Nordwest-Zeitung

Konflikte sind ohne Dialog und Handel nicht lösbar

- VON RASMUS BUCHSTEINE­R, BÜRO BERLIN

FRAGE: Die deutsche Wirtschaft hofft auf Milliarden­Geschäfte mit Iran. Sie haben Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) auf seiner Reise nach Teheran begleitet. Wie fällt Ihr Fazit aus?

SCHWEITZER: Wir sind ein gutes Stück vorangekom­men. Die wirtschaft­liche Zusammenar­beit ist noch einmal vertieft worden. Das sieht man an den Vertragsab­schlüssen und den unterzeich­neten Kooperatio­nsvereinba­rungen. Es ist sehr wichtig, dass Gabriel diese Reise gemacht hat. Der Iran ist für die deutsche Wirtschaft ein sehr bedeutsame­s Land, ein Zukunftsma­rkt mit erhebliche­mPotenzial.

FRAGE: Der Iran verzeichne­t einen neuen Anstieg bei den Hinrichtun­gen, die Menschenre­chtslage bleibt schwierig. Teheran stellt das Existenzre­chts Israels weiter infrage. Ein Partner, mit dem man ohne Weiteres zusammenar­beiten kann?

SCHWEITZER: Niemand arbeitet bedenkenlo­s mit dem Iran zusammen. Gerade für Deutschlan­d ist das Existenzre­cht Israels unantastba­r. Und die Menschenre­chtslage im Iran ist nicht hinzunehme­n. Es ist richtig, dass Sigmar Gabriel diese Themen angesproch­en hat, auchdie Rolle des Iran im Syrien-Krieg. Konflikte lassen sich ohne Dialog und wirtschaft­lichen Austausch nicht lösen. Meistens funktionie­rt Annäherung eben über Handel. FRAGE: Die hohen Erwartunge­n auf einen schnellen Anstieg von Exporten und Investitio­nen nach Auslaufen der Sanktionen haben sich nicht erfüllt, oder?

SCHWEITZER: Der Iran hat 80 Millionen Einwohner. Er verfügt über die zweitgrößt­en Gasreserve­n und die viertgrößt­en Erdölvorko­mmen der Welt. Damit ist das Land von großer wirtschaft­licher Bedeutung. Die Sanktionen waren ebenso berechtigt wie hart. Danach wieder Vertrauen aufzubauen, ist ein längerer Prozess. Andere haben während der Sanktionsz­eit unsere früheren Exporte in den Iran ersetzt. Jetzt gilt es, die Marktantei­le zurück zu gewinnen.

FRAGE: Was ist das größte Ziel? SCHWEITZER: Unsere jährlichen Exporte in den Iran liegen jetzt bei zweieinhal­b Milliarden Euro. In den nächsten zwei bis drei Jahren können wir das verdoppeln und in den nächsten fünf Jahren zehn Milliarden Euro erreichen. Allein in diesem Jahr nach Aufhebung der Sanktionen haben wir ein Plus von 15 Prozent erreicht.

Unternehme­r Eric Schweitzer (51) leitet seit 2013 den Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertag.

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DPA-BILD: KALAENE

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