BEI DIABETES VERZICHT AUF DICKMACHER
Erworbene Form entsteht durch Bewegungsmangel und Übergewicht
Die Behandlung einer Diabetes-Erkrankung hängt von der Art und Ausprägung ab. Zum Therapieerfolg können die Patienten in vielen Fällen selbst beitragen.
VECHTA – Bundesweit sind nach aktuellen Berechnungen rund sechs Millionen Menschen wegen einer Zuckererkrankung in ärztlicher Behandlung. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung geht davon aus, dass die gleiche Zahl mit einem unerkannten Diabetes mellitus lebt. Die Zuckererkrankung zählt somit in seinen unterschiedlichen Formen zu den häufigsten und gefährlichsten Volkskrankheiten in Deutschland. Aktuelle Zahlen zeigen, dass pro Jahr rund 44 000 Herzinfarkte und 27 000 Schlaganfälle durch die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus verursacht werden.
Dazu kommen zahlreiche weitere Komplikationen und Folgeerkrankungen wie zum Beispiel nicht heilende Wunden, Sehminderungen oder ein diabetischer Fuß, der mitunter sogar eine Amputation erforderlich macht. Oft leiden Diabetes-Patienten zusätzlich unter weiteren Erkrankungen wie insbesondere Bluthochdruck und/oder Gefäßproblemen. Zusammengenommen entsteht so ein stark erhöhtes Risiko unter anderem für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Zusammenspiel gestört
Ein Diabetes mellitus kann in mehreren Formen auftreten. Gemeinsam ist ihnen ein zu hoher Zuckerwert im Blut. Bei gesunden Menschen wird dieses medizinisch als Hyperglykämie bezeichnete Problem dadurch verhindert, dass bestimmte Zellen der Bauchspeicheldrüse nach dem Verzehr einer Mahlzeit automatisch zur Insulinproduktion angeregt werden. Wenn das funktioniert, können die im Blut enthaltenen Zuckerstoffe von den Zellen aufgenommen werden und dort als Energielieferant zur Verfügung stehen. Wesentliches Problem ist bei einem Diabetes mellitus, dass das Zusammenspiel des Hormonstoffwechsels an mindestens einer Stelle gestört ist, was die für die Funktion des Organis- mus erforderliche Energiezufuhr behindert und einen erhöhten Zuckerspiegel im Blut zur Folge hat.
Mit einem Anteil von 85 bis 90 Prozent ist der vor allem durch eine ungesunde Lebensführung erworbene Diabetes Typ 2 weit vor demTyp 1 Diabetes, der Schwangerschaftsdiabetes und anderen Formen die mit Abstand häufigste Zuckererkrankung. Anders als beim angeborenen Diabetes Typ 1, bei dem die Bauchspeicheldrüse von Geburt an nicht zur Insulinproduktion in der Lage ist, handelt es sich beim Diabetes Typ 2 nicht um eine Erkrankung des Immunsystems. Vielmehr entwickeln die Körperzellen eine Insulinresistenz – reagieren also nicht mehr angemessen auf das zugeführte Insulin. In einfachen Worten erklärt, kommt es nach einiger Zeit der Überproduktion zu einer Erschöpfungsreaktion der Bauchspeicheldrüse.
Ursache ist bei einem Diabetes Typ 2 in erster Linie ein verhängnisvoller Mix aus Bewegungsmangel und starkem Übergewicht. Ein entsprechend ungesunder Lebensstil verstärkt die Neigung des Körpers, unempfindlich auf Insulin zu reagieren.
Problem nimmt zu
Die Folge ist, dass die Insulinwirkung nicht mehr ausreicht, um den Zucker in die Zellen bringen zu können, erklärt Dr. Silke Otto-Hagemann, Fachärztin für Innere Medizin mit einer Diabetologischen Schwerpunktpraxis in Vechta: „Das Problem nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Neben Erwachsenen müssen auch immer mehr Kinder und Jugendliche wegen eines Typ 2 Diabetes behandelt werden.“Dessen ungeachtet steigt die Zahl der Erkrankungen unab- hängig vom Lebensstil mit dem Alter – ab 70 um etwa 25 Prozent.
Während sich ein Typ 1 Diabetes meistens schnell durch immer wiederkehrende Beschwerden wie Durst, Müdigkeit und starken Harndrang bemerkbar macht, bleibt ein Diabetes Typ 2 oft lange Zeit unerkannt. Insbesondere wer adipös oder familiär vorbelastet ist, sollte daher schon in jungen Jahren regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen.
Konkret funktioniert das mit einer Blutzuckermessung, mit der man neben dem aktuellen auch bis zu mehrere Monate zurückliegende Werte erkennen kann, berichtet Silke Otto-Hagemann: „Mit dieser Untersuchung können wir schnell und sicher feststellen, ob ein Diabetes vorliegt und umgehend eine genau zum Problem des Patienten passende Behandlung einleiten.“