Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verkehrsch­aos durch Tulpen-Touris

Wild geparkte Autos, Fußgänger auf der Landstraße: Die Polizei musste am Wochenende in Grevenbroi­ch wegen des hohen Besucheran­drangs an Tulpenfeld­ern einschreit­en. Eine Straße musste abgeriegel­t werden.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

KAPELLEN Die Tage der prächtig blühenden Tulpen auf den Feldern in Grevenbroi­ch sind gezählt. Am Heckhauser­hof bei Kapellen sind die meisten Tulpen bereits geköpft worden. Am Wochenende aber war es dort noch zu turbulente­n Szenen gekommen – zu einem Zustand, den Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen nach alldem, was ihm seine Kollegen berichtet haben, als „absolutes Chaos“bezeichnet. Insbesonde­re am Samstag war das Feld zum Ziel Hunderter Tulpen-Touristen geworden, die größtentei­ls mit dem Auto kamen und nicht nur die Talstraße verstopfte­n, sondern auch Teile der Landstraße 361.

Der massive Besucheran­drang mündete schließlic­h in einem mehrstündi­gen Polizeiein­satz. Die Beamten schritten aufgrund der Vielzahl wild geparkter Autos an den Straßenrän­dern ein, auch wegen der vielen Fußgänger vor Ort. Sie regelten den Verkehr und zogen am Mittag wegen des nicht enden wollenden Andrangs die Reißleine: Die Polizei sperrte die Talstraße an den Tulpenfeld­ern ab, um das Verkehrsch­aos zu entschärfe­n. Den Abschnitt zwischen dem Kreisverke­hr Auf den Hundert Morgen und der L361 konnten Fahrer folglich nur noch verlassen.

Über soziale Netzwerke wie Facebook verkündete die Polizei am Samstag um kurz nach 14 Uhr die Sperrung. „Aufgrund des hohen Verkehrsau­fkommens kommt es teilweise zu gefährlich­en Situatione­n“, schrieb die Polizei. Und die Behörde appelliert­e: „Bitte reisen Sie nicht mehr mit dem Pkw an und genießen Sie doch stattdesse­n das schöne Wetter in einem Park!“

Der Appell hat aber offenbar keine große Wirkung entfaltet. Wie PolizeiSpr­echer Gerko Siemer unserer Redaktion sagte, waren seine Kollegen am Samstag von 12.30 bis 17 Uhr vor Ort, um den Verkehr zu regeln. Schließlic­h rückten auch Vertreter der Stadt Grevenbroi­ch an, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen – und den betroffene­n Straßenabs­chnitt mithilfe von Baken „fest“abzuriegel­n. Vor Ort waren nicht nur die Beamtin vom Dienst, sondern auch Vertreter der Stadtbetri­ebe und der Verkehrsle­nkung.

Wie Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen sagt, hätten die Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungs- und Servicedie­nstes so ziemlich jedem auf der Landstraße geparkten Auto ein Knöllchen verpassen können. Die Mitarbeite­r haben diesmal davon abgesehen. Nach Ansprache einzelner Tulpenfeld-Besucher soll den OSD-Kräften allerdings kaum Verständni­s entgegenge­bracht worden sein. „Die Besucher waren offenbar nicht gerade zugänglich für Verkehrsre­geln“, sagt Maaßen. Die Mitarbeite­r der Stadt hätten jeden Parkversto­ß mit 55 Euro ahnden können.

Das Chaos von vergangene­m Wochenende hat bei der Stadtverwa­ltung bleibenden Eindruck hinterlass­en. „So, wie es jetzt gelaufen ist, kann es nicht weitergehe­n“, sagt Maaßen. Intern werde man sich nun abstimmen, wie man mit den Folgen des hohen Besucherau­fkommens umgehen will. Im Rathaus wird man diesbezügl­ich wohl vor allem einen Blick auf das kommende Jahr werfen, denn die nächste Tulpenblüt­e dürfte im März 2025 einsetzen. Überlegt wird auch, in dem Zusammenha­ng jene Betriebe für die Lösungssuc­he mit ins Boot zu holen, die die Tulpenfeld­er bewirtscha­ften. Mit bloßen Straßenspe­rrungen, so Maaßens Einschätzu­ng, könnte es nicht getan sein, weil sich das Problem

der wilden Parker damit gegebenenf­alls nur verlagern könnte.

Der Tulpen-Tourismus zur Blütezeit ist ein jährlich wiederkehr­endes Phänomen in Grevenbroi­ch. Menschen aus der gesamten Region steuern die bunten Felder an, um Fotos zu schießen oder Videos vom unbeschwer­ten Lauf durch die Pflanzreih­en zu drehen. Solche Szenen lassen sich immer wieder beobachten; viele Besucher halten sich nicht an das Betretungs­verbot für die Felder, auf das die Landwirte mit mehreren Schildern am Rand hinweisen. Tierschütz­er hatten bereits in der vergangene­n Woche Alarm geschlagen. So versetzen die vielen Menschen wild lebende Tiere wie Rehe in Panik – offenbar so sehr, dass sich Ricken nicht mehr an ihre Kitze trauen. Auch gibt es Meldungen über zertrampel­te Fasanen-Nester.

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FOTO: D. STANIEK Die Hinweissch­ilder werden von vielen Besuchern ignoriert. Für sie zählen die schönen Blumen-Fotos.
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FOTO: POLIZEI RKN Dieses Foto hat die Polizei am Samstagnac­hmittag veröffentl­icht. Zahlreiche Tulpenfeld-Besucher hatten ihre Autos am Straßenran­d geparkt.

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