Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Verkehrschaos durch Tulpen-Touris
Wild geparkte Autos, Fußgänger auf der Landstraße: Die Polizei musste am Wochenende in Grevenbroich wegen des hohen Besucherandrangs an Tulpenfeldern einschreiten. Eine Straße musste abgeriegelt werden.
KAPELLEN Die Tage der prächtig blühenden Tulpen auf den Feldern in Grevenbroich sind gezählt. Am Heckhauserhof bei Kapellen sind die meisten Tulpen bereits geköpft worden. Am Wochenende aber war es dort noch zu turbulenten Szenen gekommen – zu einem Zustand, den Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen nach alldem, was ihm seine Kollegen berichtet haben, als „absolutes Chaos“bezeichnet. Insbesondere am Samstag war das Feld zum Ziel Hunderter Tulpen-Touristen geworden, die größtenteils mit dem Auto kamen und nicht nur die Talstraße verstopften, sondern auch Teile der Landstraße 361.
Der massive Besucherandrang mündete schließlich in einem mehrstündigen Polizeieinsatz. Die Beamten schritten aufgrund der Vielzahl wild geparkter Autos an den Straßenrändern ein, auch wegen der vielen Fußgänger vor Ort. Sie regelten den Verkehr und zogen am Mittag wegen des nicht enden wollenden Andrangs die Reißleine: Die Polizei sperrte die Talstraße an den Tulpenfeldern ab, um das Verkehrschaos zu entschärfen. Den Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr Auf den Hundert Morgen und der L361 konnten Fahrer folglich nur noch verlassen.
Über soziale Netzwerke wie Facebook verkündete die Polizei am Samstag um kurz nach 14 Uhr die Sperrung. „Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens kommt es teilweise zu gefährlichen Situationen“, schrieb die Polizei. Und die Behörde appellierte: „Bitte reisen Sie nicht mehr mit dem Pkw an und genießen Sie doch stattdessen das schöne Wetter in einem Park!“
Der Appell hat aber offenbar keine große Wirkung entfaltet. Wie PolizeiSprecher Gerko Siemer unserer Redaktion sagte, waren seine Kollegen am Samstag von 12.30 bis 17 Uhr vor Ort, um den Verkehr zu regeln. Schließlich rückten auch Vertreter der Stadt Grevenbroich an, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen – und den betroffenen Straßenabschnitt mithilfe von Baken „fest“abzuriegeln. Vor Ort waren nicht nur die Beamtin vom Dienst, sondern auch Vertreter der Stadtbetriebe und der Verkehrslenkung.
Wie Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen sagt, hätten die Mitarbeiter des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes so ziemlich jedem auf der Landstraße geparkten Auto ein Knöllchen verpassen können. Die Mitarbeiter haben diesmal davon abgesehen. Nach Ansprache einzelner Tulpenfeld-Besucher soll den OSD-Kräften allerdings kaum Verständnis entgegengebracht worden sein. „Die Besucher waren offenbar nicht gerade zugänglich für Verkehrsregeln“, sagt Maaßen. Die Mitarbeiter der Stadt hätten jeden Parkverstoß mit 55 Euro ahnden können.
Das Chaos von vergangenem Wochenende hat bei der Stadtverwaltung bleibenden Eindruck hinterlassen. „So, wie es jetzt gelaufen ist, kann es nicht weitergehen“, sagt Maaßen. Intern werde man sich nun abstimmen, wie man mit den Folgen des hohen Besucheraufkommens umgehen will. Im Rathaus wird man diesbezüglich wohl vor allem einen Blick auf das kommende Jahr werfen, denn die nächste Tulpenblüte dürfte im März 2025 einsetzen. Überlegt wird auch, in dem Zusammenhang jene Betriebe für die Lösungssuche mit ins Boot zu holen, die die Tulpenfelder bewirtschaften. Mit bloßen Straßensperrungen, so Maaßens Einschätzung, könnte es nicht getan sein, weil sich das Problem
der wilden Parker damit gegebenenfalls nur verlagern könnte.
Der Tulpen-Tourismus zur Blütezeit ist ein jährlich wiederkehrendes Phänomen in Grevenbroich. Menschen aus der gesamten Region steuern die bunten Felder an, um Fotos zu schießen oder Videos vom unbeschwerten Lauf durch die Pflanzreihen zu drehen. Solche Szenen lassen sich immer wieder beobachten; viele Besucher halten sich nicht an das Betretungsverbot für die Felder, auf das die Landwirte mit mehreren Schildern am Rand hinweisen. Tierschützer hatten bereits in der vergangenen Woche Alarm geschlagen. So versetzen die vielen Menschen wild lebende Tiere wie Rehe in Panik – offenbar so sehr, dass sich Ricken nicht mehr an ihre Kitze trauen. Auch gibt es Meldungen über zertrampelte Fasanen-Nester.