Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Heimelige Zimmer in Seniorenheimen
Einigen Senioren fällt es schwer, ihr Zuhause zu verlassen und in ein Pflegeheim zu ziehen. Grund dafür ist unter anderem die fremde Umgebung. Welche Möglichkeiten haben Senioren, ihre Zimmer mit persönlichen Möbeln einzurichten? Wir haben bei vier Seniorenheimen in Dormagen nachgefragt.
DORMAGEN Der Weg ins Seniorenheim kostet vielen Menschen Überwindung. Denn sie müssen loslassen: einen großen Teil ihrer Selbstständigkeit, ihr Zuhause und viele persönliche Dinge. Unsere Redaktion hat in vier Dormagener Seniorenheimen nachgefragt, was die Bewohner mit ins Heim nehmen dürfen - und wovon sie sich verabschieden müssen.
Das Zimmer von Ruth Voigt, Bewohnerin des Seniorenzentrums Markuskirche, ist voller persönlicher Gegenstände. Familienfotos, bunte Bilder und Holzschränke verschönern den Raum. Und das ist vom Seniorenzentrum Markuskirche auch so gewollt, wie Einrichtungsleitung Melanie Klose erzählt. „Wir haben uns beim Bau dazu entschieden, die Zimmer nicht zu möblieren, damit die Bewohner ihre Zimmer individuell einrichten können.“Schließlich sollen sie sich dort zu Hause fühlen. Grundsätzlich dürfen sie alle persönlichen Einrichtungsgegenstände und Möbel mitbringen. „Wir wollen schließlich keine Hoteloder Krankenhausatmosphäre entstehen lassen.“Bei Bedarf stellt das Heim Möbel.
Wenn ein Bewohner einen Teppich
mitbringen möchte, weist das Personal aber darauf hin, dass das eine potenzielle Stolperfalle darstellen könnte. Zudem ist es bei Personen, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind wichtig, dass das Bett frei zugänglich ist.
Auch Kleintiere dürfen Senioren mit ins Seniorenzentrum Markuskirche bringen. Allerdings sollten die Bewohner das Tier selbstständig versorgen können und für einen möglichen Krankheitsfall geklärt haben, wer das Tier versorgt. „In der Vergangenheit haben wir einen Kanarienvogel auch schon mal bei uns in das Foyer gestellt, als sich der Bewohner nicht mehr kümmern konnte“, erzählt Klose.
Zudem ist es dem Seniorenzentrum wichtig, dass die Bewohner ein möglichst selbstbestimmtes Leben dort führen können – mit eigenen Routinen und ihrer Privatsphäre.
„Niemand kommt gerne ins Altenheim“, sagt Astrid Lambertz,
Hausleitung des Malteserstifts St. Katharina in Hackenbroich. Der Umzug dorthin ist für viele Senioren damit verbunden, dass sie zuvor ihr Haus oder ihre Wohnung leer räumen mussten. Um ihnen den Schritt ins Heim zu erleichtern, ist es grundsätzlich erlaubt, alles an Möbeln oder Einrichtungsgegenständen mit ins Malteserstift zu bringen. „Auf das Daheim-Gefühl legen wir viel Wert.“Sogar von ihren Haustieren, wie Vögeln oder Katzen, müssen sich die Senioren nicht verabschieden – sofern sie sie selbst versorgen können.
Lambertz weiß, wie wichtig vertraute Gegenstände für die Senioren sind, um sich in einer noch fremden Umgebung sicher zu fühlen. Vor allem für demenzkranke Personen seien Erinnerungsstücke wichtig, um ihnen Halt und Orientierung zu geben. Viele der Bewohner haben nach dem Umzug zwar erst Heimweh, aber irgendwann werden der
Alltag und die Routinen im Malteserstift zur Normalität. „Das Heim kann das Zuhause zwar nicht ersetzen, aber die Senioren sollen sich wohlfühlen“, sagt Lambertz.
In der Alloheim Senioren-Residenz werden die Zimmer beim Einzug komplett leer übergeben, damit sich die Bewohner individuell einrichten können, teilt Sprecher Maximilian Becker mit. Generell dürfen die Bewohner alle beliebigen Möbel und Einrichtungsgegenstände sowie Haustiere nach Rücksprache mitbringen.
Eine vertraute Umgebung sei aus Sicht des Unternehmenssprechers sehr wichtig. Durch die eigenen Möbel könne „ein Teil des alten Zuhauses in den neuen Lebensabschnitt mitgenommen werden“.
Für ein schnelles Einleben gibt der Unternehmenssprecher folgende Ratschläge: Wichtig sei es, auf die individuellen Bedürfnisse der Senioren zu achten und möglichst viel aus dem alten Leben mitzubringen. Dazu gehören neben der Einrichtung des Zimmers, auch alte Gewohnheiten und regelmäßige Besuche von Angehörigen.
Als ein „persönliches Refugium“bezeichnet Kira Bayer, Pressesprecherin des Augustinushauses, die dortigen Zimmer. Die Standardausstattung umfasst ein Pflegebett, einen Nachtschrank, einen Tisch mit Stühlen für gesellige Stunden, einen Kleiderschrank und eine Kommode. Auf dieser sei Platz für einen mitgebrachten Fernseher, so die Pressesprecherin. Bewohner des Augustinushauses dürfen auch eigene Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände mit ins Heim bringen, erklärt Bayer auf Anfrage unserer Redaktion. Als Beispiele nennt sie Wand- oder Bücherregale, einen kleinen Kühlschrank oder Dekorationen wie Fotos, Bilder oder Blumenvasen.
Das alles solle dazu beitragen,
„ein individuelles Zuhause zu schaffen“, so Bayer. Jeder Bewohner könne im Augustinushaus seinen eigenen Vorstellungen von einem „komfortablen und heimeligen Zuhause nachgehen“.
Das Augustinushaus legt großen Wert darauf, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Zimmern nicht nur untergebracht, sondern auch zu Hause fühlen.