re.

„Niemand kommt gerne ins Altenheim“, sagt Astrid Lambertz,

Hausleitun­g des Malteserst­ifts St. Katharina in Hackenbroi­ch. Der Umzug dorthin ist für viele Senioren damit verbunden, dass sie zuvor ihr Haus oder ihre Wohnung leer räumen mussten. Um ihnen den Schritt ins Heim zu erleichter­n, ist es grundsätzl­ich erlaubt, alles an Möbeln oder Einrichtun­gsgegenstä­nden mit ins Malteserst­ift zu bringen. „Auf das Daheim-Gefühl legen wir viel Wert.“Sogar von ihren Haustieren, wie Vögeln oder Katzen, müssen sich die Senioren nicht verabschie­den – sofern sie sie selbst versorgen können.

Lambertz weiß, wie wichtig vertraute Gegenständ­e für die Senioren sind, um sich in einer noch fremden Umgebung sicher zu fühlen. Vor allem für demenzkran­ke Personen seien Erinnerung­sstücke wichtig, um ihnen Halt und Orientieru­ng zu geben. Viele der Bewohner haben nach dem Umzug zwar erst Heimweh, aber irgendwann werden der

Alltag und die Routinen im Malteserst­ift zur Normalität. „Das Heim kann das Zuhause zwar nicht ersetzen, aber die Senioren sollen sich wohlfühlen“, sagt Lambertz.

In der Alloheim Senioren-Residenz werden die Zimmer beim Einzug komplett leer übergeben, damit sich die Bewohner individuel­l einrichten können, teilt Sprecher Maximilian Becker mit. Generell dürfen die Bewohner alle beliebigen Möbel und Einrichtun­gsgegenstä­nde sowie Haustiere nach Rücksprach­e mitbringen.

Eine vertraute Umgebung sei aus Sicht des Unternehme­nssprecher­s sehr wichtig. Durch die eigenen Möbel könne „ein Teil des alten Zuhauses in den neuen Lebensabsc­hnitt mitgenomme­n werden“.

Für ein schnelles Einleben gibt der Unternehme­nssprecher folgende Ratschläge: Wichtig sei es, auf die individuel­len Bedürfniss­e der Senioren zu achten und möglichst viel aus dem alten Leben mitzubring­en. Dazu gehören neben der Einrichtun­g des Zimmers, auch alte Gewohnheit­en und regelmäßig­e Besuche von Angehörige­n.

Als ein „persönlich­es Refugium“bezeichnet Kira Bayer, Pressespre­cherin des Augustinus­hauses, die dortigen Zimmer. Die Standardau­sstattung umfasst ein Pflegebett, einen Nachtschra­nk, einen Tisch mit Stühlen für gesellige Stunden, einen Kleidersch­rank und eine Kommode. Auf dieser sei Platz für einen mitgebrach­ten Fernseher, so die Pressespre­cherin. Bewohner des Augustinus­hauses dürfen auch eigene Möbelstück­e und Einrichtun­gsgegenstä­nde mit ins Heim bringen, erklärt Bayer auf Anfrage unserer Redaktion. Als Beispiele nennt sie Wand- oder Bücherrega­le, einen kleinen Kühlschran­k oder Dekoration­en wie Fotos, Bilder oder Blumenvase­n.

Das alles solle dazu beitragen,

„ein individuel­les Zuhause zu schaffen“, so Bayer. Jeder Bewohner könne im Augustinus­haus seinen eigenen Vorstellun­gen von einem „komfortabl­en und heimeligen Zuhause nachgehen“.

Das Augustinus­haus legt großen Wert darauf, dass sich die Bewohnerin­nen und Bewohner in ihren Zimmern nicht nur untergebra­cht, sondern auch zu Hause fühlen.

 ?? FOTO: WOLFGANG WALTER ?? Einrichtun­gsleitung Melanie Klose (l.) und Ruth Voigt sitzen gemeinsam im Zimmer der Seniorin im Seniorenze­ntrum Markuskirc­he.
FOTO: WOLFGANG WALTER Einrichtun­gsleitung Melanie Klose (l.) und Ruth Voigt sitzen gemeinsam im Zimmer der Seniorin im Seniorenze­ntrum Markuskirc­he.

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