Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Lese-Nester für Gebrüder-Grimm-Schule
In Lese-Nestern wird mit einer besonderen pädagogischen Methode geübt. Dass sie nun auch an zwei Schulen im Rhein-Kreis Neuss und an einer Schule in Düsseldorf eingeführt werden können, ist der Kinderstiftung „Lesen bildet“zu verdanken.
NEUSS Das Lese-Nest in der Gebrüder-Grimm-Grundschule ist auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Klassenraum. Doch genau dort können Kinder, denen das Lesen bislang schwergefallen ist, ihre Fähigkeiten an verschiedenen „Lese-Stationen“verbessern. Die Erfolge seien enorm, wie die Lehrerin Donata Messerie-Dreißig berichtet.
Dabei geht es bei dem „LeseNest“, wie der Name es zunächst vielleicht vermuten lässt, weniger um einen speziellen Raum, sondern um die Methode, mit der Kinder an Buchstaben, Sätze und Texte herangeführt werden. Gelernt wird nämlich mit einem Förderkonzept, das die Hasenschule in Wuppertal schon vor mehr als 40 Jahren entwickelt hat. Und da das Angebot auch in anderen Schulen und Einrichtungen etabliert werden kann, sind in den vergangenen 20 Jahren weitere derartige Projekte in der Bundesrepublik entstanden.
Dass nun auch die GebrüderGrimm-Grundschule in Neuss, die Raphaelschule in Dormagen sowie das Familiengrundschulzentrum Sonnenstraße in Düsseldorf ein solches Lese-Nest einrichten konnten, ist der Kinderstiftung „Lesen bildet“und den Sponsoren Michael Kalus und Marion Tiefenbacher-Kalus zu verdanken. „Die Idee, die LeseNester einzuführen, ist schon 2018 beim Kulturtreff der Neuß-Grevenbroicher-Zeitung entstanden“, erinnert sich Stiftungsleiter Heinz Mölder, der sich nun über die Umsetzung freut.
Dass Leseförderungen wie diese überhaupt notwendig sind, belegt die aktuelle Studienlage. Im vergangenen Jahr hat eine Erhebung der Iglu-Studie gezeigt, dass jeder vierte Viertklässler in Deutschland nicht richtig lesen kann. Sie würden nicht das Mindestniveau beim Textverständnis erreichen. Und Lesen,
Sinha. Das Besondere: Jedem Laut eines Buchstabens wird ein Fingerzeichen zugeordnet – beim O wird beispielsweise mit Daumen und Zeigefinger ein „O“geformt. Während die Schüler einen Laut aussprechen, bilden sie zeitgleich die Geste. Dadurch sollen mehrere Sinneskanäle aktiviert und das Gelernte in mehreren Gedächtnisbereichen verknüpft werden. Dazu gibt es verschiedene Arbeitsmaterialien, mit denen die Kinder das Lesen an verschiedenen Stationen im Lese-Nest selbstständig üben können. Am Ende ihrer „Lese-Runde“tragen sie das Gelernte ihrer Lehrkraft vor.
Zwölf Kinder sind es, die in der Gebrüder-Grimm-Grundschule von dem Lese-Nest profitieren, eine Lehrkraft ist dabei für vier Kinder zuständig. Insgesamt soll es 70 bis 90 Einheiten dauern, ehe das Kind die Grundlagen des Lesens beherrscht.
Donata Messerie-Dreißig gibt zu, anfangs skeptisch gewesen zu sein: „Ich habe gedacht, das klappt niemals, dass die Kinder so ruhig und konzentriert lernen.“Von dem Ergebnis sei sie jedoch begeistert gewesen: „Die Kinder erleben ständig ein Erfolgserlebnis“, sagt sie. Ein Mädchen habe im Februar damit begonnen, Silben zu lesen. Mittlerweile sind es schon ganze Sätze, die sie vorträgt.
Aber nicht nur in Grundschulen wird das Lese-Nest etabliert: Auch in der Neusser Volkshochschule soll die Methode für Erwachsene, die das Lesen erlernen, eingeführt werden. Der Wunsch von VHS-Fachbereichsleiter Volker Woschnik: „Es wäre schön, wenn die Lese-Nester irgendwann so erfolgreich sind, dass unsere Kurse nicht mehr gebraucht werden.“