Nordwest-Zeitung

Geoßes Stühlerück­en im Landtag

Viele ältere Abgeordnet­e kündigen Rückzug an – Ein Drittel der Grünen muss gehen

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die beiden Vize-Präsidente­n machen nicht weiter. Manche zieht’s nach Berlin.

HANNOVER – Noch arbeitet der Niedersäch­sische Landtag mit Hochdruck an Gesetzen. Doch spätestens im Frühjahr beginnt die lange Zeit der fast ununterbro­chenen Wahlkämpfe: Erst steht die Bundestags­wahl im September im Terminkale­nder, dann geht es nahezu nahtlos in den Wahlkampf für die Landtagswa­hl am 14. Januar 2018. Doch viele Abgeordnet­en haben schon jetzt erklärt, dem künftigen Landtag nicht mehr angehören zu wollen. Oftmals spielt das Alter eine Rolle. Aber nicht nur. So mancher Parlamenta­rier muss erzwungen dem Hohen Haus den Rücken kehren. „Etwa ein Drittel wird gehen und durch neue Abgeordnet­e ersetzt“, schätzt Landtagspr­äsident Bernd Busemann (CDU) im Gespräch mit dieser Zeitung.

Schon entschiede­n ist, dass Busemann bald zwei ganz enge Mitstreite­r im Präsidium verlieren wird. Zu den prägenden und prominente­n Köpfen gehört seit Jahrzehnte­n VizePräsid­ent Karl-Heinz Klare (68). Der CDU-Bildungspo­litiker aus Diepholz gehört dem Parlament schon seit 1986 an, seit 2013 als Vizepräsid­ent. Ebenso lange leitet Klaus-Peter Bachmann (SPD) die Plenarsitz­ungen als Vize-Präsident. Der 65-Jährige, der seit 1994 den Wahlkreis Wolfenbütt­el vertritt, hat seinen Rückzug aus Altersgrün­den angekündig­t. Die oft rustikalla­uten Volksvertr­eter vom Präsidiums­tisch aus im Griff zu behalten, kostet zweifellos sehr viel Kraft.

Der Emsländer Heinz Rolfes (CDU) übertrifft mit seinen 69 Jahren noch leicht die beiden Vizepräsid­enten. Auch er möchte einer jüngeren Riege von Unions-Politikern Platz machen. Die jüngste im Quartett der älteren Parlamenta­rier: Gabriela Kohlenberg (58) verzichtet auf eine weitere Legislatur­periode. Die CDU-Sozialpoli­tikern aus Springe sitzt seit 2003 im Landtag. Das größte Stühlerück­en steht vermutlich den Grünen bevor. Dafür sorgt die Parteisatz­ung. Sie besagt, dass bei der Aufstellun­g der Liste für die Landtagsun­d Bundestags­wahlen ein Wahlverfah­ren so zu gestalten ist, dass mindestens jeweils einer von drei Listenplät­zen mit einem Kandidaten besetzt wird, der noch nie dem zu wählenden Parlament angehört hat. Im Klartext: Ein Drittel muss dem Landtag Adieu sagen. Die einen oder anderen Abgeordnet­en zieht’s deshalb in die Bundespoli­tik. Dorthin schaut auch mancher aus der Riege der Liberalen. FDP-Fraktionsc­hef Christian Dürr (39, Ganderkese­e) liebäugelt mit einem Wechsel nach Berlin ebenso wie Generalsek­retär Gero Hocker (41). Noch weiter blickt Jan-Christoph Oetjen (38) – nach Brüssel zum Europaparl­ament.

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DPA-BILDER: HOLLEMANN(2)/WABITSCH Dem Landtag gehören 137 Abgeordnet­e an. Mancher, wie Klaus Peter Bachmann (links) und Karl-Heinz Klare, kehrt nach der nächsten Wahl nicht wieder zurück.
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