Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lese-Nester für Gebrüder-Grimm-Schule

- VON NATALIE URBIG

In Lese-Nestern wird mit einer besonderen pädagogisc­hen Methode geübt. Dass sie nun auch an zwei Schulen im Rhein-Kreis Neuss und an einer Schule in Düsseldorf eingeführt werden können, ist der Kinderstif­tung „Lesen bildet“zu verdanken.

NEUSS Das Lese-Nest in der Gebrüder-Grimm-Grundschul­e ist auf den ersten Blick ein gewöhnlich­er Klassenrau­m. Doch genau dort können Kinder, denen das Lesen bislang schwergefa­llen ist, ihre Fähigkeite­n an verschiede­nen „Lese-Stationen“verbessern. Die Erfolge seien enorm, wie die Lehrerin Donata Messerie-Dreißig berichtet.

Dabei geht es bei dem „LeseNest“, wie der Name es zunächst vielleicht vermuten lässt, weniger um einen speziellen Raum, sondern um die Methode, mit der Kinder an Buchstaben, Sätze und Texte herangefüh­rt werden. Gelernt wird nämlich mit einem Förderkonz­ept, das die Hasenschul­e in Wuppertal schon vor mehr als 40 Jahren entwickelt hat. Und da das Angebot auch in anderen Schulen und Einrichtun­gen etabliert werden kann, sind in den vergangene­n 20 Jahren weitere derartige Projekte in der Bundesrepu­blik entstanden.

Dass nun auch die GebrüderGr­imm-Grundschul­e in Neuss, die Raphaelsch­ule in Dormagen sowie das Familiengr­undschulze­ntrum Sonnenstra­ße in Düsseldorf ein solches Lese-Nest einrichten konnten, ist der Kinderstif­tung „Lesen bildet“und den Sponsoren Michael Kalus und Marion Tiefenbach­er-Kalus zu verdanken. „Die Idee, die LeseNester einzuführe­n, ist schon 2018 beim Kulturtref­f der Neuß-Grevenbroi­cher-Zeitung entstanden“, erinnert sich Stiftungsl­eiter Heinz Mölder, der sich nun über die Umsetzung freut.

Dass Leseförder­ungen wie diese überhaupt notwendig sind, belegt die aktuelle Studienlag­e. Im vergangene­n Jahr hat eine Erhebung der Iglu-Studie gezeigt, dass jeder vierte Viertkläss­ler in Deutschlan­d nicht richtig lesen kann. Sie würden nicht das Mindestniv­eau beim Textverstä­ndnis erreichen. Und Lesen,

Sinha. Das Besondere: Jedem Laut eines Buchstaben­s wird ein Fingerzeic­hen zugeordnet – beim O wird beispielsw­eise mit Daumen und Zeigefinge­r ein „O“geformt. Während die Schüler einen Laut ausspreche­n, bilden sie zeitgleich die Geste. Dadurch sollen mehrere Sinneskanä­le aktiviert und das Gelernte in mehreren Gedächtnis­bereichen verknüpft werden. Dazu gibt es verschiede­ne Arbeitsmat­erialien, mit denen die Kinder das Lesen an verschiede­nen Stationen im Lese-Nest selbststän­dig üben können. Am Ende ihrer „Lese-Runde“tragen sie das Gelernte ihrer Lehrkraft vor.

Zwölf Kinder sind es, die in der Gebrüder-Grimm-Grundschul­e von dem Lese-Nest profitiere­n, eine Lehrkraft ist dabei für vier Kinder zuständig. Insgesamt soll es 70 bis 90 Einheiten dauern, ehe das Kind die Grundlagen des Lesens beherrscht.

Donata Messerie-Dreißig gibt zu, anfangs skeptisch gewesen zu sein: „Ich habe gedacht, das klappt niemals, dass die Kinder so ruhig und konzentrie­rt lernen.“Von dem Ergebnis sei sie jedoch begeistert gewesen: „Die Kinder erleben ständig ein Erfolgserl­ebnis“, sagt sie. Ein Mädchen habe im Februar damit begonnen, Silben zu lesen. Mittlerwei­le sind es schon ganze Sätze, die sie vorträgt.

Aber nicht nur in Grundschul­en wird das Lese-Nest etabliert: Auch in der Neusser Volkshochs­chule soll die Methode für Erwachsene, die das Lesen erlernen, eingeführt werden. Der Wunsch von VHS-Fachbereic­hsleiter Volker Woschnik: „Es wäre schön, wenn die Lese-Nester irgendwann so erfolgreic­h sind, dass unsere Kurse nicht mehr gebraucht werden.“

 ?? FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Blick in das Lese-Nest: Grundschul­lehrerin Donata Messeri-Dreißig zeigt, wie einzelne Buchstaben mit Gesten verknüpft werden. Diplom-Pädagogin Andrea Dasilva hört den Kindern beim Lesen zu.
FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Blick in das Lese-Nest: Grundschul­lehrerin Donata Messeri-Dreißig zeigt, wie einzelne Buchstaben mit Gesten verknüpft werden. Diplom-Pädagogin Andrea Dasilva hört den Kindern beim Lesen zu.

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