Prälat Kossen verlässt Vechta
Prälat Peter Kossen wird Pfarrer in Lengerich – Hat ihn Streit mit Bischof den Posten gekostet?
VECHTA/OLDENBURG/ TS – Der kommissarische Leiter des Bischöflich Münsterschen Offizialats in Vechta, Prälat Peter Kossen, gibt seinen Posten auf. Kossen werde zum 1. Adventssonntag aus seiner bisherigen Funktion als Vertreter des Weihbischofs ausscheiden. Der Prälat (lat. Vorsteher) werde auf eigenen Wunsch Pfarrer in Lengerich (Nordrhein-Westfalen), teilte die katholische Kirche am Mittwoch mit.
Nach Ð-Recherchen hatte es zuvor bereits Spannungen zwischen Kossen und seinem bisherigen Vorgesetzten, Weihbischof HeinrichTimmerevers, gegeben.
VECHTA/OLDENBURGER LAND – Paukenschlag in der katholischen Kirche: Prälat Peter Kossen, kommissarischer Leiter des Bischöflich Münsterschen Offizialats in Vechta – und damit mächtigster katholischer Kirchenmann in der Region – gibt seinen Job auf.
Zum 1. Adventssonntag wird Kossen aus dem Dienst in Vechta ausscheiden. Der 48-Jährige wird zukünftig leitender Pfarrer in Lengerich. Das bedeutet Diaspora statt Glanz und Gloria. Gerade einmal 8000 Gläubige zählen zu Kossens neuer Pfarrei.
Laut offizieller Mitteilung der Kirche erfolge die Versetzung Kossens freiwillig. Nach fünf Jahren in der Leitung des Offizialatsbezirks (rund 265000 Katholiken) sei es Kossens „eigener Wunsch“gewesen, wieder in einer Pfarrei zu arbeiten. Dort könne er nämlich vor allem eines sein: Seel- sorger. Am 21. Januar soll der Prälat (lat. für Vorsteher) in sein neues Amt eingeführt werden.
Doch warum gibt Kossen das einflussreiche Kirchenamt auf? Und wie freiwillig war der Abschied aus Vechta wirklich? Nach Ð- Recherchen hat es zwischen Kossen und dem bisherigen Weihbischof Heinrich Timmerevers erhebliche Spannungen gegeben. Timmerevers soll sich an der Art wie Kossen etwa das Thema Werkvertragsarbeit kritisiert, gestoßen haben. Offenbar spielte dabei auch die Frage eine Rolle, ob der zweite Mann hinter dem Bischof so weit in die Öffentlichkeit treten sollte. Das Zerwürfnis der beiden Kirchenlenker war so groß, dass Kossen den Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn vor einem Jahr um Versetzung gebeten hatte. Jetzt erst, nach Timmerevers Weggang, hat Genn die Karte gespielt. Zu erwarten ist also eine ganz neue Doppelspitze im Offizialatsbezirk.
Auf Ð- Nachfrage bestätigte Kossen, dass er und Timmerevers in einigen „Fragestellungen nicht übereingestimmt“hätten. Beide hatten es damals für „klüger“erachtet, künftig nicht weiter zusammenzuarbeiten.
DassPrälat Peter Kossen aus der Region verschwinden wird, ist äußerst bedauerlich. Warum? Sicher, man könnte sagen, katholisch sind hier im Oldenburger Land die wenigsten, und wen interessiert schon, wenn ein Mann ein Amt in einer verstaubten Institution aufgibt?
Das Besondere an dem Mann aus der verstaubten Institution ist jedoch, dass er für die Menschen in der Re- gion ein ganz besonderes Interesse hat.
Anstatt sich im theologischen Elfenbeinturm zu verstecken, hat Kossen den Finger in die Wunde gelegt. Leiharbeit, Werkverträge, prekäre Arbeitsverhältnisse. Die Fleischindustrie wird drei Kreuze machen, wenn Kossen weg ist. Der Geistliche hat sich um ein Thema gekümmert, um das die Politiker gerne einen Bogen machen. Zu gewinnen gibt es hier nämlich nichts.
Sollte Kossen dieses Engagement letztlich auch das Amt gekostet haben, wäre das fatal für die Kirche. Denn damit würde sie vor allem beweisen, wie sehr sie aus der Zeit gefallen ist. @ Den Autor erreichen Sie unter Schwerdtfeger@infoautor.de