Ein Meister der Langsamkeit und Verstörung
Dramatiker und Regisseur Robert Wilson feiert 75. Geburtstag – In Berlin aktiv
YORK/BER0IN – Auch an seinem Geburtstag will Robert Wilson natürlich arbeiten. Er fühle sich Mgroßartig“, wenn er an seinen 75. Geburtstag am 4. Oktober denke, sagte der Avantgarde-Regisseur jetzt. MIch werde feiern, indem ich das ,Endspiel’ von Samuel Beckett am Berliner Ensemble probe.“
Außerdem sind zwei große Partys mit Freunden und Publikum geplant: Am Abend von Wilsons Ehrentag im Haus der Berliner Festspiele und zwei Wochen später eine ganze Wochenend-Sause in New York inklusive der US-Premiere des Stücks MLetter to a Man“. MIch bin vom Glück gesegnet“, sagt Wilson.
Seit rund einem halben Jahrhundert inszeniert Wilson und hat mit einigen der bekanntesten Dramatiker, Dichter und Performer zusammengearbeitet – darunter Heiner Müller, William S. Burroughs, Allen Ginsberg, Tom Waits und Marina Abramovic. Dutzende Auszeichnungen hat er für sein Werk bekommen, darunter das Bundesverdienstkreuz. Trotzdem habe er noch viel vor, sagte Wilson. Richard Wagners MTristan und Isolde“und Wolfgang Amadeus Mozarts MDie Milde des Titus“wolle er unbedingt noch inszenieren.
Wilsons berühmtestes Werk ist wohl bis heute die fünfstündige Inszenierung der Oper MEinstein on the Beach“gemeinsam mit Philip Glass. Für viele ist er ein Meister der Verfremdung von Natürlichkeit, der seine Zuschauer mit ritueller Langsamkeit und mysteriösem Bilderfluss zugleich verstört und bannt. Wilsons Bildertheater, das mit beeindruckenden Lichteffekten arbeitet, ist bis ins Letzte durchchoreografiert.
Seine Vorliebe für assoziatives Bildertheater wird häufig mit einer Sprach- und Verhaltensstörung in seiner Kindheit in Verbindung gebracht. Robert wuchs als schüchterner, stotternder Außenseiter im tiefen Süden der USA auf. Nach seinem Outing als Homosexueller und dem Donnerwetter des Vaters versuchte er, sich das Leben zu nehmen, wurde aber gerettet.