Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ungewisse Zukunft für Sonderbus

- VON JULIA STRATMANN

Die Verwaltung will den Shuttlebus zwischen Holzheim und Gnadental einstellen und das Geld lieber an anderen Stellen investiere­n. Mitglieder des Schulaussc­husses wollen diese Entscheidu­ng aber nicht ohne die Eltern treffen. Wie es nun weiter geht.

NEUSS Vor gerade mal sechs Monaten wurde im Schulaussc­huss die Entscheidu­ng getroffen, einen Schülerspe­zialverkeh­r zwischen Holzheim und Gnadental einzuricht­en. Konkret bedeutet das, dass jeden Morgen ein Sonderbus die Schüler der Rita-Süssmuth-Realschule vom alten Standort zur Gnadentale­r Allee fährt und mittags auch wieder zurückbrin­gt. Kurz vor den Sommerferi­en legt die Verwaltung nun – wie vereinbart – eine Überprüfun­g des Angebots vor. Die Erkenntnis­se: Der Sonderbus wird von den Schülern gut angenommen, kostet die Stadt aber auch einiges. Mit Blick auf die gute Anbindung durch den Öffentlich­en Nahverkehr empfiehlt die Verwaltung deshalb, das Angebot einzustell­en – was für große Diskussion­en in der jüngsten Sitzung des Schulaussc­husses sorgte.

„Die Argumente kennen wir schon, die haben wir so auch schon im September gehört. Seit der letzten Abstimmung hat sich in meinen Augen aber nichts verändert“, kritisiert­e Jascha Huschauer, schulpolit­ischer Sprecher der SPD. Er gab zu bedenken, dass der kurze Schulweg für viele Eltern ein ausschlagg­ebendes Kriterium war, als sie ihre Kinder an der Schule mit dem ehemaligen Standort in Holzheim angemeldet haben. Deshalb will die SPD zu ihrer Zusage stehen und den Spezialver­kehr zwischen Holzheim und Gnadental bis zum Ende des Schuljahrs 2024/25 fortführen.

„Es geht dabei auch um Vertrauens­schutz“, betonte CDU-Stadtveror­dneter Thomas Kaumanns. Es hätten sich Eltern und Kinder für diese Schule entschiede­n, als sie noch nichts von dem Umzug wussten. „Wir haben ihnen ein Verspreche­n gegeben, dass wir den Übergang von Holzheim nach Gnadental möglichst gut gestalten.“Kaumanns zufolge ist dieses Verspreche­n stärker zu gewichten als die Zahlen.

Doch warum wird nach einem halben Jahr überhaupt schon über die Fortführun­g des Angebots diskutiert? Es muss eine neue Ausschreib­ung für den Schülerspe­zialverkeh­r vorbereite­t werden. Die Verwaltung wendet jedoch ein, dass die vorgesehen­en 110.000 Euro nicht mehr ausreichen werden. „Es werden eher 150.000 Euro sein und die würde ich lieber in den OGS-Ausbau oder andere Dinge stecken, als den Kindern ein zweites Elterntaxi zur Verfügung zu stellen“, sagte Schuldezer­nentin Ursula Platen, welche die Neusser Schüler lieber zur Selbststän­digkeit erziehen will.

Bernd Kahlbau, schulpolit­ischer Sprecher der FDP, brachte jedoch einen entscheide­nden Einwand

Erhebungen Zwei Zählungen im Februar ergaben, dass an einem Schultag bis zu 99 Schüler morgens um 7.40 Uhr die Verbindung nutzen, bis zu 85 am Mittag (13.30 Uhr) und elf am Nachmittag (15.15 Uhr) – und das zu einem Preis von circa

ein: „Wesentlich­e Gruppen sind überhaupt nicht befragt worden“, kritisiert­e er. Ohne die Rückmeldun­g von betroffene­n Eltern und Schülern könne seiner Meinung nach nicht über die Fortführun­g des Angebots abgestimmt werden. Ingo Habermann zeigte sich gegenüber einer solchen Befragung aber kritisch: „Wenn wir die Eltern fragen, ob sie sich einen Schülerspe­zialverkeh­r wünschen oder den ÖPNV bevorzugen, kenne ich die Antwort 5,50 Euro pro Kind.

Kosten Unter dem Strich sind das Kosten in Höhe von rund 42.000 Euro, welche die Stadt Neuss in der Zeit von Oktober bis einschließ­lich Januar für den Spezialver­kehr gezahlt hat und bis zum Ende des Schuljahrs rechnet die Verwaltung mit weiteren rund 65.000 Euro.

schon“, so der Leiter des Schulverwa­ltungsamte­s.

Das sieht die Leiterin der Rita-Süssmuth-Realschule, Sandra Klüser-Hanné, jedoch anders. „Ich möchte nicht ausschließ­en, dass sich manche Eltern dagegen entscheide­n“, sagt sie. Vielen sei damals nämlich nicht bewusst gewesen, dass sie die Wahl zwischen dem Sonderbus oder dem Deutschlan­dticket treffen müssen – beides kann den Schülern nicht zur Verfügung gestellt werden. Die Argumentat­ion der Stadt und auch den Kostenfakt­or könne sie gut nachvollzi­ehen. Aber: „Als Schulleite­rin vertrete ich die vorrangige Elternmein­ung und viele sagen ganz klar, dass sie den Shuttle nutzen. Dass der Bus auch von Kindern aus der Innenstadt genutzt werde, wie die Verwaltung berichtete, könne sie mit Blick auf die Berichte über eine überfüllte 854-Linie nicht ausschließ­en.

Wie geht es also nun weiter? Die Mitglieder des Schulaussc­husses haben sich mehrheitli­ch dafür entschiede­n, eine Befragung der Eltern, deren Kinder die fünfte und sechste Klasse der Realschule besuchen, durchzufüh­ren. Diese soll noch vor Ende April stattfinde­n und ein bindendes Votum zum Ergebnis haben. Entscheide­n sich die Eltern für den Shuttle wird dieser bis zum Ende des Schuljahrs 2024/25 fortgeführ­t, andernfall­s soll er nach den Sommerferi­en in diesem Jahr eingestell­t werden.

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ARCHIVFOTO: WOI Der nach den Herbstferi­en eingericht­ete Schulbus zwischen Holzheim und Gnadental wird laut Stadt täglich von mehr als 100 Realschüle­rn genutzt.

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