Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Meine Bienen haben hier ein Paradies“
Hobby-Imker Eric Hartmann hat gerade viel zu tun. Im Frühjahr erwachen seine Bienen und müssen gepflegt werden. Was ihn an der Imkerei fasziniert.
SCHERFHAUSEN Mit dem Frühling erwacht die Natur aus dem Winterschlaf und auch die Honigbienen. Jetzt und in den kommenden Monaten hat Hobby-Imker Eric Hartmann jede Menge für seine Bienen zu tun. Der 43-jährige Fachinformatiker erzählt: „Durch die Arbeit mit den Bienen fühle ich mich als Teil der Natur, kann das Summen hören und den Honig riechen. Das ist genau der richtige Ausgleich zum stressigen Berufsalltag.“
Hartmann war schon immer sowohl an Technik als auch an der Natur interessiert und der Ausgleich zwischen beidem macht für ihn einen wichtigen Teil seines Lebens aus. Er sagt, dass er durch seinen Beruf sehr strukturiert und aufgeräumt sei. Und genau das verbinde ihn mit den Bienen, von denen jede einzelne ihre spezielle Aufgabe hat. Denn Bienen übernehmen je nach Alter verschiedene Aufgaben wie Waben reinigen, Wabenbau, Ammentätigkeit, Honigzubereitung, Wächterdienst oder Pollen und Nektar zu sammeln. Hartmann sinniert: „Der Superorganismus Biene ist mit einer riesigen Firma vergleichbar.“Und er plädiert dafür, dass alle Wert auf Umweltbewusstsein legen sollten. Sein eigener Beitrag dazu seien Tausende von Bestäubern, denn im Sommer leben in einem gesunden, starken Volk etwa 60.000 Bienen.
Im Jahr 2008 hat Hartmann seine ersten Erfahrungen mit Honigbienen in den Plantagen von Obstbauer Kallen gemacht. Er half, Bienenkästen in den Plantagen zu verteilen. So kam er auf die Idee, selbst eigene Bienen vor Ort haben zu wollen. Zunächst schwebte ihm sogar vor, dass er Bienen tatsächlich zum Teil sogar neben seiner IT-Tätigkeit beruflich halten wollte, und er hatte zu Spitzenzeiten 25 Wirtschaftsvölker und dazu 25
Ableger. Er durfte seine Bienen in den Plantagen vom Obsthof Kallen aufstellen. Aber das war natürlich zu nah am heimischen Bienenstock und die Bienen flogen zurück.
„25 Bienenvölker machen immens viel Arbeit neben einer hauptberuflichen Tätigkeit“, erklärt Hartmann, dessen Bienenvölker nun nicht mehr bei Kallen in den Plantagen, stehen. „Bei uns in Scherfhausen blüht so viel, dass meine Bienen in der sommerlichen Zeit hier ein richtiges Paradies haben.“Der Hobby-Imker findet allerdings, dass der Rhein-Kreis Neuss viel für den Naturschutz beisteuern könnte, wenn private Personen in Werbekampagnen angesprochen würden, beispielsweise Rosen und andere Blühpflanzen erst ab der frühen Dunkelheit zu spritzen. Dann seien fast alle Insekten nicht mehr auf Pollen- und Nektarsuche. Auch könnte Klee auf Grünflächen zurzeit einfach mal stehengelassen werden. „Das würde Kosten minimieren und gleichzeitig viel Nahrung für Insekten und Bienen schaffen“, sagt Hartmann.
Momentan hat der 43-Jährige fünf Völker und zwei Ableger. Er arbeitet als Honig- aber auch als Bestäubungsimker mit Zertifizierung.
Sehr viel mehr als nur das unbedingt notwendige Knowhow, das jeder Hobbyimker nachweisen sollte, hat er in zahlreichen Unterrichtseinheiten bei einem bekannten Imkermeister-Profi in Willich sowie in vielen Seminaren erworben. Zudem gibt es für ihn im Bienenzuchtverein Korschenbroich jede Menge Erfahrungsaustausch.
Seit dreieinhalb Jahren steht Jörg Jöckel ihm als guter Freund und Imkerkollege zur Seite. Den jetzt 50-jährigen Ingenieur hatte Hartmann zufällig bei einem Dorffest kennengelernt. Beide wollen das Imkern hobbymäßig betreiben und haben sich für das Jahr 2024 15 Wirtschaftsvölker und zehn Ableger zum Ziel gesetzt. „Wir führen das Teilen eines großen Volkes immer mit vier Waben durch. Ich muss deshalb gut aufpassen und die Weiselzellen entdecken, die mit Gelee Royal zu Königinnen gefüttert werden und dann mit einem Teil des Volkes ausfliegen“, erklärt Hartmann. Vom Imkern leben können und wollen Hartmann und Jöckel nicht. Vielleicht aber möchte ja Eric Hartmanns dreijähriger Sohn Linus später einmal Berufsimker werden.