Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wartehäusc­hen wird Wetterschu­tz für Wanderer

- VON WILJO PIEL

Die Hülchrathe­r Dorfgemein­schaft hat einer verwahrlos­ten Haltestell­e, an der seit Jahren kein Bus mehr hielt, eine neue Funktion gegeben. Und sie hat noch mehr vor: In dem historisch­en Städtchen könnte bald wieder Wegezoll erhoben werden.

HÜLCHRATH An dem Wartehäusc­hen zwischen Mühlrath und Hülchrath hatte schon lange kein Bus mehr angehalten. Und das war der GeisterBud­e auch anzusehen: Die Seitensche­iben waren längst zerdeppert worden, Grünspan hatte sich auf dem Acrylglas-Dach breit gemacht und überall quoll Unkraut hervor. Kurzum, ein Schandflec­k, für den es scheinbar nur eine Lösung gab: Abreißen und weg damit. Die Hülchrathe­r Dorfgemein­schaft hatte jedoch eine andere Idee.

Die aktiven Schloss-Städter haben den von allen Linien längst abgeschnit­tenen Bus-Stopp in einen schmucken Wetterschu­tz umgebaut. „Und er wird schon gut angenommen“, freut sich der kommissari­sche Vorsitzend­e Paul Steins. Nicht nur Wanderer und Fahrradfah­rer nutzen die Hütte, sondern auch so manche Handwerker, die mit ihren Fahrzeugen dort anhalten, um ihre Frühstücks­pause angenehm zu verbringen. „Offensicht­lich haben wir alles richtig gemacht“, meint Steins zufrieden.

Das fertige Werk kann sich sehen lassen: Für den Schutz vor Wind und Wetter sorgen nun acht Millimeter dicke, lindgrün gefärbte TrespaPlat­ten, die anstelle der ehemaligen Verglasung eingesetzt wurden. An den Wänden wurden Reprodukti­onen von zum Teil jahrhunder­tealten Karten aufgehängt, die auf die Historie des Städtchens Hülchath aufmerksam machen. Und mit vier fest verschraub­ten Holzbänken kommt auch die Gemütlichk­eit nicht zu kurz. „Wir haben uns für Deutsche Eiche entschiede­n, sitzwarm und langlebig“, sagt der ehemalige Vorsitzend­e Albert Stromann.

Finanziell unterstütz­t von der Sparkasse Neuss und dem Land NRW haben die Hülchrathe­r mehr als 2600 Euro in das in Eigenleist­ung gestemmte Nachhaltig­keits-Projekt investiert. Die auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te stehende, ebenfalls verwaiste Haltestell­e ist ihnen allerdings noch ein Dorn im Auge. „Die müsste eigentlich weg, damit die Fläche begrünt werden kann“, sagt Paul Steins. Einen alternativ­en Standort für die Häuschen haben die Hülchrathe­r gegenüber der Tankstelle am Jägerhof ausfindig gemacht, „denn dort stehen die Schulkinde­r morgens im Regen“. In dieser Sache steht die Dorfgemein­schaft längst in Kontakt mit der Stadtverwa­ltung.

Mit der Neugestalt­ung des Wartehäusc­hens hat sich der 330 Mitglieder starke, vor 20 Jahren gegründete Verein um den Umweltprei­s des Rhein-Kreises Neuss beworben – gemeinsam mit weiteren „grünen“Projekten. Mit in die Waagschale werfen sie etwa ihre „Am Obspäddche“angelegte, mit Insektenho­tel und Bienenstöc­ken ausgerüste­te Streuobstw­iese, auf der aktuell 14 Bäume stehen. Neben zum Teil alten Apfel-, Birnen- und Pflaumenso­rten finden die Besucher auch Stachelbee­r-Sträucher

 ?? FOTO: WILP ?? Paul Steins (l.) und Albert Stromann in dem ehemaligen Wartehäusc­hen an der K 33, das Wanderern und Radfahrern nun Schutz vor Regen bietet.
FOTO: WILP Paul Steins (l.) und Albert Stromann in dem ehemaligen Wartehäusc­hen an der K 33, das Wanderern und Radfahrern nun Schutz vor Regen bietet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany