Abgeblitzt
Iin engann mit großen Hoffnungen und endete mit einem Eklat. Sigmar Gabriel wird sich seine Reise in den Iran anders vorgestellt haben. Während ihn die Gemäßigten, die auf einen Kurs der wirtschaftlichen Öffnung setzen, mit offenen Armen empfingen, haben ihn die Hardliner in Teheran eiskalt abblitzen lassen.
Dass Parlamentspräsident Ali Lahridschani den deutschen Vizekanzler brüskierte, indem er den Termin mit ihm in allerletzter Minute platzen ließ, zeigt einmal mehr, wie sehr die politisch-religiöse Klasse im Iran vor den wichtigen Präsidentschaftswahlen im Mai mit Machtkämpfen beschäftigt ist. Wenn da jemand kommt, der nicht nur über Geschäfte sprechen will, sondern auch für das Existenzrecht Israels eintritt, Menschenrechtsverletzungen beim Namen nennt und die iranische Beteiligung am Syrien-Krieg kritisiert, machen die Ultrakonservativen dicht.
Die Führung des über 15 Jahre isolierten Landes will sich auch nach dem Atom-Deal nicht international in die Pflicht nehmen lassen. Die Politik der kleinen Schritte und der westliche Ansatz vom Wandel durch Handel, von Gabriel in Teheran offensiv vertreten, bleiben dennoch richtig, um die Eiszeit zu überwinden. Viel wird davon abhängen, wie schnell die wirtschaftliche Öffnung Früchte trägt, sich die Lebenssituation eines größeren Teils der Bevölkerung verbessert.
Doch so sehr der deutsche Wirtschaftsminister auch als Botschafter von „Made in Germany“aufgetreten ist, so ernüchternd sind die Ergebnisse aus deutscher Sicht: keine spektakulären Milliarden-Deals, nur einige wenige konkrete Vereinbarung mit überschaubarem Umfang. Die ganz große Euphorie ist verflogen, und es geht nur in Trippelschritten voran. Zu unsicher die politischen Rahmenbedingungen, zu unberechenbar die Auswirkungen von USSanktionen für Banken, die Iran-Geschäfte finanzieren. Gabriels Visite kann nur der Anfang eines langen Wegs gewesen sein.