Nordwest-Zeitung

Nach der Flucht wieder an Uni

/tudenten aus Kriegs- und Krisengebi­eten haben feste Berufsplän­e im Kopf

- VON VERA JANSEN

Die meisten Geflü2htet­en mit akademis2h­em Hintergrun­d wissen genau, wel2hen Studienabs­2hluss sie errei2hen wollen. Die ersten 150 Studenten haben an der Bremer Uni begonnen.

BREMEN – In ihren Heimatländ­ern haben sie studiert. Dann kam ihre Flucht. Mit Beginn des Winterseme­sters begann für 150 Geflüchtet­e am Dienstag an der Bremer Universitä­t das Studium. So wie für Mahmoud Herh aus Syrien. Vier Jahre hat er englische Literatur studiert. Vor einem Jahr ist der 32-Jährige wegen des Krieges aus Aleppo geflüchtet.

Mahmoud Abdelwahed kam im November 2015 aus Ägypten. Die politische­n Verhältnis­se im Land hätten ihn zur Flucht getrieben, sagt der 25-Jährige. Er kam allein. „Mutter und Vater sind ein bisschen traurig, dass ich hier bin“, sagte er in perfektem Deutsch. „Ich kann Deutsch sehr schnell lernen.“Mahoud will Maschinenb­au studieren und später in der Luft- und Raumfahrt arbeiten.

Fernseh- oder Radiomoder­ator ist der Berufswuns­ch von Ali. Der 28-Jährige kam vor zwei Jahren aus dem Iran nach Bremen. Dort hatte er Landwirtsc­haft studiert und bei Fernseh- und Radiosende­rn gearbeitet. Hier habe er ein Praktikum bei Radio Weser TV machen dürfen, sagt Ali. Seinen Nachnamen will er nicht nennen. Samstags moderiere er beim Sender. „Das ist die erste Radiosendu­ng auf Persisch. Ich erzähle den Hörern die Unterschie­de der Kultur im Iran und Deutschlan­d.“Die 32 Jahre alte Roua hat in Damaskus Journalism­us studiert. Vor neun Monaten ist sie geflüchtet. In Bremen will sie ihren Master in Politikwis­senschafte­n machen.

Die jungen Ausländer sollen mit dem Vorbereitu­ngsstudium „Integra“fit gemacht werden für ein anschließe­ndes Fachstudiu­m an einer der vier Hochschule­n im Land Bremen. Damit biete das Bundesland beste Voraussetz­ungen für qualifizie­rte Geflüchtet­e, sagte Wissenscha­ftssenator­in Eva Quante-Brandt (SPD) am Dienstag bei der Begrüßung der neuen Studenten im Großen Hörsaal. Auf dem Lehrplan stehen neben der Weiterbild­ung in Deutsch auch Vorlesunge­n zu den Fächern, die die Studenten anschließe­nd studieren möchten. „Bildung ist der Schlüssel zu einer gelungenen Integratio­n“, sagte Quante-Brandt. Bereits zum Sommerseme­ster 2014 hat Bremen das Gasthörer-Programm „IN-Touch“eingeführt.

Auch Universitä­ten und Hochschule­n in Niedersach­sen haben längst nachgezoge­n. Seit September 2015 bietet die Uni Hannover ein kostenfrei­es Gasthörer-Programm für Flüchtling­e.

Die Universitä­t Oldenburg bietet seit diesem Jahr jeweils zum Sommer- und Winterseme­ster ein Orientieru­ngsjahr für Flüchtling­e. In bis zu drei Semestern bereite die Uni die Studierend­en darauf vor, ein Fachstudiu­m an einer deutschen Hochschule aufnehmen zu können, sagte eine Sprecherin der Uni. Zum Sommerseme­ster waren es 28 Männer und fünf Frauen vor allem aus Syrien. Zum Winterseme­ster haben sich 30 Studierwil­lige eingeschri­eben.

 ?? DPA-BILD: JASPERSEN ?? Der Egypter Mahmoud Abdelwahad gehört zu den Flüchtling­en, die einen akademisch­en Hintergrun­d haben und nun mit einem Studium beginnen.
DPA-BILD: JASPERSEN Der Egypter Mahmoud Abdelwahad gehört zu den Flüchtling­en, die einen akademisch­en Hintergrun­d haben und nun mit einem Studium beginnen.

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