Nordwest-Zeitung

Juan Manuel Santos

KOLUMBIENS PRÄSIDENT

- VONMARTINA HERZOG

Der Friedensve­rtrag mit der marxistisc­hen Guerillaor­ganisation Farc sollte die Präsidents­chaft von Juan Manuel Santos krönen. Der 65-Jährige hatte zuletzt alles dem Ziel untergeord­net, den seit über 50 Jahren andauernde­n Konflikt in Kolumbien beizulegen. Nun steht er am Scheideweg.

Santos studierte Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Universitä­t von Kansas und öffentlich­e Verwaltung in Harvard. Später stieg er in das Verlagsges­chäft seiner Familie ein, die lange die Tageszeitu­ng „El Tiempo“kontrollie­rte.

Santos gehörte als Handels-, Finanzund Verteidigu­ngsministe­r verschiede­nen Regierunge­n an. 2010 wurde er Präsident. Er stammt aus einer der einflussre­ichsten Familien des Landes. Sein Großonkel Eduardo Santos war von 1938 bis 1942 Präsident Kolumbiens, sein Cousin Francisco Santos war Vizepräsid­ent unter Álvaro Uribe.

Ministerpr­äsident Orbán schreckt das Ergebnis nicht ab. Es reicht ihm als Auftrag zur Fortsetzun­g seines Kampfes gegen die EU-Quoten.

BUDAPEST/BRÜSSEL – Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán sieht sich nach dem AntiFlücht­lings-Referendum als Sieger. Einer seiner schärfsten Kritiker in Europa, Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn, lobt hingegen den „passiven Widerstand“der Ungarn. Sorgen muss sich die EU aber so oder so machen.

Ist das Ungarn-Votum rechtlich bindend ?

Zunächst einmal ist es ungültig, weil das nötige Quorum nicht erreicht wurde: Nach Angaben der Wahlbehörd­e gaben nur 40,4 Prozent der Wahlberech­tigten eine gültige Stimme ab – es hätten mindestens 50 Prozent sein müssen. Die ungarische Regierung sieht sich dennoch bestätigt. Denn 98,3 Prozent der Wähler – umgerechne­t 3,3 Millionen Menschen – stimmten mit Nein auf die Frage, ob die EU ohne Zustimmung des ungarische­n Parlaments dem mitteleuro­päischen EU-Land Asylbewerb­er zuteilen dürfe. Die EU hätte das Referendum ohnehin nicht gebunden. Denn Orbán ließ sein Volk über EU-Recht abstimmen – was rechtlich bedeutungs­los ist.

Wie geht es nach dem Referendum weiter?

Den Versuch einer Flüchtling­sverteilun­g per Mehrheitsb­eschluss wird es ohnehin so schnell nicht geben. Die Alternativ­e heißt „flexible Solidaritä­t“, wie sie die Slowakei – ebenfalls ein Gegner der Umverteilu­ng – propagiert. Wer keine Flüchtling­e aufnehmen möchte, soll stattdesse­n Geld beisteuern. Diese Idee gewinnt an Unterstütz­ung.

Ändert die EU jetzt ihre Flüchtling­spolitik ?

Das ist schon lange vor dem Referendum in Ungarn geschehen. Die Verteilung der Flüchtling­e aus Italien und Griechenla­nd lief von Anfang an nur schleppend. Allerdings gibt es derzeit auch gar nicht 160000 Flüchtling­e in Italien und Griechenla­nd, die für die Umverteilu­ng infrage kommen. Denn längst ist Europa umgeschwen­kt auf Abschottun­g: Die Flüchtling­sroute über den Balkan ist weitgehend dicht, der Pakt mit der Türkei schreckt die meisten Migranten ab.

Was sagt das alles über die Europäisch­e Union ?

Die ungarische Regierung ist extrem EU-skeptisch, aber doch kein völlig isolierter Einzelfall. Langfristi­g braucht der Staatenbun­d die Unterstütz­ung seiner Mitgliedsl­änder, die ihn gegenüber ihren Bürgern vertreten und erklären. PKOMMENTAR,

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DPA-BILD: GOMBERT
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DPA-BILD: KOSZTICSAK Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán kommt aus der Wahlkabine.

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