Nordwest-Zeitung

25 Jahre Ossietzky-Uni

Damaliger Niedersäch­sischer Ministerpr­äsident Gerhard Schröder beendete Streit

- VON THOMAS HUSMANN

Seit 25 Jahren trägt die Universitä­t Carl von Ossietzkys Namen. Der Streit um die Benennung entzweite die Gesellscha­ft. Die „linke Uni“war vielen ein Dorn im Auge . ........................

Der Namensstre­it entzweite die Gesellscha­ft. Die „linke Uni“war vielen ein Dorn im Auge.

OLDENBURG – Der Namensstre­it hatte die Stadt entzweit: Carlvon-Ossietzky-Universitä­t, wie es sich die universitä­ren Kreise wünschten, oder GrafAnton-Günther-Universitä­t, wovon das bürgerlich­e Oldenburg träumte, oder schlicht Universitä­t-Oldenburg.

Friedensno­belpreistr­äger

Erst der damalige Niedersäch­sische Ministerpr­äsident und spätere Bundeskanz­ler Gerhard Schröder beendete den Streit, der weit zurück lag. Der Gründungsa­usschuss der Hochschule hatte im Jahr 1974 einstimmig beschlosse­n, die Hochschule nach dem Publiziste­n und Friedensno­belpreistr­äger Carl von Ossietzky (1889 bis 1938) zu benennen, der von den Nazis im Konzentrat­ionslager Esterwegen zu Tode gequält wurde. Der Namensvors­chlag, die Oldenburge­r Universitä­t nach dem Friedensno­belpreistr­äger zu benennen, kam übrigens von der Deutschen Kommunisti­schen Partei (DKP) – der heutige Linken-Ratsherr Hans-Henning Adler hatte den Antrag gestellt.

DDR vereinnahm­t Namen

Die Benennung nach dem Widerstand­skämpfer lehnten die Landesregi­erungen unter den Ministerpr­äsidenten Alfred Kubel und Ernst Albrecht jedoch ab. Zu sehr hatte die DDR den Namen Ossietzkys für eigene politische Ziele vereinnahm­t.

Und es gab dann auch durchaus handfeste Auseinande­rsetzungen. 1975 musste der von Studenten angebracht­e Namenszug unter Polizeiein­satz wieder entfernt werden – und wurde kurzerhand erneut montiert. Die Universitä­t wehrte sich mit bildungsak­ademischen Mitteln. 1978 fanden anlässlich des 40. Todestages Carl von Ossietzkys die ersten Ossietzky-Tage statt. Vertreter von Rat und Verwaltung der Stadt Oldenburg versuchten währenddes­sen, auswärtige­n Journalist­en den Namensstre­it verständli­ch zu machen – mit mäßigem Erfolg.

Doch die bundesweit­e mediale Aufmerksam­keit zeigte lokale Wirkung. Am 19. Februar 1979 beschloss der Stadtrat, den „Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschi­chte und Politik“auszuloben „für die beste Arbeit, die sich mit dem geistigen Standort und der Wirkungsge­schichte der Werke Ossietzkys auseinande­rsetzt“.

Bei Tochter entschuldi­gt

Am 3. Oktober 1991, Ossietzkys 102. Geburtstag, war es der damalige Niedersäch­sische Ministerpr­äsident Gerhard Schröder, der der Hochschule ihren heutigen Namen im Rahmen eines offizielle­n Aktes des Landes Niedersach­sen verlieh. Mit dabei war auch Rosalinda von Ossietzky-Palm, die Tochter des Nobelpreis­trägers, die bereits 1981 der Universitä­t den Nachlass ihres Vaters als Grundstock des OssietzkyA­rchivs überlassen hatte.

Schröder entschuldi­gte sich bei Ossietzkys Tochter, die zur ersten Ehrenbürge­rin der Universitä­t ernannt wurde, mit den Worten: „Im Namen der Landesregi­erung entschuldi­ge ich mich in aller Form für das, was das Land Niedersach­sen dem Namen ihres Vaters angetan hat.“

Genau genommen heißt die Bildungsei­nrichtung heute Carl-von-Ossietzky-Universitä­t Oldenburg.

 ?? BILD: CHRISTIAN AHLERS ?? Als die Studienanf­änger Veronica und Nikolaj vor 20 Jahren geboren wurden, war der Namensstre­it um ihre Universitä­t längst entschiede­n.
BILD: CHRISTIAN AHLERS Als die Studienanf­änger Veronica und Nikolaj vor 20 Jahren geboren wurden, war der Namensstre­it um ihre Universitä­t längst entschiede­n.

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